4 Spiele, 12 Punkte, 11-0 Tore, den besten Spieler in den eigenen Reihen und einen verdienten ersten Platz am Ende des Tages! Was für eine Vorstellung: Zauberei, Kampf und Leidenschaft, Tikki-Takka, zarte Pässe, Traumtore, die Halle wackelt und der Zschopauer Kirchturm zittert. Das hat geknallt in der Stadtmitte, der Autokorso blockiert den Brühl. Die internationalen Medien standen Schlange, Live-Übertragung der Spiele, Interviews am Spielfeldrand und mit Sportvorstand Arnold garnierte höchste Prominenz die Galavorstellung an diesem winterlichen Samstagvormittag. Der Start in die Budenzaubersaison ist den Nachwuchsgermanen furios und mit einer überragenden Performance gelungen. Bei der gastgebenden BSG Motor Zschopau erlebte die bis zum Dach gefüllte Halle ein gut besetztes und ganz hervorragend organisiertes Turnier mit engen und spannenden Duellen. Die Fanblöcke sorgten für ein wahres Fußballfest, so viele Einwohner an einem Ort hat man in der Motorradstadt lange nicht gesehen. Am Ende konnte sich das hoch dekorierte Ensemble der Germaniastädter souverän und verdient durchsetzen und die suppentellergroßen Goldmedaillen vor die stolze Hühnerbrust hängen.
Die vergangenen vierzehn Tage standen ganz im Zeichen der Turniervorbereitung am Jahnweg in Gornau. Nach den letzten zufriedenstellenden Partien unter freiem Himmel gegen die direkten Ligakonkurrenten und das Überwintern im oberen Tabellendrittel mit Blick auf die Championsleaguequalifikation galt es sich in die taktisch, technisch und läuferisch vollkommen neu strukturierten Verhältnisse des Parkettfußballs einzuarbeiten: Das ist eine Aufgabe regelrecht biblischen Ausmaßes, gewöhnten sich die Stars in den Vorwochen doch erst an die physikalischen Eigenschaften des Spielfeldes und Spielgeräts unter freiem Himmel. Dass die Kombination aus dem harten, blank gebohnertem Parkettboden, eines in seinen Sprungeigenschaften und Größe besonders hervorstechenden Balles sowie der Nutzung von Banden sämtliche zuvor gelernten Prinzipien des gepflegten Fußballsportes über den Haufen wirft, hat man stattlich besonders im allzu regelmäßigen Unterlaufen des Spielgerätes bestaunen können. Der überraschende Einsatz der Bande hat die nächtelang ausgetüftelten taktischen Raffinessen des Trainerteams vollkommen ad absurdum geführt: Und trotzdem zeigte sich das Germanenensemble bis auf das chaotische Gebaren im Eröffnungsspiel gegen die Auswahl des VfB Annaberg (!) erstaunlich geordnet und konsequent in der gesamten Spielanlage, Vorbereitung ist gut. Improvisation ist besser. Da bekommt die sogenannte „Türschwellenpädagogik“ ganz neue Betätigungsfelder. Während noch gegen die starke Truppe aus Annaberg eine Torchance zum Sieg reichte und der linke Stammverteidiger Rafael zum bärenstarken Rückhalt zwischen dem Gestänge avancierte, so sollte in den restlichen drei Spielen gegen die Talente aus Scharfenstein/Großolbersdorf, Gornsdorf und Zschopau nichts anbrennen im Defensivverbund. Auch die Offensive zeigte Süßes fürs Auge: Ballstafetten, überzeugend herausgespielte Torchancen und eine tadellose Laufarbeit in der Bewegung gegen den Ball. Auch wenn das Spiel mit Bande zweifelsohne einen gewissen Hang zum Zufallsprinzip entwickelt, mag man auch ohne philosophische Deutungsmuster so etwas wie Planhaftigkeit bei den Germanen durchschimmern gesehen haben.
Mental haben sich die Germaniastädter auf diese neue Herausforderung eingelassen, Spiel für Spiel kontrolliert aufzutreten, das Heft in die Hand zu nehmen, den festen Glauben des Gewinnens innewohnend zu verkörpern und individuell seinen Teil einzubringen, um sich am Ende mit dem ersten Platz zu belohnen. Das Trainerteam kann nicht nur stolz und zufrieden mit dem abermaligen mannschaftlich geschlossenen Auftreten der Nachwuchsstars sein, sondern es kann beruhigt jedem Nachwuchstalent die Verantwortung auf dem Feld aufbürden. Egal wie Sowade, Gillert und Findeisen die Blöcke wechselten: Keine Formation auf dem Feld verwaltete Spielstände oder sorgte für Unruhe auf der Trainerbank – ganz im Gegenteil: Souveränität, Aktivität und stete Torgefahr charakterisierten die Spielweise der Germanen.
Die Konsequenz jedes Einzelnen war am Ende maßgebend für diesen ersten Platz gegen keineswegs unterlegene Gegner: Ob Tim, der sich sein Tor mit der Brust nach einem Eckball durch seinen Willen und das Vertrauen der Schmerzfreiheit einer Ballberührung oberhalb der Hüfte regelrecht erzwang – noch vor einigen Monaten hätten sich die Germaniastädter im Ausweichen geübt, geduckt oder das Hüftgelenk beim hochwuchten des Fußes ausgekugelt. Ob Julian, der die eine Chance gegen Annaberg gnadenlos sicher verwandelte, ansonsten in immenser Laufarbeit fürs Team ackerte und in auffällig oft gesehener Horizontallage für sie Sauberkeit des Parkettbodens Verantwortung übernahm. Ob Phillip, der mit insgesamt vier Toren zweitbester Torschütze wurde und seine Buden aus schwierigen bis nahezu unmöglichen Positionen mit beängstigender Ruhe netzte. Ob Karim, der trotz so mancher vergebenen Großchance (es soll Mannschaften geben, bei denen für derartige Bretter der Biervorrat aufgefüllt werden muss, die LKW-Ladung wäre vermutlich teuer für Karim geworden…) in seiner mannschaftsdienlichen Spielweise als Vorbereiter glänzte. Ob Euron, der als Leader auf dem Feld die Verantwortung übernahm und bis zur Erschöpfung ackerte. Ob Laurenz und Ben, die sich in Manndeckung aufrieben, taktisch clever agierten und durch ihre laufintensive Arbeit und Zweikampfsicherheit sowohl den gut mitspielenden Rafael Sicherheit gaben, als auch der Offensivabteilung den Rücken frei hielten. Ob Elias und Wilhelm, die beide ohne jede Aufgeregtheit ihre Aufgaben erledigten und die gleiche Sicherheit ins Spiel brachten. Oder ob mit Max „the cat“ ein Torwart das Team komplettiert, auf dem immer Verlass ist (…sofern er seine Handschuhe dabei hat…) und der aufgrund seiner schweren Verletzung dem Team in den letzten Wochen sehr gefehlt hat. Ob mit dem kränkelnden Mannschaftskapitän Alex und Dennis, die beide zwar nicht im Kader standen aber live dabei waren bzw. sich sofort beim Team meldeten und für den Erfolg mitfreuten: Jeder ist bereit die eigenen Fähigkeiten abzurufen, seine Vorgaben zu erfüllen und sich selbst zu vertrauen.
Es macht momentan eine große Freude diese Entwicklungen der Truppe und jedes Einzelnen Woche für Woche zu verfolgen und zu registrieren, dass die Nachwuchsstars an ihre eigene Stärke glauben und diese Mentalität auch auf dem Feld als Team ausstrahlen. Die kommenden Wochen werden viele weitere Turniere bereithalten, teils mit namhaften Gegnern, die den Germaniastädtern wohl einiges abverlangen werden. Schon am nächsten Samstag gastiert das Ensemble in der Vorrunde der Hallenkreismeisterschaften in Zschopau und wird dort auf bekannte und unbekannte Teams internationaler Spitzenklasse treffen. Zudem wird mit den eigentümlichen Futsalregeln eine ganz andere Art und Weise des fußballerischen Diskurses auf dem Parkett Einzug halten. Daran wird das Trainerteam fieberhaft arbeiten und alle Vorbereitungen treffen. Auch wenn es fraglich ist, ob die Stars aus Gornau diese Leistung konstant abrufen werden können: Die sichere Gewissheit, dass ein Jeder im Team seine Aufgaben lösen kann und den Glauben an die eigenen Fähigkeiten besitzt, dürfte für ein beruhigendes Gefühl in Hinblick auf die kommenden Herausforderungen bei allen Beteiligten am Jahnweg sorgen.
PS: Angeblich sollen die Germaniastädter im international-regionalen Fernsehprogramm in Kürze zu sehen sein. Ein neuer Gipfel der Berühmtheit wird erklommen. Die bald neu besetzte Stelle im Referat der Öffentlichkeitsarbeit der F-Jugend von Germania Gornau wird also reichlich zu tun bekommen, wenn die inzwischen weltweit verteilten Fanclubs Autogramme anfordern oder im Fanshop die Kreditkarten strapazieren.