F-Junioren erklimmen Amtsberger Podest

Da hat es gerappelt auf dem Weißbacher Hallengeläuf. Die Nachwuchsgermanen der F-Jugend haben beim Budenzauber des gastgebenden FV Amtsberg – immerhin dem beeindruckenden Sieger der diesjährigen Hallenkreismeisterschaft und einem internationalen Schwergewicht der Szene – in einem hochkarätig besetzten Turnier den dritten Platz eingefahren und hätten wohl nicht unverdient auch im Finale stehen können. Mit einer durchweg starken Teamleistung, Einsatzbereitschaft, Leidenschaft und Spielfreude, konnten die Stars aus Gornau am Ende mit 13 zu 9 Toren für eine faustdicke Überraschung im Nachbarort sorgen und zeigen, welches Potenzial in diesem Team steckt.

In den vergangenen Turnieren strapazierten die Sowade-Gillert Schützlinge bekanntlich die Nerven des Trainerduos und glänzten in allem Anderen, nur nicht durch Tore, Punkte und Platzierungen. Die turbulenten letzten Wochen sorgten wenig für besinnliche Weihnachtstage. Dennoch hielten Sportvorstand Arnold und Verein kompromisslos am Trainergespann fest: „Sie erreichen die Mannschaft, machen gute tägliche Arbeit“, so die einem Mantra ähnelnden immer gleichen Phrasen, die den Journalisten aus dem Jahnweg entgegenschlugen. Die herbeigeredete Krisenstimmung wollte man im Verein nicht akzeptieren und bezog deutlich Stellung – in jenen Tagen alltäglicher, von Nervosität getragener Kurskorrekturen und ständigen Trainerwechseln im Profigeschäft eine Seltenheit. Noch müssen die Trainer nicht beim Arbeitsamt vorsprechen. Aussprachen mit der Mannschaft, klare Forderungen, das Drehen an einigen Stellschrauben und ein erfolgreiches Trainingslager in Dubai unter vollkommener Abschottung der Öffentlichkeit stellten die Weichen, pünktlich zum neuen Jahr einen Pokal nach Gornau zu entführen.

 

Obwohl die äußerlichen Bedingungen alles andere als günstig schienen, die zwei Kilometer entfernte Halle tatsächlich ohne Schneekettenmobil zu erreichen, traf das Starensemble angeführt von Gillerts heckangetriebenen Rasenmäher pünktlich im Ortskern von Weißbach ein. Ein Wunder, konnte man im Schneegestöber die Straßen tatsächlich maximal erahnen. Gewohnt lautstark zeigte sich der mit Skiern angereiste Ostblock, der ein Drittel der Hallenränge für sich reklamierte. Etwas müde, weil taktische Debatten bis weit in die Nacht hineinreichten, ging es in der extrem kleinen Halle an die Erwärmung. Sämtlichen Jahresetat kostete die Leihe der E-Jugend Stars Felix A. und Reni. Beide an diesem Tag in jeder Hinsicht eine enorme Verstärkung des Teams (die üppige sechsstellige Prämie und zusätzliche Fernsehgelder retten aber vermutlich die Haushaltsbilanz der F-Jugend; Anm. d. Red.). Wie seit jeher gewohnt, warteten starke Gegner: Neben dem Favoriten aus Amtsberg galt es sich gegen Thum-Herold/Gelenau 2 zu beweisen – Zweitplatzierter der Hallenkreismeisterschaft (!) – und dem unbekannten Team aus Heinrichsort/Rödlitz. Letztere starteten wahrscheinlich am vorigen Abend, um pünktlich dem Budenzauber in Amtsberg beizuwohnen. Die Taktik der Germanen war in der prominenten Besetzung klar, die Truppe heiß: Alles oder Nichts, ohne Netz und doppelten Boden. Des deutschen liebste Sicherheit hinten angestellt – Hauptsache mehr Buden vorn als hinten. Hallengalla, Halligalli, Real-Madrid-Style, Harakiri, ab geht die Post, das muss knallen in der Hütte und notfalls eben die wehenden Fahnen Untergangsgeschichte.


Gleich im ersten Spiel zeigten die Germaniastädter beim 0-0 gegen Thum-Herold/Gelenau 2, dass an diesem Tag mit den Stars aus Gornau zu rechnen sein wird. Gespielt wurde aufgrund der kleinen Halle mit nur vier Feldspielern, eine sehr positive Erfahrung für die Germanen. Obwohl Chancen zum Sieg zur Genüge da waren, hätte man sich auch nicht über eine Niederlage beschweren dürfen – die Gegner verliebten sich aber in den rechten Pfosten, der beim Torschuss immer wieder anvisiert und erstaunlicherweise beständig getroffen wurde. Wahrscheinlich wäre in dieser Partie wohl weit mehr, besonders in Sachen Stabilität und Torgefahr möglich gewesen, wenn Sowades lang ausgefeiltes, hochkompliziertes Taktik-Rautensystem zugunsten eines herkömmlichen zwei-zweier Blocks in die Aktenablage, Stichwort: „Zukunft“, gewandert wäre. Beim deutlichen 6-0 gegen den SV Heinrichsort/Röditz zeigten die Germaniastädter in jeder Sekunde des Spiels eine überragende Leistung. Nicht, weil die Gegnerauswahl nichts entgegengesetzt hätte, sondern weil die Gornauer Talente aus einer kompakten und spielsicheren Defensive mit der an diesem Tag wiedermal bärenstark spielenden Reni und dem Spielmacher Felix A. extrem ballsicher, spielfreudig und druckvoll Fußball spielten. Dazu setzten Julian, Euron und Felix E. energisch vorn an und erarbeiten sich dadurch zahlreiche Torchancen, starke Dribblings und Ballstafetten waren zu sehen. Wilhelm und Lauro passten sich in die Leistung stark ein und das Team kann dankbar sein, diese Jungs dabei zu haben. Ein Fest auf dem Tanzparkett in der verschneiten Weißbacher Halle, das in dieser Stunde zu erleben war, magische Momente – fast Zauberei, wie Ballett mit Ball. Bevor der Gornauer Teppich aber zu schweben begann, galt es die vier Punkte weiter auszubauen: Der letzte Gruppengegner war die Elitetruppe aus Amtsberg. Individuell beeindruckend stark besetzt, international erfahren und unheimlich effizient im Abschluss. Thum-Herold/Gelenau 2 hat immerhin sieben Tore gegen den Gastgeber kassiert. Mit einem tatsächlich weniger eindeutigen 5-2 mussten die Germaniastädter am Ende enttäuscht vom Platz ziehen, obwohl sie sich nach einem 2-0 Rückstand zwischenzeitlich ein 2-2 erkämpfen konnten und sogar einen Neunmeter verschossen hatten. Die Auswahl des FV Amtsberg war dem Rande einer Niederlage nahe, die Trainer ungewöhnlich nervös und aufgeregt – das kennt der geneigte Zuschauer eher vom Gornauer Gespann. Es waren am Ende trotz einer starken Leistung des Teams individuelle Fehler, die die Sensation verhinderten – Tagtraumphasen mit Tribünenbeschauung der Offensivabteilung, gedankliche Schlafphasen bei Standartsituationen der Gegner, besonders fehlende Deckungsarbeit in der Offensive und zögerliche Entscheidungen gepaart mit etwas Pech in umhin ungünstigen Momenten. Bezeichnenderweise flog die Dame des Teams, Reni, in diesem körperbetonten Spiel weitaus mehr durch die Halle, als der gesamte Rest der (männlichen) Spieler. An dieser Stelle sei ein Lob vom stets neutralen Berichterstatter an die Amtsberger Truppe gerichtet, denn die Talente der Nachbarn nutzten jede noch so kleine gedankliche Pause gnadenlos aggressiv, schnell, effizient und vor allem in den hinteren Reihen mit unglaublich Schussstärke und -präzision. Top!


Mit vier Punkten und dem deutlich besseren Torverhältnis ging es nun in das zweite Halbfinale gegen die SG Fortuna Niederwürschnitz, seines Zeichens Teilnehmer der Hallenkreismeisterschaftsendrunde. Es ist unerklärlich, warum die Germaniastädter dieses Spiel mit 2-3 verloren haben. Bis in diesem Moment findet sich auch nach langer Recherche kein Augenzeuge, der sich an die drei Gegentore in diesem Spiel erinnern kann. Der Ball – mal wieder der geliebte nicht springende, aber immerhin rund aussehende und sich auch so ähnlich anfühlende Futsal, war meines Wissens nach nicht einmal in der Gornauer Hälfte, was bei der Hallengröße theoretisch und praktisch fast unmöglich scheint. Der gegnerische Torwart wurde zur Legende geschossen, noch seine Urenkel werden dieses Spiel staunend am Lagerfeuer der nächsten Generation weitergeben. Suspekt und ein Fall für die Kriminologie ist, wie es möglich war, dass die Stars aus Gornau den Ball tatsächlich dreimal aus dem eigenen Netz fischen mussten. Der kränkelnde Bengt, inzwischen trotzdem den an diesem Tag starken Max aus dem Bambini Jahrgang im Tor ersetzend, zeigte eine souveräne Leistung und fügte sich nahtlos ins Team ein. Der personelle Wechsel brachte nebenbei gleich 40 cm zusätzliche Körperhöhe und Schrittlänge mit sich. Ein bemerkenswertes Upgrade. Max hatte am Mittag wichtigen Repräsentationsaufgaben als Einlaufkind beim Chemnitzer FC nachzukommen und reiste deshalb eher ab – ein wichtiger ideeller Beitrag der Nachwuchsgermanen, den benachbarten CFC wirtschaftlich zu sanieren. Das Torwartmanagement war jedenfalls so beeindruckend, wie die spielerische Leistung der Gornauer Stars. Und trotzdem: Plötzlich standen die Kicker nur im Spiel um Platz drei, obwohl das Finale verdient gewesen wäre. Dieses Mal forderte die zweite Vertretung des FV Amtsberg zum Tanz auf dem Parkett. Beeindruckend, wie der junge Jahrgang des Gastgebers sich durch das Turnier kämpfte und die an diesem Tag nicht angetretenen Grünhainichener Nachwuchsstars spontan vertrat. Angeblich, so munkelte man auf den Rängen der Halle, habe man das Engeldorf mit der Bergwacht unter dem Schnee gesucht und bisher noch immer nicht wiedergefunden – die wetterbedingte Absage also sehr verständlich. Trotz eines 0-1 Rückstandes und arg verschlafenen fünf Minuten erkämpften die Germaniastädter gegen die Gastgeberauswahl am Ende ein verdientes 3-1 und damit den dritten Gesamtplatz.

Sportvorstand Arnold trat sichtlich zufrieden vor die Presse und sieht sich in seinem Kurs bestätigt, die Trainerstühle zwar kippeln zu lassen, aber nicht umzuwerfen. Es war schön zu sehen, wie die Mannschaft sich spielerisch, aber in vielen Situationen auch kämpferisch, mit Leidenschaft und Druck auf den Ball an diesem Tag gegen die internationale Klasse der durchweg großen Namen hiesiger Ligen stellte, sich immer wieder behaupten konnte und am Ende mit dem Pokal belohnte. Es war auch bemerkenswert, wie alle gemeinsam, Fans, Trainer und besonders auch die Ersatzspieler mitfieberten und ihren Teil dazu beitrugen. Für die Kinder war das wichtig. Wohl wissend, dass der Support der erfahrenen E-Jugendspieler eines der zentralen Elemente dieses dritten Platzes ist, lässt sich mit diesem Erfolg in das kommende Turnier am Sonntag in Burkhardtsdorf gehen. Hier werden die Zuschauer in der legendären Eurofoam Arena personell und taktisch sicherlich eine andere Mannschaft als heute bestaunen können – auch das wird wieder eine neue Herausforderung für alle Beteiligten und wir hoffen auf spannende Spiele, große Emotionen, wieder etwas mehr kuriose Situationen als heute und einen starken Ostblock im Rücken.

 

Bis dahin, Tobias Sowade 

PS: Schon am Samstag werden beim Sponsorencup der Gornauer pünktlich nach dem Mittagsschläfchen ab 14:00 Uhr in der Zschopauer Zauberbude einige Trainer des Germania-Nachwuchses ihr Können zeigen. Mal schauen, ob die außerordentlich klugen Ratschläge, Anweisungen und Taktikraffinessen, die der Personenkreis gern im Stile universalgültiger Weisheiten den Kindern mit auf den Weg gibt, beim selbst anwenden Früchte trägt. Auch hier wird die Presse sehr genau beobachten, wie sich die Trainerabteilung schlägt. Offensichtlich läuft schon seit Monaten ein geheimes Vorbereitungstraining – wir sind gespannt!

 

 

 

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