Die Krise ist da, der deutsche Fußball dem Untergang geweiht. Apokalyptische Zustände auf den Rasenoasen der Republik, messerscharfe Kritik: „Saubermachen“, Aufräumen“, wo sind die Charaktere im deutschen Fußball, wo das Aufbegehren? Alles „pomadig“ und „behäbig“, keine Mannschaft erkennbar! Ja, die stille am Jahnweg ist trügerisch. Auch das bescheidene Abschneiden der Nationalmannschaft täuscht nicht darüber hinweg, dass in Gornau phänomenal desolat die vor einem Jahr großspurig herausposaunten Saisonziele satt unterlaufen wurden. Es war eine durchwachsene Rückrunde der Edelgermanen, bei der am Ende ein undankbarer Platz 5 im Niemandsland der Tabellenmitte zu Buche steht und damit das internationale Geschäft in der kommenden Saison ausbleiben wird – eine brutale Sehnsucht der treuen Fangemeinde nach wöchentlichen Flutlichtspielen in der erzgebirgischen Einöde, die weiterhin eine Träumerei bleiben wird.
Die Vereinsverantwortlichen können es drehen und wenden wie sie wollen: Platz 3 war das Mindestziel – keine vergeigte WM mit Fotodramen um zwielichtige Politikerfiguren, kein Weltuntergang, das Gras wächst am Jahnweg auch weiter, klar. Aber der 5. Platz – zugegeben mit sattem Abstand zu den Verfolgern und hauchdünnem Rückstand zu den ersten drei Teams – repräsentiert am Ende des Tages nicht Pech, sondern schlicht die Position im Ranggefüge der erzgebirgischen Juniorteams, die sich die Germanen im Positiven wie Negativen verdient haben. Während sich die Stars aus Gornau über die gesamte Saison hinweg in den Spielen gegen Teams aus der zweiten Tabellenhälfte souverän und teils haushoch überlegen durchsetzen konnten (Venusberg 7-3, Großrückerswalde 5-1, Marienberg 8-2, Scharfenstein 6-3), gelang gegen die unmittelbaren Konkurrenten bis auf das Heimspiel gegen den BSV Gelenau (6-2) – umhin taktisch und kämpferisch wohl eine der überzeugendsten Leistungen der Germaniastädter – kein Sieg. Gegen Olbernhau und Drebach verschenkte man in teils engen und unglücklich verlorenen Spielen 6 Punkte, gegen Amtsberg gelang trotz Auswärtspunkt im Heimspiel kein Tor (0-3). Trotz der extrem knappen Abstände zwischen den fünf Topteams der Tabelle konnten die Germaniastädter nicht in den Kampf um die internationalen Plätze eingreifen. Obwohl alle Teams der Liga durchaus patzten und Punkte verschenkten, besiegten die ersten 4 Auswahlen unmittelbare Konkurrenten und gewannen damit entscheidende Spitzenduelle. Den Germanen fehlte in vielen Situationen die Coolness, mitunter auch die spielerische Qualität und schlicht die Cleverness, aber nie die Leidenschaft und der Ehrgeiz.
Das Trainertrio äußerte sich in den Pressekonferenzen stets optimistisch, die Ziele zu erreichen. Auch zeigte die Arbeit auf dem Platz und an der Seitenlinie in der Rückrunde Fortschritte, auch wenn dies im Fanlager und von der geballten, allwöchentlich versammelten, Mediengewalt am Jahnweg aufgrund der keinesfalls in der Summe so überlegenen Ergebnisse wie dies noch in der Hinrunde der Fall war, mitunter anders interpretiert wurde. Und doch bleiben die Trainerstühle wie gewohnt besetzt, Sportvorstand Arnold gab auf der abschließenden Jahrespressekonferenz ein klares Bekenntnis zum Trainerteam. Bei allem Spaß, der in den regelmäßigen (und zuletzt leider unregelmäßigen) Blogbeiträgen zum Tragen kam, sei an dieser Stelle nüchtern und voller Zuversicht eine etwas andere Perspektive eingenommen:
Unabhängig von Ergebnissen und Tabellenplätzen benötigt die Frage nach Fortschritt und Erfolg tiefere
Analysen, um einer in Performance, Leistung und Entwicklung sehr differenzierten Saison gerecht zu werden. Die Germaniastädter gingen aus einer stark von Niederlagen geprägten Vorsaison als
junger Jahrgang in einen Wettkampf, bei dem sportliche Perspektiven alles andere als scharf konturiert gewesen waren. Während es im Vorjahr für Trainerstab und Team darum ging, ohne jede
Beeinflussung durch bittere Ergebnisse und so mancher gegnerischer Machtdemonstration kleine Ziele zu verfolgen und vor allem psychologisch am Durchhaltewillen zu arbeiten, sollte in dieser
Saison die Performance auf dem Platz im Zentrum der täglichen Arbeit stehen. Es wurde rückblickend sehr viel mehr erreicht, als vorher angenommen wurde: Die Germanen trafen in 17 von 18
Saisonspielen mindestens 3 Mal, im Durchschnitt schossen die Youngster über 8 Tore pro Spiel. Auch die Streuung der Torschützen kann sich sehen lassen: Von am Ende 16 Spielern im Kader konnten
sich 12 Kinder in die Rangliste eintragen. In der Defensive stehen weitaus weniger Gegentore zu Buche, auch wenn die absolute Anzahl zu hoch ausfällt. Die Erklärung liegt hier in mehreren
Bereichen: Das Trainerteam experimentierte im Vergleich zur Offensivabteilung weitaus mehr in der personellen Ausstattung in der Defensive – gerade bei deutlich positiven zwischenzeitlichen
Spielständen gegen Teams aus dem Tabellenkeller –, die Kompaktheit im Mittelfeld hing und hängt an einzelnen Spielern, die sportlich im Krankheitsfall schwer zu kompensieren sind und schließlich
wird es Niemand verkennen, dass gerade im Kinderfußball individuelle Fehler zur gängigen Spielkultur zählen müssen und können.
Bei einer mittleren Trainingsbeteiligung von immerhin knapp 76% – dabei waren in über 20% aller Trainingseinheiten alle Kinder anwesend – konnte intensiv vor allem an Kleinigkeiten gearbeitet werden, die in den Spielen sichtbar waren. Sowohl spielerisch als auch taktisch bewegte sich das Team in der Rückrunde auf einer anderen Ebene, als dies in der Hinrunde der Fall war. Erkennbar war dies beispielsweise in Passstafetten, die gezielter vorgetragen wurden, klaren taktischen Belangen (Einwürfe, Ecken, Positionsspiel) und besonders der individuellen Erfüllung von speziell vorgegebenen Aufgaben. Auch athletisch und in der körperlichen Robustheit haben Training und Ansprache angeschlagen.
Dem Trainerteam ging es zunehmend weitaus weniger um die Frage nach der Anzahl von Toren, sondern um die Vorbereitung auf die folgenden Saisons: Was in der konkreten Spielsituation nicht immer verständlich erscheint, hat seine Hintergründe in leistungsorientierten Nachwuchskonzepten. Bei sicheren Spielständen wurde zum Teil die ganze Spielsystematik durch personelle Umstellungen konterkariert. Die Kinder sollen aus ihren angestammten Positionen und Schutzräumen herausgeholt werden und die Perspektive auf das Spiel aus ihnen vollkommen unbekannten Positionen und taktischen Aufgabenbereichen kennenlernen. Diese Rotation wird in den Kleinfeldbereichen eine zunehmende Bedeutung bekommen und ist in den Nachwuchsleistungszentren gängige Praxis.
Es ließen sich viele weitere Statistiken und Eindrücke hier Seitenweise aufführen, die eine Nennung Wert wären – die dem Trainerteam am bedeutendste Eigenschaft des Teams ist jedoch die durchweg über das gesamte Jahr an den Tag gelegte mentale Bereitschaft, diesen Sport gemeinsam, als Team, voranzubringen. Dies zeigte sich nicht zuletzt an die überragenden Leistungen beider F-Teams beim heimischen Sommercup: Als erster und dritter Platz konnten sich beide F-Jugenden gegen 5 andere Teams zwei große Pokale sichern und in einem unermüdlichen Kampf das zeigen, was die Mannschaft in diesem Jahr ausgezeichnet hat: Bereitschaft, Kampf, Einsatz, Atmosphäre im Team und Leidenschaft. Zahlreiche Rückstände hat das Team in der Saison aufgeholt, sich nie, trotz mancher in der individuellen Qualität klar überlegenen Gegner, abschießen lassen. Die unglücklichen Niederlagen in Olbernhau und Drebach, jeweils gerade einmal 6-2, bedeuteten die meisten Gegentore in einem Spiel. In der goldenen Vitrine stehen insgesamt 10 Pokale aus dieser einen Saison. In fast jedem der 16 Hallenturniere / Kleinfeldturniere holte sich das Team eine Trophäe oder zumindest Platzierungen im vorderen Drittel des Feldes. Diese Mentalität und der sich entwickelnde Ehrgeiz sind beachtlich und haben ihre Erklärung in einer Dynamik über die gesamte Saison hinweg: Viele Jungs haben sich anstecken lassen von der Vision des Trainerteams, auf eine große gemeinsamen Reise zu gehen, die für viele mittlerweile weitaus mehr als ein Hobby am Freitagnachmittag ist. Fußball wird selbstverständlich, gerät in Konkurrenz zu anderen Dingen und spielt eine enorm große Rolle im Alltag. Das merken die Trainer am Gespräch mit den Eltern, aber schlicht auch daran, dass der Bolzplatz bevölkert wird, Fußballkarten getauscht werden, professionelle Trainingslager in den Ferien besucht oder die Schulpausen zum intellektuellen Salon des Ballgespräches werden.
Dabei ist es schlussendlich auch völlig klar, dass große Herausforderungen besonders für das Trainerteam entstehen: Nicht nur in der Frage eines ehrenamtlichen Engagements, das mit Training, Vor- und Nachbereitungen, Gesprächen, Auswertungen, Spielen oder dem Rasenmähen wöchentlich Stunden einnimmt und manche heikle Koordination und Balancierung auch im privaten Umfeld erfordert, sondern auch in der Perspektive auf Individualität im Mannschaftssport. Alle einbinden, alle sportlich und persönlich zu fördern, alle Kontexte der Eltern im Blick zu halten und bei allem Ehrgeiz und bei aller Leidenschaft nie zu vergessen, dass Sport nicht nur um des Sports Willen praktiziert wird: Das gelingt rückblickend nicht immer, wie es sich alle vorstellen und gerade das Trainerteam beschäftigen genau diese Ambivalenzen sehr. Die Entwicklung der Truppe ist nie eine geradlinige gewesen, auch die individuelle Entwicklung zeigte und zeigt in der Schrittgröße große Unterschiede – allerdings wäre die Vorstellung, es ginge immer bergauf, sportlich wie persönlich, wenig zielführend.
Die Vision der gemeinsamen Reise ist das Ziel: Alex, Rafa, Ben F., Laurenz, Ben B., Julian, Euron, Phillip, Max, Tim, Dennis, Wilhelm, Jonny, Silas, Elias und Karim folgten diesem Weg mit großer Bereitschaft – und bleiben hoffentlich die kommenden Jahre dabei! Danke an dieser Stelle an Kevin für einen organisatorischen und mentalen Rückhalt. Jens macht die Torleute jeden Freitag mit viel Engagement besser, Thomas unterstützt die E kommende Saison sehr.
Kommende Saison kann eine Gemeinde wie Gornau allein mit über 20 Kindern in der E-Jugend zwei Mannschaften in den Spielbetrieb schicken, wohlgemerkt neben all den anderen Altersklassen. Allein das sagt viel über die leidenschaftliche Jugendarbeit in diesem Verein aus. Das letzte mal, als diese Situation zweier Jugendteams dergleichen Altersklasse mit so vielen beteiligten Kindern der Fall war, schrieb man in Gornau das Jahr 1997.
Mit Louis, Kenny und Lenny bekommen wir große und international sehr erfahrene Verstärkung für unsere Teams. Dazu kommen Max G., Diego, Felix A., Felix E., Bengt, Reni und Lauro, die als „alter“ Jahrgang den ehemaligen F-Spielern zur Seite stehen. Marcel wird als Trainer das Trio zum Quartett machen und den Weg der Germanen unterstützen. Die Staffeleinteilung für beide wirft ihre Schatten voraus – es wird mit Sicherheit nicht einfach werden.
Vielen Dank an die Leser und Leserinnen des Blogs – auch kommende Saison wird die Medienabteilung am
Jahnweg die sportliche Performance beider E-Teams begleiten! Zunächst wird nach kleiner Sommerpause wieder eine harte Vorbereitung im Mittelpunkt stehen, bevor in der Liga für beide Teams schwere
Aufgaben warten. Die Ziele sind klar: Das internationale Geschäft soll zum Alltag am Jahnweg gehören, alles andere ist nicht zu akzeptieren. Schon am 18.8. werden sich die Edelgermanen beim
Nachwuchsturnier beim CFC der knallharten Realität auf dem Rasen stellen müssen!
Bis dahin schöne Ferien!
Das Trainertrio um Choach Sowade zeigte sich sichtlich angeschlagen in der Pressekonferenz nach dem
Spitzenspiel gegen die Stars aus Olbernhau. Noch in der Vorwoche munkelten Medienvertreter, dass dem Trainergespann eine Offerte in noch nie gesehenen Größenordnungen zur Vertragsverlängerung bis
2021 von Seiten des Vereins vorliege. Die bisherigen Erfolge und ein sicher geglaubter Platz im oberen Tabellendrittel mit Blick auf die Meisterschale blendeten offenbar den sportlichen Vorstand,
der sich zudem permanent mit von Außen herangetragenen Gerüchten, dass die Choaches bei europäischen Topclubs auf dem Wunschzettel stünden, herumschlagen musste. Mit der Leistung am vergangenen
Samstag dürfte sich das Trainertrio jedenfalls nichtmal für die Kreisklasse empfohlen haben. Vernichtend waren die Expertenanalysen nach dem Spiel gegen den Konkorrenten aus
Olbernhau.
Die im Vorfeld als Hochrisikospiel eingestufte Partie wurde durch ein großes Aufgebot an Sicherheitspersonal gesichert, verlief aber im Gegensatz zum Hinspiel in einer nahezu harmonischen Atmosphäre. Beide Fanlager sorgten in der ausverkauften Freibadarena für eine angemessene Stimmung. Es war ein Topspiel, in dem vieles für die Germaniastädter möglich war und doch am Ende eine 5-6 Niederlage zu Buche stand. Während sich die Schützlinge von Sowade, Gillert und Findeisen schon in der Vorwoche in einem phasenweise umkämpften Spiel gegen die stark abstiegsbedrohten Venusberger verdient – und dennoch nicht souverän – durchsetzen konnten, konnte sich das Gornauer Ensemble gegen individuell sehr stark besetzte Olbernhauer letztlich nicht die drei Punkte im Titelrennen sichern.
Die anschließende Pressekonferenz sorgte für Unruhe im Verein, stand doch das Trainergespann in seinen taktischen Entscheidungen stark unter Beschuss. Sowade wirkte noch beim allsonntäglichen Auslaufen mit dem Team sichtlich nachdenklich und medienscheu, übernahm er schon am Vortag unumwunden die Verantwortung für die herbe Niederlage, die wahrscheinlich die umhin sehr marginalen Titelambitionen am Jahnweg zunichtemachten. Die sonst gewohnt offensiv aufgestellten Germanen agierten besonders in der ersten Halbzeit ungewohnt defensiv, verschoben sich bei Ballbesitz des Gegners ganze vier Spieler in die Abwehrlinie. Taktisch funktionierte die lang einstudierte Variante ansehnlich, die Räume für die im Mittelfeld aggressiv hantierenden Olbernhauer waren jedoch enorm. Erst nach 4 Gegentoren sah der geneigte Fan die übliche 3-2-1 Variante, die durch das frühe Pressing auf die Defensivlinie der Gäste sofort Wirkung zeigte und weitaus mehr Chancen und Spielanteile für die Hausherren generierte. Die Olbernhauer überraschten die Choaches sichtlich, indem der gewohnte Spielmacher als Libero in Szene trat und damit das taktische Konzept einer Manndeckung in der Germanenreihe über den Haufen warf. Dieser taktischen Misere ging ebenso voraus, dass mit dem Ausfall des derzeitigen Leitwolfs Elias die Zweikampfstärke im Mittelfeld verloren ging und diese Qualitäten momentan nicht zu kompensieren sind. Auch ansonsten fehlten gerade in den ersten 15 Minuten jedem Germaniastädter die 5% an Qualität, die an diesem Vormittag nötig gewesen wären. Schlicht durch katastrophale individuelle Fehler verschenkten die Hausherren 4 von 6 Gegentoren: Ob das Unterlaufen hoher Bälle, das Zuspätkommen bei den zweiten Bällen, das Akzeptieren freier Räume in der Box für die Angreifer der Gäste, katastrophale Fehlpässe oder schlicht die fehelende gedankliche Schärfe bei Standartsituationen – die Talente aus Olbernhau besonders in Person des extrem sicheren Kapitäns nutzten diese fehlende Konsequenz im Germanenspiel gnadenlos und clever aus. Erst in einer engagierten und spielerisch sowie taktisch extrem starken zweiten Halbzeit besonnen sich die Germaniastädter auf ihre Stärken und konnten aufbauend auf eine taktisch einwandfreie Defensivleistung eine Fülle an Torchancen erarbeiten, die durch sehenswerte Abschlüsse in Zählbares umgemünzt wurden. Wilhelm, gegen Venusberg noch überzeugend als Stoßstürmer und Doppeltorschütze aufgefallen, koordinierte die Abwehrlinie ohne jede Unsicherheit und Aufregung, in der Ben und Torschütze Rafael besonders in der zweiten Halbzeit für dichte Außenbahnen sorgten. Alex konnte sich besonders in der zweiten Hälfte das Selbstvertrauen holen und Sicherheit ins Spiel bringen. Julian, der sehenswert per Kopf traf und zusammen mit Euron besonders in den letzten Minuten des Spiels für sichtlich Unruhe im gegnerischen Strafraum sorgte, wurden durch Phillip und Tim tatkräftig und mit großer Laufbereitschaft unterstützt – das deutliche Chancenplus, die kämpferische und kompakte Leistung des Teams hätten an diesem Vormittag eine Sensation in der Freibadarena verdient gehabt.
Dem Team kann man in diesen Tagen schwerlich Vorwürfe machen: Gegen Venusberg war es ein Arbeitssieg, bei dem ein körperlich weitaus robusterer Gegner als in der Hinrunde auf die Germanen wartete und mit Mann und Maus verteidigte. Trotz dreier unnötiger Gegentore ließ sich die Mannschaft kaum beeindrucken, nahm den Kampf an und erarbeitete sich einen Sieg. Gegen Olbernhau setzten die Talente ebenso alle Vorgaben aus dem Staff um, kämpften besonders nach einer unsicheren ersten Halbzeit im zweiten Durchgang und rannten den drei Toren Rückstand ohne jede Zweifelei oder Haderei nach. Die Mentalität – das hat der Fan schon in der Hinrunde gesehen – stimmt, die Truppe folgt jeder Vorgabe, glaubt an das, was erreichbar ist und spielt neben dieser Aufopferungsbereitschaft ansehnlichen und überlegenen Fußball.
An diesem Samstag – und dass stellte das Trainerteam kritisch fest – kam die taktische Reaktion zu spät und Umstellungen im Team hätten eher erfolgen müssen. Dass die Germaniastädter füreinander einstehen, zeigte die Reaktion der Mannschaft in der zweiten Halbzeit. Das lässt für die kommenden Spiele Gutes hoffen. Dennoch ist ein Eingreifen in die Meisterschaft – sofern keine Überraschungen mehr passieren – nur noch schwer vorstellbar. Aus eigener Kraft können die Germaniastädter den dritten Platz und damit die Qualifikation fürs Oberhaus Europa schaffen, sofern keine Patzer mehr passieren. Damit ist der Druck wieder da, der vermeintlich schon in weite Ferne gerückt schien.
Die Pfosten sind lackiert, der Rollrasen ist ausgelegt und die Linien sind aufs Feld gezirkelt. Samstagvormittag, Prime-Time am Jahnweg. Die Schienbeinschoner werden zum Geschoss, Schnürsenkelakrobatik, Hüftgelenke geölt – es knattert wieder bei den Germaniastädtern im Kabinenhäuschen. Endlich wieder volle Stadien, Fankurven und Bengalos am Freibad. Im ersten Punktspiel gegen die Löwen aus Zöblitz nach einer ewig langen Winterpause haben sich die Edelgermanen mit der wohl besten Saisonleistung im oberen Tabellendrittel festgesaugt. Obwohl die Presseabteilung am Gornauer Jahnweg lange nichts von sich hören lassen hat – auch wir hofften auf den längst überfälligen Start des Breitbandausbaues in der sächsischen Einöde, so dass die Topnews aus der Germanenzentrale schnell ans Fanpersonal herangetragen werden können – ereignete sich gewohnt Großes im Schatten der Freibadarena. Nein, keine Insolvenzanträge wie beim Dorfnachbarn aus Chemnitz sind gemeint, deren Spieler wir übrigens gerne bei uns integrieren.
Die letzten der unzähligen Hallenturniere dienten eher der Sponsorenpräsentation, denn wirklich eines leistungsorientierten Catwalks in den umliegenden Fußballtempeln. Während aufgrund obskurer Spielregularien bis heute die Platzierung beim Parkettschachtunier des Ligakonkurrenten aus Marienberg unklar scheint, konnte sich der 5. Platz beim Leistungsvergleich in der Chemnitzer Soccerhalle auf dem Polyethylengeläuf stattlich sehen lassen. Nebenbei sicherte sich Mittelfeldstratege Euron bei der Veranstaltung mit seinem gewaltigen Urknallhammer den Sonderpreis für den schnellsten Schuss. Die Ballblitzanlage verfügte nur über die Maximalmessung von 999,9Km/h – die wirkliche Geschwindigkeit wird immer ein Geheimnis bleiben.
Die letzten Trainingswochen standen ganz im Zeichen der Vorbereitung: Zwischen den obligatorischen Promotouren in Asien – dieser Markt will auch von den Germanen gut erschlossen sein – und Trainingslagern im warmen Süden kolportierten die lokalen Medien schon nach dem klaren 11-0 Testspielsieg gegen die F2-Stars aus Gelenau, dass mit den Germaniastädtern in der Rückrunde zu rechnen sein wird. Einer über weite Strecken sensationellen Hinrunde und der überaus starken Hallensaison müssen zwangläufig ambitionierte Zielstellungen folgen: Sowade, Gillert und Findeisen gaben zur Auftaktpressekonferenz ungewohnt klar klingende aber unklare Aussagen von sich: Mindestens die Championsleague-Quali mit Platz 3 wird erwartet, man erträumt sich am Jahnweg gar noch ein Eingreifen in die Meisterschaft. Realismus oder üblicher Wahnsinn? Leistungsniveau, Kaderstärke und (noch vorzustellende) Neuzugänge eröffnen großes Potenzial. Die Choaches genießen zudem momentan offenbar höchstes Vertrauen in der Chefetage, es scheint kein Blatt Papier zwischen Präsidium, Vorstand und sportlicher Leitung zu passen – allerdings kennt der geneigte Beobachter des Spitzensportes die Wertigkeit von Funktionärsaussagen mit üblichen Halbwertszeiten von Sekunden. So mancher Stuhl fiel schon um, bevor überhaupt einer draufsaß. So mancher wusste clever zu verkünden, seine Vertragszeit ohne Zweifel zu erfüllen, nur um einen Tag später seinem neuen Chef geschmeidig die Pantoffel vors Sekratariat zu stellen – es bleibt spannend.
Die Gala am vergangenen Samstagvormittag in der ausverkauften Freibadarena sollte immerhin die Ambitionen der voll besetzten Germaniastädter nachdrücklich unterstreichen: Gegen den Tabellennachbarn vom VfB Zöblitz stand am ersten Spieltag gleichzeitig ein Spitzenspiel an: Während das Gornauer Ensemble besonders in der Halle gegen die Auswahl aus dem Hochgebirge ihre Probleme hatte, sah das auf der edel polierten Rasennarbe am Jahnweg anders aus: Kämpferisch beeindruckend, taktisch bemerkenswert diszipliniert und individuell clever sowie mannschaftlich geschlossen schickten die Germaniastädter die Gäste mit einem verdienten – und dennoch keineswegs ungefährdeten – 5-1 Heimsieg nach Hause. Besonders in der ersten Hälfte zeigten die Stars aus Zöblitz, welche Qualitäten das Team aus der Bergstadt besitzt und brachten die Gastgeber an ihre Grenzen: Körperliche Härte und eine durchweg robuste Zweikampfführung – einzig das Glück fehlte zur (verdienten) Pausenführung. Erst in der zweiten Hälfte konnten sich die Germaniastädter spielerisch befreien und packten die Feldvermessungsutensilien aus: Mit 4 überlegten und passgenau ins Eck gelegten Toren vollendete Julian die überragende Mannschaftsleistung, der Wilhelm „the left Hammer“ mit seiner Bude unter die Latte die Krone aufsetzte. Während Euron als fleißiger Passgeber Räume für die Spitzen öffnete und das Team durch eine starke kämpferische Leistung im Mittelfeld stabilisierte, überzeugte die Defensivlinie durch ein cleveres, abgeklärtes und taktisch enorm diszipliniertes Verhalten: Elias avancierte zum Zweikampfgiganten auf dem Feld, Ben und Rafael nutzten die Außenbahnen konsequent zum Angriffssupport und agierten in der Defense souverän. Alex wachte gewohnt konsensorientiert über den Strafraum und Laurenz, Karim und Max erfüllten die gestellten Aufgaben ohne jede Aufregung.
Hat der geneigte Zuschauer ein Spitzenteam an diesem Vormittag gesehen? Taktisch war das ein durchweg diszipliniertes Verhalten, indem die Handschrift der Choaches immer deutlicher erkennbar wird. Kämpferisch hat das Ensemble die Herausforderung ohne jeden Kompromiss angenommen, individuell haben alle das aufs Feld gebracht, was sie können – gegen einen Gegner, der mit Sicherheit in der Liga noch eine gewichtige Rolle spielen wird. Trotz des langen knappen Spielstandes hat sich die junge Truppe nicht aus der Ruhe bringen lassen und beständig, offensiv orientiert und robust Fußball gespielt. Können die Germanen diese Leistung beständig abrufen und stabil halten, wird Vieles möglich sein. Gleich recht, wenn man die Ergebnisse des Spieltages in den Blick nimmt. Jeder ist schlagbar und Fehler werden sofort bestraft – genau diesen Druck auszuhalten und kontinuierlich seine Leistung aufs Geläuf zu bringen wird die Herausforderung in den kommenden Monaten sein. Fußball spielen können die Jungs, die Choaches werden mit den Köpfen arbeiten müssen.
Kommende Woche gastiert das Germanenensemble in Venusberg. Der vermeintliche Abstiegskandidat hat am Samstag gegen Großrückerswalde für eine faustdicke Überraschung gesorgt: Damit hat der Betonpfahl bis nach Gornau gewunken und die Akteure am Jahnweg dürften gewarnt sein. Ein Selbstläufer wird diese Partie nicht werden, wenngleich die Germaniastädter sich die Favoritenrolle klar aufs Trikot heften müssen und wollen.
Wann immer die Kugel heiß ist, sind die weißen Stutzen der flinken Germanenbeine nicht weit entfernt. Nach vier Budenzaubern in nicht einmal 4 Wochen lässt sich die Zwischenbilanz dieser kräfteraubenden Hallensaison sehen: Zwei Mal Podest, zwei Mal knapp gescheitert. Obwohl sich die F-Stars bei der legendären Witzschdorfer Hallengala im kaltherzigen, erbarmungslosen und staubigen Sande der Arena mit den ganz großen Teams der internationalen Topklasse messen mussten und mit einem bitteren und zugleich doch sensationellen vierten Platz zu begnügen hatten, glänzte das Ensemble vor allem beim Nachbarn Amtsberg und im eigenen Turnier in Zschopau mit dem Bronzerang. Auch in Einsiedel konnte sich ein fünfter Platz des überwiegend jungen Jahrgangs zweifellos sehen lassen. In dieser Entwicklung momentan schält sich eine Jugendmannschaft heraus, die mehr und mehr in die Qualität einer Edelgermania hineinwächst.
Es waren unruhige Zeiten über die Weihnachtstage, galt es doch die Januarwochen mit zahlreichen anstehenden Turnieren akribisch in den Blick zu nehmen und vorzubereiten. Das Trainerteam arbeitete hart in den vergangenen Monaten: Neben Trainingseinheiten, Trainingslagervorbereitungen der Asienreise, Streicheleinheiten für den breiten Kader und das Personalmanagement im eigenen Stuff geht es schließlich schon in dieser zeitigen Phase der Rückrunde um Planungen und Verträge für die kommende Saison. Der Marktwert des Kaders ist in den letzten Wochen nahezu explodiert, Vertragsgespräche beinhalten schwindelerregende Summen und Optionen. Die Neymar-Millionen überschwemmten nicht nur die europäischen Topklubs, sondern fluten nun auch den regionalen sächsischen Binnenmarkt. Die Gummibärchentüte, früher unschlagbare Verhandlungswaffe bei festgefahrenen Spielergesprächen, lockt heute keinen Youngster mehr aus der Reserve. Es sind harte Zeiten am Jahnweg. Standen in vergangenen Zeiten die Trainerstühle stets am Abgrund, wird nun das Augenmerk darauf liegen müssen, die Spieler über langfristige Verträge zu binden.
Man mag man sich angesichts der Gegner der letzten Jahre verwundert die Augen gerieben haben, mit welchen Kalibern es die Germaniastädter in den Turnieren aufzunehmen hatten: Ob europaweit überragende Auswahlen vom VTB Chemnitz, dem CFC sowie dem VFB Chemnitz oder Clubs aus den Weltmetropolen Döbeln, Dresden, Freiberg oder Annaberg – alles Teams mit Millionenetats, sportlich höchsten Ambitionen und entsprechender Infrastruktur sowie atemberaubendem Spielerreservoir. Für die Germaniastädter dürften diese Erlebnisse nicht so schnell zu vergessen sein. Einerseits deshalb, weil man sich bei der Hallengala in der Manege mit einem 4. von 12 Plätzen gegen immerhin acht Teams – davon große Namen wie der CFC (junger Jahrgang. Alter hin, Alter her, man ist so alt wie man sich fühlt…), Annaberg oder Freiberg – siegreich behaupten konnte. Andererseits wohl auch deshalb, weil die Germanen bisher abgesehen von den Duellen gegen die Nachwuchsschmieden des VTB und VFB Chemnitz (besonders im eigenen Turnier) kein Team vor der Brust hatte, das die eigenen Grenzen hätte aufzeigen können. Diese Qualität, sportliche und mentale Reife im Alter der F-Jugend sowie das Spielerpotential werden die Germaniastädter trotz eigenem Nachwuchsleistungszentrum schwer akquirieren können, um solche Teams langfristig zu gefährden. Auch die Nachrücker boten besonders in den Turnieren in Amtsberg und Einsiedel den lokalen Favoriten die Stirn und konnten vorzeigbare Spiele und Ergebnisse liefern. Während in Amtsberg ein in Summe unglücklicher dritter Platz zu Buche stand, konnten die Stars in Einsiedel nicht die Leistung abrufen, die es schließlich für einen Podestplatz benötigt hätte. Und dennoch waren es durchweg sehr enge Spiele, in denen im Rückblick mehr möglich gewesen wäre. Übersieht der geneigte Beobachter und vor allem Fan noch großzügig so manch sonderbare Regulierung bei Halbfinalansetzungen oder der Gruppeneinteilung (…gerade bei Heimturnieren…) und lässt zudem die emotionsgeladene, nahezu philosophische, Frage großzügig außen vor, warum beispielsweise ein VFB oder VTB Chemnitz ein Hallenturnier in der Provinz mit der Leistungselite der F1 Jugend angeht und dort bis zum Finale jedes Spiel nahezu zweistellig gewinnt, dann waren das vier durchaus erfolgreiche Turniere für die Germanen. Womöglich scheint der Name Gornau mittlerweile in den internationalen Vereinsbüchern eine große Rolle zu spielen. Völlig zu Recht, ganz klar!
Lässt man sich zum analytischen Blick hinreisen, so ist der Kader in Sachen Leistungsdichte deutlich gewachsen: In drei Turnieren gelang der Sprung bis ins Halbfinale. Die 21 Tore in den letzten vier Turnieren (drei mit Futsal!) teilten sich immerhin 8 Torschützen, dazu wuchsen einzelne Stars phasenweise über sich hinaus und auch Einzelauszeichnungen – so mit Rafael etwa den besten Torwart bei der Hallengala oder Wilhelms Leistungen in den letzten Matches – konnten sich die Germanen erarbeiten. Auch wenn wohl mindestens in einem Drittel aller Spiele nicht das abgerufen werden konnte, was die Mannschaft zu leisten im Stande ist, waren es im Zweifel zumindest mental und kämpferisch starke Leistungen. Die Zeiten fliegender Hüften und geschossreifer Kniegelenke sind wohl zur Entlastung der Herz-Kreislauf-Systeme alle Beteiligten endgültig vorbei und auch taktisch sowie in der personellen Einsetzbarkeit sind die Nachwuchskicker bisweilen deutlich flexibler, hält man sich die Aufstellungen und variantenreichen Positionsbesetzungen vor Augen. Es mag bisweilen allgemeingefährlich in Sachen Auswinkelgrad des Fußgelenkes aussehen, wann immer ein Futsal am Geschehen beteiligt ist. Fuß- oder Genickbrüche sind bisher noch nicht geschehen und der gesamte Stuff erarbeitet momentan ein vorbeugendes Trainingskonzept zur gefahrlosen Steinfortbewegung. Es bleibt der Redaktion ein Rätsel, wie Kinder früher das Fußballspielen auch ohne 3Kg Spielgeräte mit jedem physikalischen Prinzip widerlaufenden Sprungeigenschaften lernen konnten. Wahrscheinlich sind die heutigen Stars keine Fußballer im Vergleich zur noch kommenden Generation Futsal. Vielleicht hat man früher aber auch einfach akzeptiert, dass das Springen eines Balles und dessen Kontrolle gewissermaßen Bestandteil des elementaren fußballerischen Gehabes war. Vielleicht! Auch evolutionsbiologisch betrachtet ist die ganze Angelegenheit wohl schwierig: Anstatt die Arrangements eines Spieles an die Nichtfähigkeit der Probanden anzupassen, könnte man auch die Nichtfähigkeit der Probanden in den Blick nehmen und sich den Arrangements seiner Umwelt annehmen. Vielleicht schreibt sich der Redakteur aber gerade um Kopf und Kragen und darf morgen beim DFB vorsprechen…
Schon am kommenden Wochenende warten abermals zwei Hallenturniere auf die Germaniastädter, bevor es Anfang Februar ins Wintertrainingslager nach Fernost geht. Am Samstag wird es in Gelenau mit Sicherheit nicht einfacher als in den vergangenen Wochen, am Sonntag erwarten das Ensemble im quasi Heimturnier vom Partner Krumhermersdorf mit Erzgebirge Aue und wieder starken Truppen aus Chemnitz die nächsten Größen aus der europäischen Spitzenklasse. Die Zielstellung des Trainerteams ist klar: Auffallen, die Großen ärgern, zocken und das Podest stürmen!
Noch ist die Kugel heiß, wackelt der Baum und glänzt das Parkett. In den letzten Wochen war es andächtig ruhig um die Nachwuchsgermanen aus Gornau, dabei warteten die Jungstars mit mehreren hervorragenden Hallenturnieren auf: Dem Weiterkommen bei der Hallenkreismeisterschaftsvorrunde folgte ein knappes, ja bitteres, Ausscheiden in der Zwischenrunde aufgrund der schlechteren Tordifferenz. In der stark besetzten Vorrunde konnten sich die Germaniastädter zwar nicht durchweg souverän, aber dennoch verdient und mit dem notwendigen Glück hinter der Auswahl des FC Stollberg und vor der Konkurrenz aus Gornsdorf, Burkhardtsdorf 1 und Zschopau als zweitplatziertes Team durchsetzen. Trotz einer ansehnlichen Vorstellung in der Zwischenrunde gelang es den Schützlingen von Findeisen, Gillert und Sowade nicht, sich einen Platz unter den besten Teams aus dem Erzgebirge in der Endrunde zu erobern. Mit Annaberg und Zöblitz konnten sich zwei Mannschaften vor den Germaniastädtern einreihen, denen man durchweg auf Augenhöhe begegnete, die teils sogar besiegt wurden. Auch wenn damit die Zielsetzung – das Endrundenticket zu buchen – verfehlt wurde, zeigten sich Trainergespann und Sportvorstand Arnold zur obligatorischen Mitgliederversammlung zum Jahresende äußerst zufrieden mit der Vorstellung des F-Jugend Kaders in der Hinrunde. Satte Gewinne stehen zu Buche, alle Spiele waren restlos ausverkauft und die teuer bezahlten Transfers tilgen ihre Investition Spiel für Spiel. Zudem steht man in der Liga weit oben, brachte bisher aus allen Turnieren Edelmetall mit in die Freibadarena und wurde von keinem gegnerischen Team spielerisch dominiert. Es war ein halbes Jahr mit großen Erfolgen, sehr wenigen Niederlagen, guter Arbeit, Vertrauen, noch besserer Trainingsbeteiligung und bemerkenswerter Einsatzbereitschaft in allen Mannschaftsteilen und „Betreuerstäben“ der Kinder.
Am vergangenen Samstag stand schließlich bei der Post Chemnitz ein weiteres von insgesamt über zehn Turnieren in dieser Hallensaison an. Mit 12 Punkten aus 5 Spielen und 7-3 Toren feierten die Germanen am Ende einer durchwachsenen Leistung nicht nur den 2. Platz, sondern zugleich gelang es der Truppe auch, die überschaubare Personalsituation zu kompensieren. Schon im Vorfeld war klar, dass nicht alle Stars an Bord sein würden: Die Eislaufkonkurrenz der örtlichen Bildungseinrichtung, Verletzungen, lockende Weihnachtsmärkte und verordnete Ruhepausen nach einer langen Hinrunde in der Doppelbelastung Alltagsgeschäft Liga und Halle verlangten tiefgreifende personelle und taktische Veränderungen im Kader des Starensembles vom Jahnweg. Zudem war es der Scoutingabteilung trotz höchster Expertisen in den eigenen Reihen nicht gelungen, verwertbares Material über die zu erwartenden Gegner zu sammeln: Mit der Post, Textima und dem VfL versammelten sich drei Chemnitzer Vereine auf der Teilnehmerliste, die von der starken Auswahl aus Oelsnitz und der SpG Klaffenbach/Adorf flankiert wurden.
Es war eine abstrakte Mischung aus Momenten größter Verzweiflung und großartiger Hoffnung, die dieses Turnier prägen sollten: Einerseits oszillierten die Germaniastädter zwischen grober Fahrlässigkeit in allen Bereichen des gesitteten Ballsports und überzeugender Durchsetzungsfähigkeit in Offensive wie Defensive. Andererseits konnte der unbedarfte Zuschauer mitunter gar das Gefühl haben, die Urzeiten des Knie- und Hüftgelenksbeschusses wiedererleben zu dürfen. Verloren die Germanen ihr Auftaktspiel gegen den späteren Turniersieger Oelsnitz in vollkommener Lethargie mit 0-1, gewannen die Stars aus Gornau die restlichen Spiele teils souverän ohne jede Gefahr in Nähe der eigenen Box. Auch ein 0-2 Rückstand gegen den Gastgeber im letzten Spiel sorgte keineswegs für Unruhe, gewann das Germanenensemble doch mit der Schlusssirene schließlich 3-2. Mit Alex war nach längerer Pause der Kapitän und Keeper im Kampfanzug mit grünem Overall wieder zwischen dem Gebälk, der eigentlich keinen einzigen Ball parieren durfte: Entweder waren es nur Rückpässe der phasenweise sicheren Defensivlinie oder am Ende des Tages insgesamt drei Gegentore, von denen 2 ½ regelrecht ins eigene Tor gebettelt wurden – keines überragend herausgespielt oder gut abgeschlossen, sondern durch eigene Fehler quasi ins Tor getragen. Symptomatisch dürfte ein Kopfballeigentor gewesen sein, bei dem der Ball prinzipiell in 99,9% der Fälle nicht mal den Haaransatz streift. Während sich Ben und ein an diesem Tag bärenstarker Wilhelm in der Defensive um die vom Trainerteam gepredigte Spielkultur und Einhaltung der Ordnungsprinzipien bemühten, gelang es der Offensive nicht, die unzähligen Chancen effektiv zu verwerten. Und dennoch beherrschten die Germaniastädter ihre Gegner in 4 von 5 Spielen: Aktionen nach vorne gab es ausreichend. Durch Karim, den sich stark fürs Team abarbeitenden Tim, Phillip oder Julian, Dennis oder Debütant Jonny – die Chancen wurden allerdings selten gut ausgespielt und abgeschlossen, taktische Vorgaben und Aufgaben, Laufwege, die besprochene Raumaufteilung und die geforderte Ruhe am Ball verpufften in der Leere der Halle.
Und dennoch steht am Ende des Tages ein zweiter Platz zu Buche – das spricht klar für das Team. Man kann der Mannschaft abgesehen vom ersten Spiel zweifelsohne die mentale Stärke und Kampfbereitschaft attestieren, auch wenn die spielerischen und technischen Elemente nicht das waren, was die Germaniastädter auf den Parkettboden zu zaubern in der Lage sind, schlicht nicht die Spielkultur gepflegt wurde, an der Woche für Woche akribisch gearbeitet wird. Der Pokal ist ein Preis des Willens: Ob ein Julian, der als Leader auf dem Feld die notwendige Ruhe behält und den Strafstoß in die Ecke zum wichtigen 1-0 Sieg gegen den VfL Chemnitz verwandelt oder in einer wichtigen Phase den Anschlusstreffer mit einem sehenswerten Solo gegen den Gastgeber bemüht. Ob Tim, der sich durch immer wieder erkämpfte Aktionen aus dem Pressing mehrfach mit Toren belohnen konnte und in allen Gefahrensituationen in der gegnerischen Box beteiligt war. Ob Karim und Phillip, die zwar phasenweise praktisch nicht stattfanden, aber sich mit dem Team Spiel für Spiel hochzogen, Souveränität und die breite Brust gewannen. Ob Dennis und Jonny, die die Atmosphäre des harten Wettkampfes mehr und mehr einsaugen und eine kompromisslose Bereitschaft auf dem Feld mitbringen. Ob schließlich Wilhelm, der an diesem Samstagnachmittag die wohl beste Saisonleistung abrufen konnte und dadurch den „alten Hasen“ Alex und Ben ganz wesentlich die Selbstgewissheit vermitteln konnte, die für diesen Pokal notwendig war. Es ist die Geschichte der letzten Monate, die sich erzählen lässt: Mental stimmt die Bereitschaft, auch wenn es spielerisch nicht immer glänzt. Anstatt Spiele zu verlieren oder herzuschenken, wird über den Willen so viel möglich. Zudem breitet sich die Verantwortung auf und neben dem Feld auf immer mehr Schultern aus.
Am 27.12. warten bei der Hallengala im Zschopauer Berufsschulzentrum die internationalen Schwergewichte auf die Germaniastädter: Während die Hallengala für Mannschaft und Trainer in der vergangenen Saison mit einem punkte- und torlosen letzten Platz ein dramatisches Fiasko war, das sich ins sportliche kollektive Gedächtnis der Germanenseele gebrannt hat, dürfen sich Fans und Verantwortliche dieses Jahr auf das Kräftemessen mit der Elite der internationalen Topclubs freuen. Einerseits deshalb, weil sich das Team einen solchen Höhepunkt zum Jahresende mit den Leistungen in der Vorrunde verdient hat. Andererseits deshalb, weil die Nachwuchsgermanen sportlich bereit sind, diesen großen Schritt dieses Jahr zu gehen.
Allen Fans des F-Ensembles, Lesern und Leserinnen, Freunden, Eltern und Verantwortlichen des Vereins wünscht das Trainergespann der Germaniastädter ein besinnliches Weihnachtsfest, dankt für das Vertrauen, die Leidenschaft und die schönen Momente zusammen mit den Kids im letzten halben Jahr und freut sich auf den 27.12.!
4 Spiele, 12 Punkte, 11-0 Tore, den besten Spieler in den eigenen Reihen und einen verdienten ersten Platz am Ende des Tages! Was für eine Vorstellung: Zauberei, Kampf und Leidenschaft, Tikki-Takka, zarte Pässe, Traumtore, die Halle wackelt und der Zschopauer Kirchturm zittert. Das hat geknallt in der Stadtmitte, der Autokorso blockiert den Brühl. Die internationalen Medien standen Schlange, Live-Übertragung der Spiele, Interviews am Spielfeldrand und mit Sportvorstand Arnold garnierte höchste Prominenz die Galavorstellung an diesem winterlichen Samstagvormittag. Der Start in die Budenzaubersaison ist den Nachwuchsgermanen furios und mit einer überragenden Performance gelungen. Bei der gastgebenden BSG Motor Zschopau erlebte die bis zum Dach gefüllte Halle ein gut besetztes und ganz hervorragend organisiertes Turnier mit engen und spannenden Duellen. Die Fanblöcke sorgten für ein wahres Fußballfest, so viele Einwohner an einem Ort hat man in der Motorradstadt lange nicht gesehen. Am Ende konnte sich das hoch dekorierte Ensemble der Germaniastädter souverän und verdient durchsetzen und die suppentellergroßen Goldmedaillen vor die stolze Hühnerbrust hängen.
Die vergangenen vierzehn Tage standen ganz im Zeichen der Turniervorbereitung am Jahnweg in Gornau. Nach den letzten zufriedenstellenden Partien unter freiem Himmel gegen die direkten Ligakonkurrenten und das Überwintern im oberen Tabellendrittel mit Blick auf die Championsleaguequalifikation galt es sich in die taktisch, technisch und läuferisch vollkommen neu strukturierten Verhältnisse des Parkettfußballs einzuarbeiten: Das ist eine Aufgabe regelrecht biblischen Ausmaßes, gewöhnten sich die Stars in den Vorwochen doch erst an die physikalischen Eigenschaften des Spielfeldes und Spielgeräts unter freiem Himmel. Dass die Kombination aus dem harten, blank gebohnertem Parkettboden, eines in seinen Sprungeigenschaften und Größe besonders hervorstechenden Balles sowie der Nutzung von Banden sämtliche zuvor gelernten Prinzipien des gepflegten Fußballsportes über den Haufen wirft, hat man stattlich besonders im allzu regelmäßigen Unterlaufen des Spielgerätes bestaunen können. Der überraschende Einsatz der Bande hat die nächtelang ausgetüftelten taktischen Raffinessen des Trainerteams vollkommen ad absurdum geführt: Und trotzdem zeigte sich das Germanenensemble bis auf das chaotische Gebaren im Eröffnungsspiel gegen die Auswahl des VfB Annaberg (!) erstaunlich geordnet und konsequent in der gesamten Spielanlage, Vorbereitung ist gut. Improvisation ist besser. Da bekommt die sogenannte „Türschwellenpädagogik“ ganz neue Betätigungsfelder. Während noch gegen die starke Truppe aus Annaberg eine Torchance zum Sieg reichte und der linke Stammverteidiger Rafael zum bärenstarken Rückhalt zwischen dem Gestänge avancierte, so sollte in den restlichen drei Spielen gegen die Talente aus Scharfenstein/Großolbersdorf, Gornsdorf und Zschopau nichts anbrennen im Defensivverbund. Auch die Offensive zeigte Süßes fürs Auge: Ballstafetten, überzeugend herausgespielte Torchancen und eine tadellose Laufarbeit in der Bewegung gegen den Ball. Auch wenn das Spiel mit Bande zweifelsohne einen gewissen Hang zum Zufallsprinzip entwickelt, mag man auch ohne philosophische Deutungsmuster so etwas wie Planhaftigkeit bei den Germanen durchschimmern gesehen haben.
Mental haben sich die Germaniastädter auf diese neue Herausforderung eingelassen, Spiel für Spiel kontrolliert aufzutreten, das Heft in die Hand zu nehmen, den festen Glauben des Gewinnens innewohnend zu verkörpern und individuell seinen Teil einzubringen, um sich am Ende mit dem ersten Platz zu belohnen. Das Trainerteam kann nicht nur stolz und zufrieden mit dem abermaligen mannschaftlich geschlossenen Auftreten der Nachwuchsstars sein, sondern es kann beruhigt jedem Nachwuchstalent die Verantwortung auf dem Feld aufbürden. Egal wie Sowade, Gillert und Findeisen die Blöcke wechselten: Keine Formation auf dem Feld verwaltete Spielstände oder sorgte für Unruhe auf der Trainerbank – ganz im Gegenteil: Souveränität, Aktivität und stete Torgefahr charakterisierten die Spielweise der Germanen.
Die Konsequenz jedes Einzelnen war am Ende maßgebend für diesen ersten Platz gegen keineswegs unterlegene Gegner: Ob Tim, der sich sein Tor mit der Brust nach einem Eckball durch seinen Willen und das Vertrauen der Schmerzfreiheit einer Ballberührung oberhalb der Hüfte regelrecht erzwang – noch vor einigen Monaten hätten sich die Germaniastädter im Ausweichen geübt, geduckt oder das Hüftgelenk beim hochwuchten des Fußes ausgekugelt. Ob Julian, der die eine Chance gegen Annaberg gnadenlos sicher verwandelte, ansonsten in immenser Laufarbeit fürs Team ackerte und in auffällig oft gesehener Horizontallage für sie Sauberkeit des Parkettbodens Verantwortung übernahm. Ob Phillip, der mit insgesamt vier Toren zweitbester Torschütze wurde und seine Buden aus schwierigen bis nahezu unmöglichen Positionen mit beängstigender Ruhe netzte. Ob Karim, der trotz so mancher vergebenen Großchance (es soll Mannschaften geben, bei denen für derartige Bretter der Biervorrat aufgefüllt werden muss, die LKW-Ladung wäre vermutlich teuer für Karim geworden…) in seiner mannschaftsdienlichen Spielweise als Vorbereiter glänzte. Ob Euron, der als Leader auf dem Feld die Verantwortung übernahm und bis zur Erschöpfung ackerte. Ob Laurenz und Ben, die sich in Manndeckung aufrieben, taktisch clever agierten und durch ihre laufintensive Arbeit und Zweikampfsicherheit sowohl den gut mitspielenden Rafael Sicherheit gaben, als auch der Offensivabteilung den Rücken frei hielten. Ob Elias und Wilhelm, die beide ohne jede Aufgeregtheit ihre Aufgaben erledigten und die gleiche Sicherheit ins Spiel brachten. Oder ob mit Max „the cat“ ein Torwart das Team komplettiert, auf dem immer Verlass ist (…sofern er seine Handschuhe dabei hat…) und der aufgrund seiner schweren Verletzung dem Team in den letzten Wochen sehr gefehlt hat. Ob mit dem kränkelnden Mannschaftskapitän Alex und Dennis, die beide zwar nicht im Kader standen aber live dabei waren bzw. sich sofort beim Team meldeten und für den Erfolg mitfreuten: Jeder ist bereit die eigenen Fähigkeiten abzurufen, seine Vorgaben zu erfüllen und sich selbst zu vertrauen.
Es macht momentan eine große Freude diese Entwicklungen der Truppe und jedes Einzelnen Woche für Woche zu verfolgen und zu registrieren, dass die Nachwuchsstars an ihre eigene Stärke glauben und diese Mentalität auch auf dem Feld als Team ausstrahlen. Die kommenden Wochen werden viele weitere Turniere bereithalten, teils mit namhaften Gegnern, die den Germaniastädtern wohl einiges abverlangen werden. Schon am nächsten Samstag gastiert das Ensemble in der Vorrunde der Hallenkreismeisterschaften in Zschopau und wird dort auf bekannte und unbekannte Teams internationaler Spitzenklasse treffen. Zudem wird mit den eigentümlichen Futsalregeln eine ganz andere Art und Weise des fußballerischen Diskurses auf dem Parkett Einzug halten. Daran wird das Trainerteam fieberhaft arbeiten und alle Vorbereitungen treffen. Auch wenn es fraglich ist, ob die Stars aus Gornau diese Leistung konstant abrufen werden können: Die sichere Gewissheit, dass ein Jeder im Team seine Aufgaben lösen kann und den Glauben an die eigenen Fähigkeiten besitzt, dürfte für ein beruhigendes Gefühl in Hinblick auf die kommenden Herausforderungen bei allen Beteiligten am Jahnweg sorgen.
PS: Angeblich sollen die Germaniastädter im international-regionalen Fernsehprogramm in Kürze zu sehen
sein. Ein neuer Gipfel der Berühmtheit wird erklommen. Die bald neu besetzte Stelle im Referat der Öffentlichkeitsarbeit der F-Jugend von Germania Gornau wird also reichlich zu tun bekommen, wenn
die inzwischen weltweit verteilten Fanclubs Autogramme anfordern oder im Fanshop die Kreditkarten strapazieren.
Vier clever gelösten Standartsituationen haben es die Nachwuchsgermanen zu verdanken, dass das dramatische Topspiel auf dem Teppich beim BSV Gelenau nicht haltlos verloren wurde. Am Ende können die Stars aus Gornau ein durchweg glückliches 4-4 verbuchen und damit – genauso wie das Gelenauer Ensemble – auf den dritten Tabellenplatz überwintern. Der Abstand zur Spitze wird größer und dennoch kann das Trainerteam mit Blick auf diese Hinrunde wohl eine positive Bilanz ziehen. Es war kein Spiel für Genießer, technisch, kämpferisch und taktisch teleportierten sich die noch in der Vorwoche beim Titelaspiranten aus Amtsberg überragend gastierenden Germaniastädter in längst vergessene Zeiten. Grausam, furchtbar, fast das menschliche Auge verletzend möchte man meinen, wie sich die Sowade-Gillert-Findeisen Schützlinge an diesem winterlich nass-kalten Vormittag vor ausverkaufter Kulisse präsentierten. Es war ein reines Desaster bis auf wenige Ausnahmen, qualvolle und eigentlich längst vergessene Momente für die Trainerseelen. Hoffentlich reißen nicht die Wunden der Vergangenheit wieder auf, wurde die psychologische Abteilung der Germaniastädter doch erst kürzlich aufgrund der überschaubaren Arbeitsvolumina – auch mit Blick auf die Zukunft – rationalisiert, „effektiver gemacht“, evaluiert, wie man es fachmännisch und euphemistisch für die schlichte Abschaffung nennen würde. Auf jeden Fall könnten momentan drei Trainer mit Depressionen nicht betreut werden.
Schon vergangene Saison zeigten sich die Germanen auf dem heiligen Teppich in Gelenau alles andere als Solide. Die Suche nach den Orten der Wahrheit auf dem Platz fiel damals wie heute außerordentlich schwer. Mag es an einem Fluch liegen, den der mystische Ort des Platzes mit sich bringt oder an der außergewöhnlichen Spielfeldausrichtung, vielleicht kommt den Germanen auch das obskure Plastikinterieur des Geläufs mit den eigenwilligen physikalischen Grundverhältnissen nicht entgegen. Kann alles sein. Und trotzdem unterbot die Vorstellung vor allem kämpferisch das, was die Fans für ihre überteuerten Eintrittsgelder gewohnt sind und erwarten dürfen. Die Voraussetzungen waren diesmal zwar nicht optimal: Obwohl Fans und Ultras nach der wetterbedingten Spielverlegung nach Gelenau trotzdem das Heimrecht in der gegnerischen Arena ausriefen und auch das Wetter für Oktober im Erzgebirge so unüblich nicht ist, musste das Trainergespann schon am Frühstücksbuffet im Teamhotel mit den Ausfällen von Laurenz und Elias den ersten von vielen seelischen Zusammenbrüchen an diesem Tag verdauen. Und dennoch hat das Team durchweg die Substanz, diese Verluste zentraler Leistungsträger der Defensivlinie gemeinsam zu kompensieren, zumindest theoretisch.
Trotz der zwischenzeitlichen 1-0 Führung für das Gornauer Ensemble war das von der ersten Minute an eine Tanz auf der Rasierklinge in der Abwehrlinie, die Offensive stellte den Dienst phasenweise gleich ganz ein. Während sich Wilhelm als Linksfuß auf der rechten Bahn permanent damit zu befassen hatte, bei Ballgewinn die Weiterverarbeitung möglichst im Sinne der Mannschaft zu koordinieren, entwickelte Rafael seine ganz ureigene Lesart, ein defensives Stellungsspiel neu zu denken – leider grundlegend in den Auswirkungen eher am Sinne des Gegners orientiert. Bei Bens Interpretation der zentralen Verteidigungsposition konnte sich der unbedarfte Konsument des Eindruckes nicht entziehen, dass ihm die rechte Außenlinie stets näher war, als die linke Spielfeldbegrenzung. Die sonderbare rechts-links Verschiebung trieb seltsame Blüten: Selbst dann, wenn sich Ben auf der linken Außenbahn bewegte war die rechte näher, das Feld schien immer schmaler zu werden. Wahrscheinlich eine optische Täuschung, physikalisch eigentlich unmöglich und dennoch real existierend. Euron fiel maximal durch direkt verwandelte Freistoßgeschosse auf, Julian soll angeblich 39,9 Minuten der Spielzeit im nahgelegen Edeka die Frühstücksbrötchen besorgt haben, Karim reiste gleich gar nicht erst an. Die positive Zweikampfquote bewegte sich im Minusbereich (mathematisch soll das wohl genauso unmöglich sein, wie eine Zahl durch 0 zu teilen…). Auch Phillip faszinierten eher die schwarzen Granulatkörnchen im PVC-Teppich denn das eigentliche Spielgerät. Tormann Alex konnte nach der einwöchigen Verletzungspause das abrufen, was er zu leisten im Stande ist, auch wenn so manches Zögern beim Herauslaufen das ohnehin schon fragile Mannschaftsgefüge nicht gerade stabilisierte. Mit dem größten Gegenspieler auf dem Feld hatte Dennis alles andere als optimale Bedingungen, konnte sich aber durch Kompromisslosigkeit im Zweikampf viel Luft verschaffen. Lichtblick des Spiels war abermals ein aufopferungsvoll kämpfender Tim, der schon in der Vorwoche der Amtsberger Abwehrreihe kräftig Arbeit verschaffte und auch den Gelenauern wenig Grund zur Freude vermittelt haben dürfte. Dazu kamen sonderbare Verrenkungsübungen des ganzen Teams bei springenden oder hohen Bällen, Laufwege die rein der Verdrängung von Luftmassen auf dem Geläuf dienten und atemberaubende Manöver vor der eigenen Box. Unterhaltung bot die Partie zweifellos, das Trainertrio hatte an diesem Tag den jährlichen Gesundheitscheck – immerhin besser als letzte Saison, da stand die Überprüfung von Infarktbereich und der Herausforderung der maximalen Erregungsgrenze wöchentlich auf dem Check-Up Programm.
Die Nachwuchsgermanen bettelten phasenweise um Gegentore. So sah es dann auch aus: Ob durch ungehinderte Dribblings der Gegner durch die komplette Abwehrlinie, ob Eigentore oder Chancen nach zweiten Bällen: Es war alles in Hülle und Fülle für Gelenau dabei. Dass sich die Stars aus Gornau am Ende ein 4-4 retten konnten, war einerseits dem Glück, Schicksal oder lieben Gott zu verdanken. Andererseits setzen überragende ausgeführte Eckbälle und Freistöße die Nadelstiche, die ein solches Spiel benötigt. Zudem fiel der Ausgleich in der Nachspielzeit und aufgrund einer mehr als nur strittigen Situation.
Die entscheidende Frage bleibt: Spricht die ganze Tanzveranstaltung auf dem Feld am Ende des Tages
für das Team oder dagegen? In Gelenau spielte das Germanenteam schließlich gegen einen starken, körperlich robusten und extrem agilen Gegner der Spitzenklasse auf ungewohntem Platz, der auch
taktisch anschauliche Manöver vorzuweisen hat. Zudem ist das Wegbrechen der Defensivstützen ein herber Verlust für die junge Truppe. Wie schon in der Woche zuvor rannten die Germaniastädter einem
hohen Rückstand hinterher und nahmen am Ende wichtige Punkte mit. Umhin brachen die Germanen in dieser Hinrunde in keinem Spiel ein, verloren nur gegen eins der stärksten drei Ligateams sehr
unglücklich und holten bei den beiden anderen immerhin 2 Punkte – beachtlich!
Trotz dass sich das Team an diesem herbstlichen Vormittag nicht auf den Kampf eingelassen hat und die Zahl individueller Fehler auf neue Rekorde zu schrauben bemüht war, steht am Ende ein Unentschieden gegen den direkten Konkurrenten: Da ist eine Mentalität und inzwischen eine Selbstverständlichkeit des Fußballspielens im Team gereift, die nahezu unerschütterlich scheint. Obwohl das diesmal hätte schief gehen können und theoretisch auch müssen, so erzwang sich das Ensemble am Ende das Glück, diesen Punkt mitzunehmen – zudem sägen die jungen Wilden im Team an den Stühlen der Leistungsträger.
Ganz nebenbei begegneten sich zwei Teams in dieser Partie, deren sportlich noch junge Biografie nicht nur viele Parallelen aufzuweisen hat – schließlich zahlte man in der letzten Saison viel Lehrgeld auf beiden Seiten und erklimmt dieses Jahr mit hoher Wahrscheinlichkeit die begehrten Ränge im oberen Tabellendrittel –, sondern über das gesamte Spielgeschehen wurde ein Spiel höchster Fairness geboten. Selten gesehen fair und reflektiert verhandelten beide Trainerteams über den strittigen Eckball in der Nachspielzeit, der zum Ausgleich für die Germanen führte. In der abschließenden Pressekonferenz haderten die Gastgeber zwar verständlicherweise mit der unglücklichen Situation. Doch auch das Trainertrio der Germanen diskutierte intern lange darüber, ob nachträgliche Eingriffe ins Spiel zugunsten der Gelenauer angebracht schienen – der respektvolle Umgang mit dieser Situation von Seiten der Verantwortlichen beider Vereine zeigt, dass der Sport verbindet und an beiden Orten einer Verantwortung in dieser Hinsicht gerecht gehandelt wird. Den Gelenauern sei an dieser Stelle viel Erfolg weiterhin gewünscht. Dort wächst eine starke Truppe zusammen und es sind immer wieder schöne, spannende und enge Spiele in "Gälln".
Die Bilanz dieser Hinrunde liest sich ordentlich, auch Sportvorstand Arnold zeigt sich zufrieden und
hat durch das kompromisslose Festhalten am Trainergespann auch in stürmischen Phasen für Ruhe in Verein und Umfeld sorgen können: Bei den Topteams gut geschlagen, die Hausaufgaben gegen den
Tabellenkeller stets gemacht und nur einmal in Olbernhau wirklich gepatzt. Der Anschluss nach ganz oben besteht, Gelder fließen, die Mentalität stimmt, taktisch sind große Schritte gelungen, das
Team ist sportlich und menschlich zusammengewachsen und hat mit dem Toptalent Jonny den ersten Transfer in der Winterpause freudig begrüßt. Auch folgen die Jungstars den Vorgaben der Trainer mit
großer Leidenschaft Woche für Woche, lassen sich von deren Weg überzeugen und glauben an das, was da passiert, die Trainingsbeteiligungsquote ist überragend. Die Zeichen stehen positiv, so kann
und muss es weitergehen! Ein Team der Weltspitze kann sportliche Konstanz Woche für Woche abrufen – bis dahin ist noch Luft, wie an diesem Samstag zu sehen war. Für die Germaniastädter geht es
nun erst einmal aufs Futsal-Parkett in die Kathedralen des Landes. Auch dort rufen spannende Begegnungen. Mit Sicherheit können sich Mannschaft wie Fangemeinde auf große Gegner internationaler
Topteams, glühende Böden und Traumkombinationen freuen. Das Feuer ist entfacht, die Beine zappeln: Schon Mitte November werden die ersten Turniere anlaufen - es bleibt spannend!
Die Gemüter sind beruhigt, die dunklen Wolken mittlerweile verzogen, easy, chillen und geschmeidig bleiben. So ist Fußball – Emotionen und Einsatz, besonders dann, wenn es um Ruhm, Ehre und Millionenbeträge geht. Die Mannschaftssitzung nach dem Spiel beim Tabellenführer vom FV Amtsberg konnte kurz ausfallen: 4-4 auf des Gegners Parkett, ein Punkt im Titelrennen, dazu ein 0-3 und 3-4 aufgeholt und bei einem großen Namen der internationalen Topklasse mitgehalten, sogar in der zweiten Halbzeit das Spiel klar dominiert. Die Wochen der Wahrheit sind in nie gesehener Stärke eingeleitet, damit stehen die Germanen vorm nächsten Kracher beim punktgleichen Ensemble aus Gelenau auf dem dritten Rang der Tabelle. Nach oben ist ohnehin viel möglich, die direkte Championsleague-Qualifikation wohl ein Muss. International gibt es für das Ensemble der Germanen höchstes Lob für diese Gala, wie ein Blick quer durch die Medienwelt zeigt. Das waren ein außerordentlicher Kraftakt und eine mental herausragende Leistung der Germaniastädter an diesem herrlichen Samstagvormittag im Erzgebirge. Die Ultras beider Lager sorgten für satte Stimmung im Dittersdorfer Hexenkessel, dazu umrahmte das Spitzenspiel die extra passend auf dieses Wochenende getimte Enduro-WM. Das war in vielen Bereichen ein historischer Tag!
Ohne Gillert, der angeblich in Barcelona große Spieler-Deals schon für die kommende Saison vorbereitet, reisten Sowade und Findeisen mit einem hochmotivierten Kader zum Ortsnachbarn. Nach dem zweiten Platz beim Herbst-Cup in Chemnitz in der Vorwoche und intensiven Trainingseinheiten zeigten sich die Germaniastädter bestens präpariert: Das Selbstvertrauen ist da, mental sind die Stars momentan unfassbar fit und reagieren auf dem Feld geistig schnell, taktisch wird viel getüftelt, die Vorgaben werden vom Team auch auf die Wiese transferiert, Automatismen greifen, die Spielphilosophie ist immer deutlicher erkennbar und in der Athletik stimmen die Parameter. Das Spielgeschehen auf der Dittersdorfer Piste hatte von Beginn an die vom Trainerteam erwartete Qualität: Der Tabellenführer agierte besonders über die körperliche Robustheit, spielerisch waren die Germaniastädter zu keinem Zeitpunkt unterlegen. Während sich die Offensivabteilung durch die harte Zweikampfführung beindrucken ließ, gelang es der Defensivlinie sich kompromisslos auf den Kampf um die Spitzenplätze der Tabelle einzulassen. Laurenz führte die Statistiken nicht nur mit einer nahezu fehlerlosen Zweikampfquote an, sondern stabilisierte in seinem cleveren Stellungsspiel und der taktischen Disziplin als bester Spieler den gesamten Mannschaftsverbund. Nicht weniger sicher agierten Ben und Rafael, die zur Sicherheitslage in der Defensive zudem den Druck über die Außenlinien bei zahlreichen Standartsituationen in der Offensive mitbrachten. Julian, Euron und Phillip hatten in der ersten Halbzeit kaum Zugriff und konnten sich besonders die wichtigen „zweiten Bälle“ selten sichern – nahezu alle Gegentore entstanden genau aus solchen Situationen aus der Mitte heraus, Kleinigkeiten entscheiden. Erst in der zweiten Halbzeit versicherte sich das Angriffstrio zunehmend seiner Stärke und agierte von Sekunde zu Sekunde sicherer. Nach dem 4-4 sorgte nicht nur ein Lattenabpraller für wilde Torspekulationen, die auch der Videobeweis nicht restlos klären konnte. Auch der massive Druck der Germaniastädter und die vielen Chancen waren angesichts des Spielverlaufes und der ständigen Aufholjagten alles andere als selbstverständlich: Mit der Dauer des Spiels stieg die Wahrscheinlichkeit, dass die Germanen an diesem Vormittag drei Punkte mitnehmen konnten – es wäre nicht unverdient gewesen.
Zwei Dinge beeindruckten bei der Vorstellung der Germaniastädter: Mit Kapitän Alexander musste der enorm wichtige Rückhalt des Teams aufgrund einer Verletzung schon in der ersten Hälfte ausgewechselt werden, gute Besserung an dieser Stelle! Stoßstürmer Max hatte diese Rolle plötzlich auszufüllen und sich seiner Flugeigenschaften zu besinnen. Er organisierte das Geschäft in der eigenen Box in einer beeindruckenden Ruhe und Gelassenheit, die angesichts der ganzen Situation nie hätte erwartet werden können. Wesentlich verantwortlich für die Aufholjagd der Stars aus Gornau waren neben den im Rampenlicht stehenden Torschützen Julian und Euron – und der sicher stehenden Defensivlinie – aber die sich abwechselnden Dauerläufer in die Spitze: Phillip, Elias und Tim. Alle drei setzten die klare Vorgabe um, immerwährend die Abwehrkette der Amtsberger anzulaufen und mit diesem Pressing die gefürchtete Spieleröffnung des Gegners schon im Keime zu ersticken. Während Elias und Phillip regelmäßig mit derartigen unangenehmen Aufgaben betraut werden, übernahm Tim in diesem Spitzenspiel die Verantwortung und zwang sich die langen Wege fürs Team zu gehen, entscheidende Drucksituationen und Fehlpässe der Amtsberger zu provozieren. Die drei Tore der zweiten Halbzeit entstanden aus genau dieser überragenden Taktik- und Laufarbeit in der Spitze. Auch wenn andere die Tore schießen, ist ohne das Pressing nichts zu gewinnen. Das nachrückende Mittelfeld öffnete nicht durch unkontrolliertes Vorrücken den Raum für gegnerische Angriffe, sammelte die Fehlpässe geordnet ein und konnte aus dieser Kompaktheit vors Tor dringen. Viele Chancen, Druck und Sicherheit im eigenen Spiel waren die Folge. Zweitens kommt zu diesem Prinzip, sich in den Dienst des Teams zu stellen und Erfolg als überindividuelle Kategorie zu begreifen, eine aufopferungsvolle Art und Weise, sich dem Spitzenreiter zu stellen. Das ist eine Frage der Mentalität: Vor nicht allzu langer Zeit wären die Germanen nach einem 0-3 Rückstand wohl mit einer zweistelligen Gegentrefferzahl vom Platz gegangen. Momentan – das zeigte sich schon gegen legendäre Namen wie Drebach – scheint jeder noch so große Rückschlag machbar. Das hat in der Analyse wohl viele Gründe, in jedem Fall ist jeder bereit seine Vorgaben auf dem Feld zu erfüllen und zu kämpfen. Beeindruckend sicher übernahmen die jungen an diesem Tag die Verantwortung und stützten das Team – auch Wilhelm und Dennis, die nicht auf dem Platz standen! Das Wissen, dass auch ein Ausfall des Kapitäns, der Sturmspitze oder der Torgaranten ersetzt werden kann, macht die Truppe momentan so stark und zollt Respekt ab.
So gerne dieser Bericht mehr zwinkernde Augen aufflackern lassen würde, so deutlich sollte an dieser Stelle gesagt werden: Es gab diesmal nichts auf Kosten der Jungstars zu zwinkern! Das war eine reife, taktisch sichere und mental bisher nie gesehene Leistung, die jede ernsthafte Analyse verdient hat. Es werden die Zeiten fliegender Hüften wieder kommen. Nicht weniger beeindruckend ist auch, welch starke Teams in Amtsberg Jahr für Jahr auf dem Rasen stehen. Die Atmosphäre war der eines Spitzenduells angemessen und in vielen Aktionen von großer Fairness unter Kindern, Trainern und Eltern geprägt. Und trotzdem zwangen und verleiteten Situationen auf dem Feld zu Reaktionen, die die Leistung beider Mannschaften nicht verdient hatte. Ohne Schiedsrichter zu spielen, das eigene Team zu beobachten, zu motivieren und koordinieren, an den richtigen Stellen richtige Maßnahmen zu ergreifen, strittige Situationen zu klären und nebenbei parallel Gespräche mit Mannschaft und den Trainernachbarn zu führen, gedanklich taktische Optionen abzuklopfen und verschiedene Spielsituationen und -stände in Echtzeit zu analysieren, Wechselmöglichkeiten auszuloten, Emotionen der Zuschauer einzufangen und letztlich den Blick für jeden Einzelnen im Team trotz aller eigenen Spannung nicht zu verlieren, erfordert Einiges ab. Das Jonglieren mit diesen Herausforderungen hatte an diesem Vormittag von allen Seiten nicht immer die Souveränität, die sich der Gesetzgeber dabei vermutlich gedacht hat – und trotzdem gab und gibt es im Anschluss ein konstruktives Miteinander, das die Voraussetzung für harte und spannende Duelle in der Zukunft liefert.
Am kommenden Wochenende wartet auf die Germaniastädter in der Freibadarena im nächsten Spitzenspiel um den dritten Platz, und damit die direkte Championsleague-Qualifikation, mit dem BSV Gelenau ein großes Team der Stunde. Letztes Jahr zahlten die Gelenauer ebenso wie die Stars aus Gornau viel Lehrgeld in der Liga und konnten den Abstieg in letzter Minute verhindern – dieses Jahr krönt die Truppe eine super Entwicklung mit tollen Ergebnissen und überragenden Platzierungen. Dem letzten Spiel vor der Winterpause darf mit Vorfreude, Spannung und Zuversicht entgegengesehen werden: In den vergangenen Monaten haben sich die Germaniastädter mit Topleistungen präsentiert und Anerkennung verdient, besonders in den Spitzenspielen. Diese Leistung können sich die Jungstars am kommenden Wochenende noch veredeln und zugleich Anschluss an die Tabellenspitze halten.
Es ist drei Uhr Nachts, zum vierten Mal wach in den letzten Stunden. Die letzte WhatsApp Nachricht von Gillert am späten Abend zuvor leuchtet noch immer auf im Handydisplay: Schon am Dienstag begann die Taktikdebatte des Trainergespanns. Nichts Unnormales mit Blick auf Spiele am Wochenende. Telefonate, Nachrichten, Mails, Besprechungen nach und vor den Trainings mit Stuff und Team, Fulltimejob halt, logisch, Platte machen, soll ja was rauskommen. Dreierkette und in der Defensive kompakt stehen, oder nur zwei Abwehrspieler. Mann gegen Mann, kein Netz oder doppelter Boden. Alles oder Nichts – brandgefährlich und etwas für die risikoveranlagten Gemüter, sexy fürs Publikum, klar, und Alex macht sowieso einen auf Libero, praktisch der dritte Mann. Der kommt schon raus und beansprucht das Ei, wenn alle anderen die Regenwürmer suchen. Trotzdem das Risiko, dafür kann man sich aber nichts kaufen, oder? Die Dreierkette hingegen besetzt die Außenbahn, lange Läufe mit Wucht über die Flanken, Mitte füllen und schon stehen vier Spieler im Angriff während einer den Laden nach hinten halbwegs dichtmacht – schaffen das die Jungs außen durchzuhalten, klappt das mit der taktischen Disziplin im Rückwärtsgang, sonst wird es übel? Anders herum fehlt aber wohl vorne der Stürmer? Bälle festmachen, „Nettozeit“ beherrschen, Abwehrlinie anlaufen, auch wichtig, können die zwei in der Mitte nicht regeln alleine. Doch wieder 2-2-1, warum nicht? Mittelfeld kompakt halten, Räume durch versetzte Staffelung zustellen und nach vorne halligalli. Zu dritt in die Box, klar, da knallts auf dem Rasen. Verliere aber einer beim Ballett in des Gegners Garten die Kugel, dann läuft dir die Meute in Überzahl die Pforte ein. Keine Chance, selbst wenn man Mauern baut. Eh die beiden hinten reagieren können, steppt der Bär im eigenen Wohnzimmer. Da ist keine von Muddis Vasen mehr zu retten. Machen die Gegner es breit und beherrschen das Leder, ersäuft man an der eigenen Offensivtaktik, wird es bitter mit gezitter. Und sowieso die großen Baustellen: Mental fit machen die Jungs, Vertrauen geben, breite Brust, Gelassenheit, Beherrschung, Souveränität. Selbst ruhig bleiben und korrigierend an der Linie wirken. Mehr nicht.
An Schlaf war freilich nicht zu denken, nachjustieren, tüfteln, Lösungen finden. Kompromisse und Vernunftentscheidungen zwischen Harakiri, Real-Style, sexy Fußball mit Pressing ohne Ende und einer kompakten, beherrschenden Defensive, die das Geschehen von hinten steuert. Vorne muss es trotzdem rappeln, Ressourcen dorthin, wo der Boden vibriert. Wer ein Tor mehr hat, gewinnt, einfache Mathematik halt. Und trotzdem: Es ist ja nicht verkehrt, nicht gleich alles Kapital auf die spekulative Ölpalmenplantage auf Steinboden in Nordkorea zu setzen.
Das Seelenleben eines Trainers der Nachwuchsgermanen ist turbulent, mit wachsendem Potenzial kommen größere Aufgaben. Einerseits der völligen Verzweiflung nahe am letzten Training vorm großen F-Turnier bei den Sportfreunden von Chemnitz Süd und keine 20 Stunden später beherrscht ein großer Stolz und große Freude die Gemüter von Gillert und Sowade: Die Stars aus Gornau konnten nicht nur den zweiten Platz von acht Teams belegen und mit Julian den verdienten Torschützenkönig stellen, sondern sie beherrschten sämtliche Gegner in den vier Spielen bis zum Finale mit 14-1 Toren. Überragende Leistung und ein deutlich besseres Torverhältnis verhinderte zudem nur die unfassbare Liebe der Sturmabteilung zum Aluminium. Erst im Finale verloren die Germaniastädter mit 3-1 gegen die verdienten Sieger aus Flöha – und trotzdem wäre der Turniersieg im ausverkauften Rund möglich gewesen. Ein starker Torwart und das eigene Unvermögen, in den wichtigen Situationen den Schritt eher da zu sein, verhinderten die ganz große Sensation an diesem Samstagvormittag im Chemnitzer Süden. Es waren große Namen der nationalen und internationalen Ligen versammelt: Ob Ifa, Rapid und Lok Chemnitz oder Flöha und Leukersdorf – allesamt Teams großer Vereine, die in ihren Ligen gute bis sehr gute Resultate vorweisen können. Ein stattlicher Pokal und eine noch stattlichere Prämie wanderten jedoch nach Gornau.
Noch am Tag zuvor deutete angesichts der Leistung im Abschlusstraining rein gar nichts darauf hin, dass die Germanen mental und physisch vorbereitet auf ein solches Turnier schienen. Auch die noch immer nicht vergessene katastrophale Vorstellung im letzten Saisonspiel vor der Herbstpause sowie das Trainingslager in Südamerika ließen bei Medienvertretern und Experten wenig Hoffnung aufkeimen, dass das Team aus Gornau noch viel liefern werde. In den Feuilletons waren die üblichen Spekulationen über die Trainerposten zu vernehmen, zudem wurde den Stars immer die sportliche Reife für Spitzenleistungen abgesprochen. Die Situation am Jahnweg war und ist nie leicht, die Verantwortlichen stehen immer unter Druck.
Es war eine überragende Leistung der elf Germaniastädter. Eine bombenfeste Defensive mit Rafael und
Laurenz ließ in der Gruppenphase und dem Halbfinale gar nichts anbrennen. Bis auf Rückpässe hatte Alex einen ruhigen Vormittag, tatsächlich hatte er keine Gelegenheit sich wirklich in Paraden zu
frönen. Ein überragender Julian nahm seine Rolle als Spielgestalter an und konnte sich im phasenweise herrlich anzusehenden Zusammenspiel mit Euron und der Sturmspitze Phillip zahlreiche
Torchancen herausarbeiten, die leider viel zu oft ungenutzt blieben. Taktisch zeigten sich die Germanen extrem diszipliniert und waren vor allem in den Zweikämpfen und der läuferischen Arbeit
beeindruckend aktiv. Auch die zweiten Fünf brachten sich nahtlos im Spiel ein: Ob Max und Tim in der Spitze, Elias als läuferischer Musterathlet und Allrounder, oder Dennis und Wilhelm als Backup
in Mittelfeld und Abwehr – die Jungs auf dem Feld und das Trainerteam konnten sich bei jedem Wechsel auf bedingungslosen Einsatz verlassen. Sie verwalteten das Spiel nicht nur, sondern
gestalteten aktiv, spielten, rannten und ackerten füreinander und miteinander. Wieder ein Schritt in die richtige Richtung. Genau das war an diesem sonnig-warmen Vormittag der ausschlaggebende
Punkt: Die Mentalität im Team, Aufgaben und den Kampf anzunehmen, seine Rolle zu akzeptieren und nicht zu hadern. Reine Willensakte und das konsequente Nachgehen setzten selbst körperlich
robusten und spielerisch starken Temas wie den Nachwuchskickern von Lok Chemnitz extrem zu. Dadurch verdienten sich die Germaniastädter Stück für Stück, Minute für Minute, den Einzug ins Finale.
Am Ende wäre der Sieg möglich gewesen, aber dazu muss eben alles passen: Ballannahmen, sichere Abschlüsse und eine fehlerlose Abwehrkette. Die Schwächen der Stars aus Gornau wurden von sicheren,
aber keinesfalls überlegenen Flöhaern bestraft. Hohes Niveau erfordert höchste Konzentration, das lernt man nur im Wettkampf. Der tut oftmals weh und fordert genau diese Bereitschaft ab, an diese
Schwelle zu gehen. Nicht immer klappt das - diesmal haben das die Stars beeindruckend angenommen.
Die Trainer und Verantwortlichen am Jahnweg können mit dieser starken Leistung der Truppe sehr zufrieden sein, auch die vielen mitgereisten Fans umjubelten das Ensemble aus Gornau. Die Truppe funktioniert, regelmäßiges Training, Bereitschaft füreinander zu arbeiten und sich vor dem eigenen Interesse als Team zu verstehen trägt Früchte, dazu passt die taktische Disziplin in vielen Situation, Positionstreue, Laufwege und zunehmende Staffelung im Spiel lassen das erkennen, was im Training erarbeitet wird. Diesen Pokal haben sich die Jungs gemeinsam verdient und jeder hat das reingeworfen, was er konnte. Auch den kommenden Partien gegen die Spitzenteams der Liga Amtsberg und Gelenau können die Germaniastädter mit Selbstbewusstsein und -vertrauen entgegensehen: Mit einer solchen Leistung ist zweifelsohne viel möglich. Zudem sei dem Trainerteam eine erholsame Nacht ohne Gedanken an taktische Raffinessen gegönnt.
Now we have the salad, will man sagen: Am Samstagvormittag gaben sich am Jahnweg das THW, der Katastrophenschutz und die Bundeswehr die Klinke in die Hand. Es war lange unklar und jeder Zugang zu den Verantwortlichen des Vereins abgeriegelt. Keiner wurde vom Gelände hinausgelassen. Erst in den späten Mittagsstunden gab es in einer eilig einberufenen Pressekonferenz im Ratskeller ein Statement der Vereinsvorstände, das die Übertragungswagen der versammelten Pressevertreter live in die weite Welt hinaus entsandten: Offensichtlich wurden kurz nach dem Spiel der F-Junioren gegen den FSV Scharfenstein/Großolbersdorf Risse in sämtlichen Tribünen der Freibadarena entdeckt. Durch das schnelle Eingreifen der Verantwortlichen und das überragende Funktionieren der Katstrophenschutzmaßnahmenkette konnten tausende Fans und die Spieler rechtzeitig in Sicherheit gebracht werden – es gab keine Verletzten, momentan wird die Statik der Arena von Experten geprüft und in Bälde alles Notwendige veranlasst werden. Der Schaden könnte in die Millionen gehen, so die Befürchtungen aus internen Kreisen. Dies wäre eine Katstrophe für die Germania, könnte die Insolvenz nach sich ziehen. Unbestätigten Information zufolge vermuten die Experten, dass Gillerts auch in den entfernteren Nachbargemeinden akustisch erstaunlich gut wahrnehmbare Halbzeitansprache nicht nur den gemütlichen Einkaufssamstagvormittag gestört oder das wöchentliche Rasenmähprozedere irritiert haben dürfte, sondern zugleich die großen Risse in den Tribünenbauten produziert haben könnte. Noch gibt es keine offizielle Ursachenmeldung, die Hinweise in diese Richtung verdichten sich aber zunehmend.
Sieht man von den bautechnischen Problemen an dieser Stelle ab, so haben sich an diesem Samstag sportlich nicht nur Baustellen, sondern ganze Meteoritenkrater im Erzgebirge aufgetan, so looks it out. Trotz eines am Ende klaren und nicht unverdienten 3-0 Sieges war das mit Abstand die wohl schlechteste Saisonleistung der Germaniastädter. Desolat, indiskutabel, katastrophal, unterirdisch bis düster, keine Musik im Spiel, von Poesie ganz zu schweigen – die internationalen Medien zerreißen die Vorstellung der Stars aus Gornau, ein regelrechter Spießrutenlauf erwartet das Team und nicht zuletzt die Trainer in den kommenden Tagen. Auch die Fans zeigten sich wenig amused. Herrschte noch vergangene Woche nach der überzeugenden Leistung in Marienberg großer Optimismus bei den Verantwortlichen – man ließ sich sogar mal wieder vorschnell zu einem außergewöhnlich klaren Bekenntnis zum Trainertrio um Sowade hinreisen (Man scheint es am Jahnweg nicht zu lernen!) –, so dürften gegenwärtig trotz der drei Punkte und einem nach wie vor sicheren Tabellenplatz drei mit erhabener Sicht nach unten und guter Perspektive nach oben wieder unruhige Zeiten auf alle Beteiligten zukommen – wohl zu Recht!
„Noch ist nicht aller Tage Abend“ pflegen es die Älteren liebevoll erfahren aus der Backe zu schmettern, „auch auf dem höchsten Thron sitzt man auf dem eigenen Hintern“ balanciert es der Intellektuelle geschmeidig ins Plenum, „Erfolg steigt nur zu Kopf, wenn dort der erforderliche Hohlraum vorhanden ist“, schiebt es der Bruder des Sarkasmus schadenfreudig in die Debatte: Wie auch immer, da haben die Trainer und das Team kräftig den Betonpfeiler der Realität schwingen sehen am Samstag, so mancher mag diesen am eigenen Denkkolben gespürt haben. Die Voraussetzungen waren gut, schönes spätherbstliches Wetter, der Rasen fluppig und frisch gemäht, die Bude wie immer voll und ganze sieben Spieler auf der Bank. Dazu gastierte mit dem FSV 95 Großolbersdorf-Scharfenstein kein Titelaspirant in der Freibadarena. Was will man mehr? Und trotzdem schafften es die Nachwuchsgermanen über beide Halbzeiten hinweg nicht, ihr optisches Übergewicht in zahlreiche Tore umzumünzen. Die Offensivabteilung verweigerte jede Zweikampfarbeit gegen einen phasenweise sicher stehenden Gegner, der durch Kampfeswillen und extrem robuster (aber durchweg fairer!) Spielweise überzeugen konnte. Die Chancenauswertung lässt nur den Schluss zu, dass das Team intern momentan Revolutionsbestrebungen vorbereitet. Dazu war auch im restlichen Verbund nur in wenigen Momenten das zu sehen, was die Germaniastädter wirklich können: Überzeugenden, von Leidenschaft, Willen und mentaler Stärke geprägten Fußball zu spielen, der technisch und taktisch diszipliniert und sicher daherkommt. Den Nachwuchsgermanen fehlte an diesem Samstag die Einstellung, sich auf ein hartes und körperbetontes Spiel einzulassen, jeder Kontakt wurde gemieden, Aktionen allenfalls halbherzig zu Ende gebracht. Sieht man von einer phasenweise soliden Ordnung besonders in der Defensivlinie ab, hatte das im Großen und Ganzen wenig mit ambitioniertem Fußball zu tun. Es kamen gar grausige und längst verdrängte, in langen Sitzungen mit der psychologischen Abteilung verarbeitete, Erinnerungen an so manche Partie in der letzten Saison an die Oberfläche des Bewusstseins: Die Regenwurmsuchenden haben die Germanen wieder heimgesucht, das Erstarken der Luftlochpandemie scheint unaufhaltsam, die Hüftgelenke fliegen in der Arena umher, Schienbeine driften durch die Horizontale. Die Angst greift um sich, das Dunkel naht, er, ach nein, es ist wieder da. Mit dieser Einstellung überlebt man weder im Abstiegskampf, gleich recht nicht im Titelrennen. Es war das Glück an diesem Tag, das die drei Punkte gesichert hat: Chancen hatten die Gäste, wenn auch nur sehr wenige, zudem hätte sich Niemand über einen Elfmeterpfiff des nichtanwesenden Unparteiischen beschweren können – then we look stupid out of the clothes, wenn das schief gegangen wäre.
Wo die Ursache dieser desaströsen Vorstellung zu suchen ist, kann aus der Ferne schlecht diagnostiziert werden: Die Spielweise wirkte überheblich, hatte nicht die Konsequenz der letzten Wochen. Die Germaniastädter sind nicht in der vermuteten Konstanz – damit wird man die Ziele kräftig verfehlen. Die Trainer müssen sich hinterfragen, ob das Team folgt, die Philosophie von der Mannschaft getragen, der Druck gut moderiert wird. Zudem dreht sich das Karussell schneller, als es so mancher am Jahnweg offensichtlich für möglich hält. Bis in die Abendstunden tagten Trainer und Vorstand – kein gutes Zeichen! Auch das Team wird sich fragen müssen, ob man des Fußballspielens für die Auflaufprämie und das Handgeld frönt, oder die sportliche Herausforderung sucht und den Weg in die Spitze zu gehen bereit ist! Das erfordert den Weg an die Grenze, die Übernahme von Verantwortung für die schweren Aufgaben und die Handreichung in Situationen der Herausforderung für die kleineren im Team. An diesem Vormittag mussten viele der ganz jungen Nachwuchsstars erstmals dieses Jahr die Komfortzone verlassen und einen Spielstand verwalten, der eigene Fehler sofort bestrafen konnte. Das war das Feeling des Wettkampfes! Und das haben sie gut gemacht und damit gezeigt, dass sie dem ersten Anzug helfen, ein Stück der Verantwortung übernehmen können und wollen. Auch wenn vieles schief lief an diesem Samstag, so zeigt erstens das Ergebnis, dass sich die Germaniastädter auch in schlechten Spielen durchsetzen können und zweitens war es eine Mannschaft, die sich da trotz aller Fehler präsentierte. Die Nachrücker haben die Situation angenommen und zugesehen, den Druck auf alle Schultern zu verteilen.
Die kommenden drei Wochen gehen die Germaniastädter in die Herbstpause, am 14.10. wird der geneigte Fan die Stars gleich im Anschluss ans Trainingslager in Südamerika bei einem Nachwuchsturnier in Chemnitz bestaunen dürfen. Danach stehen die entscheidenden Spiele gegen die hoch favorisierten Titelkandidaten aus Amtsberg und Gelenau an: Dort geht es um die Wahrheit, das sind die Spiele der Saison, hier zappelt der Fisch, da wird das Ei aus dem Nest genommen, lernt der Vogel fliegen. Hier werden andere Leistungen notwendig sein, um sich am Ende auf Augenhöhe zu bewegen, sonst geht es schneller abwärts, als es allen Beteiligten lieb sein dürfte. Noch sind drei Wochen Zeit um zu arbeiten, die Köpfe frei zu bekommen, sagt das halbvolle Glas – dem will man in Gornau momentan folgen. Und trotzdem: „Das Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht“. Das Trainertrio hat satte Aufgaben und sollte sich im Klaren sein, dass die Ente erst am Ende k…! Ob Findeisen und Co. da noch ihre Posten haben, ist eine andere Frage.
Zu später Stunde erhält die Redaktion die Nachricht, dass die Statiker Entwarnung für die Freibadarena gegeben haben, die Erleichterung in der Germanengemeinde ist groß. Offenbar scheint es keine gravierenden Mängel am Bauwerk zu geben. Die Hausmeister und der Rasenwart sind momentan vorschriftsgemäß mit Helm und Weste bemüht, den Arbeitsschutz beim zuspachteln der Risse an erste Stelle zu rücken, schließlich geschieht das alles vor der Weltöffentlichkeit.
Vielen Dank (mal wieder) an dieser Stelle für das zahlreiche Feedback über noch zahlreichere Kanäle und die mitunter große Freude an diesem Blog, der mit dem ein oder anderen zwinkernden Auge den Wahnsinn begleitet, den ein Trainerteam während er Arbeit mit den Kindern Woche für Woche erlebt. Und trotzdem: „Wer viel spricht, hat weniger Zeit zum Denken“. In diesem Sinne gönnt sich auch die Medienabteilung erst einmal eine kleine Herbstpause und wird sich rechtzeitig gewohnt professionell, neutral, und bemerkenswert sachlich wieder melden! Bis dahin: Enjoy life in full trains!
Tormann Alex hat das Spielgerät in seiner Obhut, umarmt es einfühlsam und versichert sich seiner Zuneigung, bevor es seine großen von Handschuhen gesäumten Hände verlässt. Er schlägt es sicher und weit über die staunende Abwehrreihe hinweg in Mitte des täuschend echt wirkenden Kunstrasenplatzes inmitten der Bergstatt Marienberg. Euron verarbeitet das Ei mustergültig, nachdem er es aus voller Bewegung sicher vom sommerlichen Himmel heruntergesaugt hat und schiebt die Flunder zärtlich, lieblich hinterherwinkend, als stünde der Abschied für immer in dieser schweren Stunde der Trennung an, zu Julian. Der hält das Füßchen schüchtern in die Flugbahn der Kugel, als wolle er diese nicht verletzen, den Schmerz minimieren. Julian tropft das Ei ab, wendet sich geschmeidig, lässt die Gegner mit kurzem Hüftwackeln ins Leere laufen und sucht die Sturmspitze. Währenddessen schweben die Außenverteidiger Ben und Rafael fast unbemerkt die Linie entlang in Richtung gegnerischer Box, kaum die Plastikspitzen des sich im Wind sanft bewegenden Kunstteppichs berührend. Laurenz in seiner respekteinflößenden Größe sichert die Abwehrlinie, allein weit und breit, unerschrocken mit eisernem Willen, die Mittellinie zur unüberwindbaren Grenze erklärend, sein Gebiet, my home, my castle. Inzwischen zischt das Leder in den Strafraum und verabschiedet sich rührselig bedächtig von Julians in der Sonne glänzenden Schuhen, nur die physikalische Reibung der Plastikprodukte am Boden vermag dem Geschehen nun noch im Wege zu stehen, das Unaufhaltsame aufzuhalten, die Dinge im Fluss zu verändern, das Schicksal der Kugel an sich zu reißen. Phillip wuselt sich durch die gegnerische Phalanx und blickt dem an ihm vorbeiziehendem Spielgerät sehnsüchtig hinterher – und doch so elegant, sicher das Geschehen vorauswissend, ja fast erhaben dem großen Moment entgegenfiebernd. Körperbetont ist er, und doch nicht greifbar, gleich einer Amazone. Das unnahbare Wesen auf dem Feld und doch so eiskalt in der Box. Die pure Angst steht in den Augen der Gegner.
Athletisch, voller Kraft einem Gladiator ähnelnd, übernimmt Euron die Regie der Szenarie, reist das Auge aller Beteiligten an sich, entschlossen, ohne Kompromisse, hier und jetzt. Spielgerät und Spieler könnten kaum mehr jubilieren über die lang ersehnte Vereinigung in der Arena, absolute Stille, die lächerlichen Rufe der Trainerstatisten verhallen im Vakuum der Situation, selbst die Plastikhalme verharren in Starre und neigen schließlich regelrecht vor Ehrfurcht in Anblick dessen, was geschehen wird, ihre Köpfe darnieder. Alles um die innige Vereinigung herum bewegt sich in Zeitlupe, friert ein, bleibt schließlich ohne Bewegung. Der Moment null ist gekommen, die Welt ruht. Das eigentümliche, von Zärtlichkeit und zugleich unbändiger Kraft getragene Fluppen des Schusses ist auf den Rängen zu vernehmen, ein Schock der Realität durchbricht die Stille, der doch jede Wahrheit auf dem Platz in sich vereint. Die Welt ist wieder wahrnehmbar, Kälte, Wind, die wärmenden Sonnenstrahlen. Jede Faser des Athleten ist angespannt in diesem Augenblick, das Schussbein schwingt andächtig dem Leder hinterher, als wöllte es dieses in die Unendlichkeit der erzgebirgischen Grenzenlosigkeit geleiten. Staunend blicken die Kinderaugen dem sich durch den Luftdruck fressenden, nun verformten Geschoss hinterher, höchste Konzentration, dem Fluggerät in seiner Bewegung durch den Raum und die Zeit zu folgen, ein Schnitt durch das hier und jetzt, ein unbeirrter Weg, immer nach vorn, immer geradeaus, ein reiner Akt des Willens der Vereinigung von Mensch und Ball. Brachial stellt sich nur das grüne Netz in den Weg, die Maschen zittern verbissen, ohne jede Rücksicht und ohne Furcht vor dem, was passieren wird. Das Gebälk absorbiert die unbändige Kraft des Fluges, das Spielgerät nimmt seine ursprüngliche Form an und akzeptiert verbittert die Ausweglosigkeit der Situation, die Niederlage des eigenen Drangs nach Unendlichkeit. Der Weg ist verschlossen, die Grenze der Physik erreicht. Jubel brandet auf, die Zuschauer toben, die Arena bebt. Sie erfüllt das, was sie verspricht: Magie, Zauberei, die Flucht aus dem Alltag, der reinste Wahnsinn der Wahnsinnigen. Und doch: Es sind nur Momente der Genialität, kognitiv uns überfordernd und mit Sehnsucht erfüllt zugleich, die wir uns erträumen.
Wohl ließe sich der Auftritt des Germaniaensembles so pathetisch beschreiben. Pragmatisch betrachtet haben die Germaniastädter beim FSV Motor Marienberg schlicht und einfach ihre Hausaufgaben erledigt und drei Punkte aus der Motorenarena an den Jahnweg nach Gornau übermittelt: Mit 15-1 und einem phasenweise starken Auftritt ließen die Schützlinge von Sowade, Gillert und Findeisen den Hausherren keinerlei Chance. Der Plastikuntergrund sorgte zwar nicht nur bei Umweltfreunden für Sorgen (Wie sieht es mit dem Recycling aus, fragt da das grüne Gewissen?), sondern auch beim Trainertrio für Unruhe im Vorfeld des Duells, allerdings agierten die Stars aus Gornau verdächtig solide auf diesem Teppich. Insgesamt konnten die Nachwuchsgermanen taktisch und spielerisch an die Leistung der Vorwoche gegen Drebach anknüpfen und überzeugten durch sichere Ballstafetten, druckvolle Abschlüsse, eine weitestgehend mental sehr fitte Einstellung und körperliche Präsenz auf dem Feld. Taktisch sah das phasenweise sicher aus, auch wenn die Kompaktheit proportional zur Höhe der Torausbeute abnahm. Mathematisch einwandfrei, sportlich ausbaufähig.
Auch die zweite Garde passte sich gut in die Abläufe ein und bereicherte das Spielgeschehen oftmals in eigener Regie. Während sich Tim mit Parabelflügen des Balls beschäftigt und Lupfer selbst 30cm vor der Torlinie im Gehäuse unterbringt (der direkte Weg ins Netz wäre ökonomischer für Ball, Netz, Tormann und Trainerpsyche), kristallisiert sich Elias in seinen Allrounderqualitäten zunehmend als ernstzunehmende Konkurrenz für den ersten Anzug heraus. Kopfballungeheuer Max löst das im Sturm momentan prächtig und belohnte sich abermals mit sehenswerten Treffern und überlegten Pässen. Auch Dennis kommt Stück für Stück ins Spielgeschehen, hat seine Aktionen und erstaunlich robuste Knochen und offenbar gute Schienbeinschoner, wie es auch der gegnerische Keeper bestätigen dürfte. Besonders mental stimmt es momentan im Team, alle haben ihre Rolle angenommen und stellen sich in den Dienst der Truppe, akzeptieren Entscheidungen und Vorgaben – keine Selbstverständlichkeit, gleich recht nicht bei Kindern.
Marienberg ist eine junge Truppe mit ambitionierten Spielern und Spielerinnen und trotzdem war der Sieg der Nachwuchsgermanen zu keiner Sekunde gefährdet und hochverdient. Bei aller Freude muss man das Ergebnis aber realistisch Verorten. Einerseits gebührt es der Respekt vor der sehr jungen Truppe aus Marienberg und andererseits haben auch die Germanen die letzte, sehr bittere Saison des reinen Lernens nicht vergessen: Die Gegner auf Augenhöhe dieses Jahr – neben der starken Auswahl der Vorwoche aus Drebach – werden noch kommen. Mit der derzeitigen Verfassung der Truppe können die Coaches aber selbstbewusst die Aufgaben angehen und werden besonders taktisches Arbeiten in den Fokus der kommenden Trainingseinheiten stellen.
Sportvorstand Arnold zeigte sich sichtlich zufrieden, auch im Verein ist nach den turbulenten letzten Woche offenbar Ruhe eingekehrt. Das Trainertrio kann beruhigt und mit Rückendeckung aus der Chefetage mit dem Team weiterarbeiten. Ein dritter Tabellenplatz lässt zwar noch Luft nach oben, allerdings sind die Topteams der Tabelle noch zu erreichen, auch das internationale Geschäft ist damit in akzeptabler Reichweite. Kommenden Samstag gastiert der FSV 95 Scharfenstein-Großolbersdorf in der Freibadarena: Vor ausverkaufter Kulisse darf man gespannt auf den Auftritt der Jungstars sein und sich auf ein hoffentlich spannendes Fußballspiel freuen.
Noch immer zittern die Waden, die Stimme ist weg und das Herz hat den ökonomisch lebenserhaltenden Rhythmus noch nicht wiedergefunden, ruhige Momente sind undenkbar, die Gedanken verharren auf dem Feld. Es war ein legendäres Spiel am Sonntag, das in der Freibadarena dem geneigten Fußballliebhaber geboten wurde. Es war eines Spitzenspieles mehr als würdig, was die Nachwuchsgermanen gegen den FV Drebach veranstaltet haben. Am Ende mussten sich die Germaniastädter mit einem 4-5 geschlagen geben – weder unverdient, noch verdient, weder gerecht, noch ungerecht. Am Ende ziehen die Punkte doch hinfort, die Abstände in der Tabelle werden größer. Shit happens will man den traurigen Kinderaugen zurufen und den enttäuschten Trainern zärtlich die Schultern tätscheln. So ist der Sport, das Runde muss ins Eckige, dabei sein ist alles – oder eben auch nichts. Die Germanen haben nicht aufgesteckt und eine der besten Jugendmannschaften der letzte Jahre im größeren Umkreis an den Rand einer Niederlage gebracht, trotz so mancher Rückschläge das Spiel phasenweise kontrolliert und selten gesehen kompakt sowie taktisch diszipliniert gestanden. Jeder Rückstand wurde egalisiert in einem offenen Schlagabtausch, der trotz der kämpferischen Aufopferung beider Teams und Trainer stets fair und nach den Regeln der Arena ausgetragen wurde. Es war eine regelrechte Demonstration der unabdingbaren Leidenschaft für diesen Sport: taktische Raffinessen, technische Sahneschnittchen, kämpferisch herausragende Leistungen und nicht zuletzt eine von den Fans geschaffene atemberaubende Atmosphäre im Gornauer Hexenkessel gaben dieser Partie einen würdigen Rahmen.
In der letzten Woche war der Druck auf das Team und die Verantwortlichen trotz der überzeugenden Vorstellung in der Vorwoche gegen Großrückerswalde enorm. Sowade, Gillert und Findeisen standen unter schärfster Beobachtung der am Sportareal versammelten Journalisten. Der Verein zögerte bis in die Wochenmitte hinein mit klaren Aussagen und doch gab es von Sportvorstand Arnold am Mittwoch ein unmissverständliches Bekenntnis, selbst im Falle einer verpassten Meisterschaft am Trainerteam festhalten zu wollen: Das internationale Geschäft stehe zwar außer Frage, da ansonsten der Kader im gegenwärtigen Format nicht zu finanzieren wäre. Dennoch beobachte man in der täglichen Arbeit des Trainerstabs eine kontinuierliche Entwicklung des Teams in allen Bereichen, „die Trainer arbeiten gut, die Mannschaft folgt bedingungslos und auch die Ziele sind nach wie vor zu erreichen“, so die unaufgeregten Statements aus der Führungsebene des Vereins. Auch das Mannschaftsklima sei „ausgezeichnet“, wie aus Kreisen des Mannschaftsrates selbstbewusst kommuniziert wurde. Wie auch immer dies tatsächlich zu bewerten ist: Selbst wenn es sich um hohle Phrasen handelt – Offenbar rudert man auch intern nun zurück, die in den Verein getragene Kritik der letzten Wochen und so manche kolportierten Gerüchte schon feststehender Trainerentlassungen bewahrheiten sich bisweilen und trotz der neuerlichen Niederlage nicht. Die Autos der Trainer stehen in der Tiefgarage, die Stühle bombenfest im Büro. Auch ein Abheben des Teams entbehrt nach der kämpferischen Vorstellung am Sonntagmorgen jeder Grundlage.
Bei kühl-nassem Wetter gestierte mit den Krokussen aus Drebach ein enorm schwer zu bespielender Gegner international höchsten Formats in der Freibadarena. Zudem zeigten die Spielbeobachtungen und Analysen der Gornauer Scoutingabteilung im Vorfeld kaum offensichtliche Schwachpunkte. Gerne würde die Medienabteilung an dieser Stelle im gewohnt ironisch bis sarkastisch vorgetragen Duktus pathetisch die Situationen auf dem heiligen Rasen der Arena darstellen: Es gab aber die gewöhnlichen Grashalmzähler nicht, auch die Regenwurmsuchenden waren nicht sichtbar und Philosophen auf der Suche nach den Orten der Wahrheit nicht zu finden. Knie- und Hüftgelenksbeschuss musste nicht ausgewichen werden, Schnürsenkel verharrten offenbar im gordischen Knoten und auch sonst konnte man das Gefühl entwickeln, hier eine reife und sportlich ambitionierte Truppe beim Fußballspielen zu beobachten. Es war ein tolles Spiel für alle Beteiligten, auch konnte man lachen, wohl deutlich mehr über die mit Turnübungen gepaarte Schnappatmung der Choaches, als über das, was auf dem Rasen zu sehen war. Die Jungs haben einem starken Gegner ein um das andere Mal Paroli geboten, sich zahlreiche Chancen herausgearbeitet und besonders in der Defensivlinie selten gesehen kompakt und clever agiert. Alex parierte viele Torschüsse der Krokusse und zeigte sich rigoros konsequent im Strafraum bei jedweder Gefahr. Ben lieferte seine bisher beste Saisonleistung und dichtete die rechte Außenbahn nahezu luftdicht ab. Im Zentrum zeigte sich ein robuster und körperlich enorm präsenter Laurenz gewohnt laufstark und erledigte seine Hausaufgaben in der Defensivarbeit nahezu tadellos. Die starke rechte Seite der Krokusse bereitete den Nachwuchsgermanen zwar nicht unerhebliche Probleme, mit einem besonders in der zweiten Halbzeit immer sicherer werdenden Rafael regierte aber auch dort taktische Disziplin. Die Offensivabteilung war den Krokussen oftmals überlegen und erkämpfte sich in guten Einzelaktionen zahlreiche Torchancen. Euron sorgte für die Musik im Spiel und dirigierte das Geschehen, Julian glänzte durch Laufstärke und Abschlussorientierung in der Offensive und beteiligte sich aufopferungsvoll an der Verteidigungsarbeit. Mit den zwei für dieses Alter unfassbar abgeklärten Haudegen in den Defensivreihen der Krokusse hatte sich Phillip zu messen, der sich agil und drahtig mit vielen Torabschlüssen und tollen Dribblings gegen die körperlich haushoch überlegenen Routiniers oftmals durchzusetzen vermochte.
Am Ende schossen die Germanen ein Tor zu wenig, wenngleich die Chancen für eine deutliche Führung vorhanden waren. Die offensive Ausrichtung war gewagt, aber die Spielstarke Truppe aus Drebach hatte damit erhebliche Probleme. Trotzdem muss man eben vorne einen mehr machen, als man hinten bekommt. Über ein 10-10 hätte sich Niemand beschweren können, genauso wäre ein Sieg für die Germaniastädter nicht unverdient gewesen. Die Jungstars haben nach wiederholten Rückständen mehrfach vorbildlich Moral gezeigt und sind zurückgekommen – das war toll zu sehen und hätte Punkte verdient gehabt. Und trotzdem muss man den Krokussen den Respekt zollen, der ihnen gebührt: Einerseits haben die Jungs eine unfassbar starke Mentalität, andererseits war das spielerisch und technisch eine Augenweite. Die wenigen Unaufmerksamkeiten und Fehler in den Reihen der Nachwuchsgermanen wurden gnadenlos und effizient genutzt.
Die Niederlage ist zweifelsohne bitter, die Topteams der Liga setzen sich an der Spitze fest. Und dennoch haben so manche Ergebnisse auch an diesem Spieltag gezeigt, dass die Staffel weitaus weniger berechenbar ist, als zu Beginn der Saison angenommen. Die Gornauer Stars zeigten sich mental fit, körperlich selten gesehen robust, zweikampfstark, taktisch diszipliniert und geordnet sowie technisch sicher mit Spielfreude und großem Zug zum Tor. Und dennoch offenbarten sich Baustellen. Das Trainertrio wird in den kommenden Tagen und Wochen an Feinheiten feilen: Das Verhalten nach Standards zeigte genauso Optimierungspotenziale, wie das zaghafte bis schüchterne Agieren bei den zweiten Bällen. Auch cleveren Spielzügen der Gegner – seien es kurz ausgeführte Eckbälle oder Ballstafetten in der eigenen Abwehrlinie – müssen Rezepte entgegengesetzt werden genauso wie eine effektivere Staffelung im Mittelfeld für noch mehr Kompaktheit sorgen dürfte. Letztlich werden auch Verschiebungen der ganzen Mannschaft in bestimmten Situationen trainiert werden müssen, denn immer dann, wenn die Nachwuchsgermanen die Krokusse zeitig anliefen und Drucksituationen auf den Ball ausübten, erzwangen sie große Fehler beim Gegner.
Das Trainerteam kann mit Freude auf die Entwicklung der Jungstars blicken, spielt man einerseits doch mittlerweile gegen die großen Teams der internationalen Topklasse guten und ansehnlichen Fußball. Andererseits zeigt sich auch im Team selbst eine tolle soziale Dynamik: Auch wenn Wilhelm und Max nicht zum Einsatz kamen und Elias nur sehr kurz die Atmosphäre der Arena im Rampenlicht aufsaugen konnte, waren sie dabei, haben das Team unterstützt, an der Seitenlinie mitgefiebert und ihren Teil zur Leistung der Truppe beigetragen. Selbst nicht im Kader stehende Jungstars wie Tim oder Dennis waren im Fanblock und haben dem Team die Daumen gehalten – die Truppe wächst zusammen und damit lassen sich die zukünftigen Aufgaben angehen: Kommende Woche gastieren die Nachwuchsgermanen in Marienberg. Ein schlagbarer, aber nicht zu unterschätzender Gegner, wie die letzten Ergebnisse zeigen. Das Trainergespann kann sich ruhig und konzentriert mit Rückendeckung von Verein und Fans auf die nächsten Herausforderer vorbereiten. Allerdings bleibt auch klar: Nur von guten Spielen kann man sich nichts kaufen. Punkte müssen her, sonst ist die Unruhe im Verein schneller (wieder) da, als dies allen Beteiligten lieb sein dürfte.
Unruhige Zeiten bei den Germaniastädtern, unruhige Zeiten. Die Niederlage vergangenem Samstag in Olbernhau ist noch immer nicht verdaut. 8-3 mussten sich die Nachwuchsgermanen geschlagen geben, nachdem man es in der Halbzeit immerhin auf ein 2-2 brachte. Ein unsanfter Gegner, hart, heftig und teils unfair, mit gewöhnungsbedürftiger, bisweilen sehr eigenwilliger Fankultur, die den grundlegenden Unterschied zwischen Kinderfußball und Erwachsenenfußball nur maximal marginal einzuschätzen in der Lage ist und auch, wenn schon nicht mit der sportlichen Fairness, mit der politischen Correctness so ihre Probleme hat – und trotzdem darf sich ein selbsternannter Championsleague-Kandidat davon nicht beeindrucken lassen. Die Medienabteilung der Germaniastädter wurde gar nicht erst ins Stadion gelassen, die Kommentatorenkabinen verrammelt, ein Bericht zu diesem Spiel war so nicht möglich. Für wilde Spekulationen sorgte zudem, dass Choach Sowade nicht anwesend war.
Die drei Punkte werden fehlen. Die Titelträume wurden medial in den Schlagzeilen der Bilderblätter schon begraben, Das Trainertrio zeigte sich die gesamte Woche über Wortkarg bis lethargisch, mitunter leicht reizbar, die Mannschaft stürzte tief und kontaktierte unsanft den Boden der Tatsachen: Ferraris sind bis auf Weiteres verboten, Spielerfrauen dürfen nicht mehr das Trainingsgelände betreten und der Mannschaft wurde strikt untersagt, Interviews zu geben oder Mitteilungen jedweder Art über die sozialen Netzwerke zu posten. Übernachtet wird nur noch im Teamhotel. Hilflose Abschottung? Man demonstriert längst überfällige Härte in Gornau, offensichtlich war der Übermut des Teams nicht unter Kontrolle zu bringen. Ob die Sanktionsmaßnahmen auf Dauer tatsächlich helfen oder schlicht und einfach die Überforderung des Trainergespanns offenbaren, wird sich erst in naher Zukunft zeigen. Schon lange wurde spekuliert, dass die Verantwortlichen einer solchen mit Stars gespickten Truppe aufgrund ihrer Unerfahrenheit nicht gewachsen sein werden, von Spielern anonym durchgesteckte Internas deuten in diese Richtung, erstes Aufbegehren im Team, zudem scheinen die Gehaltsunterschiede für Magenverstimmungen zu sorgen. Die Germaniastädter verlängerten die Verträge mit den Trainern Sowade und Gillert letzten Sommer im Abstiegskampf dennoch vollkommen überraschend für sämtliche Experten – wohl ein klarer Fehler, wie sich jetzt zeigt. Sportvorstand Arnold war vergangene Woche gar nicht erst zu sehen im Sportareal am Jahnweg und setzte sich gen Norden ab, die Geschäftsführung des Vereins beriet nach der Niederlage lange mit den Vorständen, Trainerchef Sowade musste nach internen Informationen bis tief in die Nacht Rede und Antwort stehen. Obwohl er in Olbernhau nicht anwesend war, wirkte er nach dem Rapport getroffen, begegnete den Journalisten gereizt, ungehalten und ungewohnt dünnhäutig. Die Stühle wackeln, liegen in gefährlicher Schieflage, vielleicht sind sie hinter den Kulissen im Machtzentrum der Germanen schon längst gefallen. Wahrscheinlich wird ohne die drei Choaches geplant. Angeblich soll Sportvorstand Arnold mit Thomas Tuchels Berater in Hamburg gesichtet worden sein, bisher schweigen beide Seiten – es ist wohl nur noch eine Frage des Geldes. Eine Entlassung der Trainer wäre zweifellos ein Gesichtsverlust für den Verein und hätte wohl finanziell hohe Auswirkungen aufgrund der üppigen Abfindungen. Auch in der Fanszene brodelt es kräftig. Farbbomben wurden auf den Mannschaftsbus geworfen, in den Internetforen kamen Pläne ans Licht, das Trainingsgelände zu stürmen. Angesichts der Ansprüche in dieser Saison wäre es insgesamt nicht verwunderlich, wenn die Trainer auf die Straße gesetzt werden, vermutlich ein längst überfälliger Schritt. Die Lage ist mehr als ungemütlich am Jahnweg.
Umso größer war das Interesse diesen Samstag: Vor heimischer Kulisse empfingen die Germaniastädter die Stars vom SV Großrückerswalde. Für die Germanen zählen momentan nur Punkte, ohne internationales Geschäft droht die Insolvenz. Großrückerwalde ist ein Newcomer in der Liga: Eine junge ambitionierte Truppe ohne die ganz großen Stars wächst dort zusammen, sportlich bewegt man sich momentan im Mittelfeld der Liga, die Zielstellung ist ganz klar der Ligaverbleib. Vor ausverkaufter Kulisse galt es an diesem kühlen frühherbstlichen Morgen Reaktion zu zeigen und die Punkte zu sichern: Mit sage und schreibe 17-1 überflügelten die Germaniastädter die Gäste und ließen ihnen keinen Hauch einer Chance. Es war vom Beginn an ein dominantes, spielerisch phasenweise überzeugendes Auftreten der Stars aus Gornau. Der Druck, der momentan auf Mannschaft und Trainerteam lastet, war an der einen oder anderen Stelle zu spüren – das Team überzeugte aber auf ganzer Linie. Neben Alexander, der im Tor einen weitestgehend entspannten Vormittag verbringen konnte und die neue Tormannmode stolz präsentieren durfte, hatte auch die Defensivlinie recht überschaubare Arbeitsnachweise abzuliefern. Ben, Elias und Rafael gestalteten ihr Spiel unaufgeregt. Während sich Philosoph Elias in gewohnter Weise mit der Frage beschäftigte, wie man sich möglichst frei und ungebunden im Spannungsfeld eines eigentlich streng positionsorientierten Spieles bewegen kann, hatten Ben und Rafael zuvorderst damit zu kämpfen, die langen Wege von der Verteidigung zur Spielgeschehensbeteiligung in Eckballsituationen abzuschreiten. Nebenbei organisierten beide den ständigen Aufmerksamkeitstest für das Trainerteam: Gekonnt stehen bleiben und mal abwarten, ob die Choaches die Ecke auch wirklich mitbekommen haben und ihre nervigen Forderungen des Vorrückens von sich geben.
Die Offensivabteilung verantworteten Julian, Euron und Max, die ersten Beiden belohnten sich durch zahlreiche sehenswerte Treffer, Letzterer übernahm die Scorerrolle und sorgte mit seiner unfassbaren Kopfballstärke für ständige Unruhe in der gegnerischen Box. Auch wenn Euron in seinen unzähligen Möglichkeiten auf halblinker Position sträflich vergessen hatte, Wilhelms linke Knarre auszuleihen und Julian geistig offenbar seit dem Vortag bei der Gornauer Kirmes verharrte, dominierten die Nachwuchsgermanen die Defensive der Gäste nach Belieben. Besonders Toptransfer Phillip krönte eine bemerkenswert temporeiche und agile Leistung mit sehenswerten sechs Treffern und egalisiert damit nach und nach die hohe Ablösesumme. Da hat die Scoutingabteilung einen guten Job gemacht. Auch die ruhige Seele des Teams, Mediator Tim, konnte sich mit einer Bude und quasi einem halben Tor in die Annalen der Germanen einschreiben. Genauso wie Tim präsentierten sich auch Tom und Dennis, Letzterer seines Zeichens zum Arbeitsschutzbeauftragten der Nachwuchsgermanen befördert (Dennis hat stets die Übersicht und macht höflich aber bestimmt Meldung, wessen Schnürsenkel auf dem Feld offen sind bzw. nicht der Verschlussnorm entsprechen und wer Helm und Weste vergessen hat) kämpferisch stark, auch wenn das Spieltempo und die Schärfe der Zweikämpfe noch immer ungewohntes Terrain für die Jungstars darstellen und das mit der Aufmerksamkeit auf dem Feld eine Sache für sich ist.
Der Sieg war zweifellos verdient, so manche Großchance vergaben die Germaniastädter großzügig bis grob fahrlässig. Spielerisch und technisch gut entwickelt sieht das Zusammenspiel besonders dann sehr gut aus, wenn der erste Anzug der Gornauer auf dem Feld steht. Mit der jungen Truppe aus Großrückerswalde kam der Gegner zur richtigen Zeit – zumindest für das sich im freien Fall befindende Trainerteam. Dennoch wird man am Jahnweg die Lage realistisch einschätzen müssen: Das war kein Gegner auf Augenhöhe, in keinem Fall eine Standortbestimmung für die Nachwuchsstars, kein Kontrahent der großen Arenen des europäischen Spitzenfußballs. Das waren die Hausaufgaben für die Germanen, das mühselige, tägliche Geschäft auf dem Weg in die Königsklasse. Damit lassen sich keine Legenden schreiben, die Ruhmeshalle am Freibad beeindruckt das nicht. Dafür packt noch nicht einmal einer die Geschichtsbücher auf den Tisch, der Kuli bleibt regungslos liegen.
Vier Spiele, drei überzeugende Siege - ein guter Auftakt, mehr nicht. Die Gegner in der Liga patzten, zum Sonnenplatz fehlt lediglich ein Punkt: Es ist alles möglich - aus eigener Kraft. Kommende Woche erwarten die Germaniastädter den Tabellennachbarn aus Drebach im Spitzenspiel. Eine große Nummer im Business, one of the big five der erzgebirgisch-europäischen Community – dort werden die Wahrheiten in der Arena neu vermessen, das Gras zum Wackeln und das Spielgerät zum Fliegen gebracht. Kommenden Samstag wird sich zeigen, ob die Germanen ihren Ansprüchen hinterherlaufen. Der Druck nach der desaströsen Leistung in Olbernhau ist enorm, Fans und Verein erwarten Punkte und guten Fußball. Alles andere wird besonders den angeschlagenen Choaches – die man dem Vernehmen nach schon am Samstagnachmittag bei der Spielbeobachtung beim Spitzenspiel zwischen Drebach und Gelenau gesehen haben will – nicht retten. Sportvorstand Arnold wird am Sonntag beim Hitradio-RTL Doppelpass im Gornauer Ratskeller zu den Spekulationen um die Trainerposten Stellung beziehen, offenbar scheint man den Verantwortlichen der F-Junioren noch den Rücken zu stärken. Dieser Sieg stützt die schiefen Stühle vielleicht, hebelt sie aber noch lange nicht auf die Stuhlbeine: Sollte das gegen Drebach kommende Woche schief gehen, werden auch inszenierte Auftritte und Durchhalteparolen den Verantwortlichen im Verein nicht weiterhelfen.
Am Jahnweg brodelt es. Ausnahmsweise aber nicht wegen der sportlichen Lage in Gornau, sondern aufgrund der finanziellen Schwierigkeiten, die dem Verein drohen: Nicht nur die Transferkosten, die explodierenden Gehälter des mittlerweile 17 Spieler umfassenden F- Kaders und die horenten, völlig überzogenen Trainerspesen der nunmehr drei Choaches müssen getragen werden, sondern auch die Auflauf- und besonders die Torprämien werden die Geschäftsführung der Germaniastädter an den Rand der Insolvenz bringen. Wird man gar Stars verkaufen müssen, um sich wirtschaftlich über Wasser zu halten? Angesichts der letzten Saison war nicht damit zu rechnen, dass die Germanen nach zwei Spielen mit 6 Punkten und sage und schreibe 18-0 Toren auf Platz 1 der Tabelle stehen. Es ist der Wahnsinn, was in Gornau gerade im Gange ist.
Am Samstagvormittag empfing das Starensemble zum Heimauftakt in die neue Saison die Nachwuchskicker vom FSV-Venusberg in der Freibadarena und dominierte das Spielgeschehen von Beginn an. Mit 13-0 mussten die Jungstars aus Venusberg vom Platz ziehen, auch über 20 Gegentreffer hätte sich Niemand in den gegnerischen Reihen beschweren dürfen. Vorerst haben Mannschaft und Verantwortliche den Erwartungsdruck von Verein und Umfeld bemerkenswert auf die sportlichen Belange fokussiert standgehalten. Spekulationen über mögliche Transfers, über erste Starallüren im Team oder von den Medien vielfach kolportierte Trainerwechselgerüchte zeigten Mannschaft und das Trainertrio geschlossen die kalte Schulter. Offensichtlich wächst da ein Team zusammen, man vermittelt den Eindruck einer konzentrierten, sachlichen und nüchternen Arbeit am Jahnweg – und dennoch muss man sich den Ansprüchen stellen, die mit dem Erfolg einziehen werden. Erste Nachrichtenagenturen sehen in den Germaniastädtern den neuen Stern des Erzgebirges, so manche Redaktion träumt von großen Championsleague-Abenden in Gornau. Endlich wieder internationales Geschäft, die Sehnsucht ist förmlich greifbar.
Wie üblich gab es selbst auf dem Schwarzmarkt keine Karten mehr, das Stadion ist ohnehin für die gesamte Saison ausverkauft. Vor atemberaubender Kulisse und ansehnlicher Ostkurve mit Choreografie zauberten sich die Germaniastädter ein ums andere Mal durch die gegnerischen Reihen, traumhafte Ballstafetten krönten die Jungstars mit hervorragend herausgespielten Toren, der Tikki-Takka-Rasenschach war in höchster Präzision am Gornauer Freibad unter den von Wolken bedecktem Himmel zu bestaunen. Das magische Dreieck der Vorhut setzte den überforderten Gästen kräftig zu: Stoßstürmer Max verdiente sich nicht nur reichlich Scorer-Punkte und erzielte in wohlüberlegter Manier seinen zweiten Treffer im Trikot der Germanen, sondern stach mit einem mikroskopisch genauen Passspiel in höchster technischer Perfektion hervor – die Bälle klebten förmlich an der Schuhgröße 18. Julian und Euron nutzten die freien Räume und zogen gemeinsam mit Max phasenweise ein ansehnliches Spiel auf, gewiefte öffnende Pässe, schöne Kombinationen und wohlüberlegte Abschlüsse sowie zahlreiche mitunter sehr ansehnliche Tore für beide Mittelfeldstrategen waren die Folge. Nachdem sich das Trainerteam in Halbzeitpause den Hinweis zu geben genötigt sah, Bälle zuvorderst in das Tor zu schießen und die altbekannte Challenge, den gegnerischen Tormann möglichst passgenau zu treffen, für 20 Minuten ad Acta zu legen, wurden zumindest in der zweiten Hälfte die Großchancen passabel genutzt. Auch wenn sich die Abwehr im Eifer des Gefechtes ab und an in Auflösungserscheinungen befand, haben das Rafael, der seine starke Leistung mit zwei sehenswerten Treffern abrunden konnte und Ben mustergültig und spielerisch clever von hinten heraus organisiert. Keeper Englishman Alexander konnte die Teatime vorziehen und musste sich nur selten vom Strafraumbuffet aufraffen, um am Spielgeschehen beteiligt zu werden. Abgesehen von Bens gnädigen Rückpässen hatte Alexander aus sicherer Position in seinem Campingstuhl vorzügliche Sicht auf die Kinovorstellung. Elias füllte die Rolle des Manndeckers vorbildlich aus, ohne tatsächlich überhaupt in die Situation einer irgendwie ähnlich gelagerten Manndeckung zu kommen, weil die Gegner in ständiger Rotation für stattliche Verwirrung sorgten. Auch die Edelreservisten von der Bank konnten sich nahtlos ins Spiel integrieren: Dennis und der „kleine“ Ben finden sich so langsam in das Spieltempo der F-Jugend ein und bekommen ihre Chancen, auch wenn die faszinierend bis mutig anmutende, teilnehmende Beobachtung noch immer die bestimmende Untersuchungsmethode der Spielpartizipation bildet. Gemeinsam mit Tom lösten die jungen Wilden zwar jedes Ordnungsprinzip auf und erinnerten an gute alte Zeiten, Tore fielen trotzdem reichlich. Es ist durchaus amüsant, wie pflichtbewusst ein jeder Star vor der Einwechslung nach seiner angedachten Position fragt – der Interpretation von Positionsvorgaben in der Praxis sind allerdings keine Grenzen gesetzt. Wilhelm installierte seine linke Kanone erst recht spät und benötigte für die korrekte Kalibrierung mehrere Versuche. Nach einigen Kratern im Spielfeld und Umland zappelte das Spielgerät aber schließlich hochverdient im Netz – sein Tordebüt („Kasten“, hörte man es angeblich aus den hinteren Ecken brüllen).
Die Nachwuchsgermanen bereiteten dem Trainertrio einen relativ entspannten Vormittag und ließen auch Sowade wieder lächeln, der mit einer nennenswert finsteren Vorstellung als Mittelfeldstratege mit Anstoßkreis-Laufradius tags zuvor sein Debüt in der hochkarätig besetzten und international spielenden Gornauer Altherrenmannschaft (!) geben durfte und ganz nebenbei an diesem andächtigen Freitagabend seine Körpermuskelgruppen (oder dort, wo laut Anatomieplan Muskeln sein müssten) ganz neu kennenlernen konnte – besonders am Morgen danach. Abwärts der Hüfte waren sorgsame Prüfungen von Nöten, auch im Altherrenbereich fliegen noch reichlich Hüft- und Kniegelenke übers Feld.
Mit dem Sieg gegen Venusberg haben sich die Germaniastädter in den Fokus der Liga geschossen und den Fußball-Olymp in den internationalen Gazetten bestiegen. Weitaus nüchterner wird die Situation am Jahnweg von Sportvorstand Arnold und den Verantwortlichen beurteilt werden müssen: Venusberg reiste mit einer frischen, noch sehr jungen Truppe an – körperlich und technisch waren die Nachwuchsstars der Gornauer klar überlegen, spielerisch gab es kaum Gegenwehr der Gäste. Die Standortbestimmung für die Germaniastädter wird schon kommende Woche in Olbernhau deutlich schärfer zu erkennen sein, treffen die Schützlinge von Findeisen, Gillert und Sowade auf einen ambitionierten und wesentlich robuster agierenden Gegner aus dem Erzgebirge. Sowohl an der Chancenverwertung wird man arbeiten müssen, auch die zeitweise auffallenden Auflösungserscheinungen sämtlicher Ordnungsprinzipien dürfen gegen andere Temas nicht vorkommen. Zudem wird neben den finanziellen Belastungen nun auch eine Rolle spielen, ob die Mannschaft weiterhin so unbeeindruckt von Druck, medialem Rummel und dem zunehmenden Hype um die Jungstars sportlich arbeiten wird und ob das Trainertrio das Team nüchtern und sachlich auf die sportlichen Belange fokussieren kann. In Zeiten des Erfolgs wird es nicht leichter, Ansprüche einzelner Spieler müssen balanciert, für neue Motivation und Anreize muss gesorgt werden. Angeblich sollen die ersten Spieler mit samtüberzogenen Ferraris die Tiefgarage am Nachwuchsleistungszentrum verlassen haben, auch nach den Promidiskobesuchen ist von ersten Skandalen am Sonntagmorgen nach dem Spiel die Rede in den Bilderzeitungen – ob das ohne größere Leistungsverluste zu Händeln sein wird, zeigt sich erst in den kommenden Wochen. Sollte man das am Jahnweg schaffen, ist der sympathisch, frisch und frei aufzaubernden Truppe aus Gornau dieses Jahr alles zuzutrauen.
Der Ligastart ist da, die Bühne bereitet: Vorhang auf, die Gala beginnt. Das erste Spiel, drei Punkte, Tabellenführung. Ein Fest war das, 5-0 für die Nachwuchsgermanen beim Gastgeber aus Zöblitz in der alpinen Arena. Ohne Gegentor, zu null, weiße Weste, hinten dicht, Ruhe im Karton. Vorne gnadenlos: sage und schreibe 5, in Worten: fünf, Tore. Es ist der Wahnsinn, die Telefonapparate in der Presseabteilung am Jahnweg glühen, die Fans jubeln, der Autokorso am Ratskeller in Gornau steht. Der Druck war groß im Vorfeld beim selbsternannten Championsleague-Aspiranten, die selbstbewusst formulierten Ziele angesichts der Katastrophensaison letztes Jahr erscheinen fast schon überheblich – nun steigen die Erwartungen, der Druck wird größer, spürbarer, der Jahnweg brodelt. Bisher zeigen sich die Verantwortlichen nach außen hin betont gelassen, hinter den Kulissen vergrößern sich aber zweifellos die Schweißflecken auf den Trainerhemden.
Am Samstag früh hatte der VfB Zöblitz die Germaniastädter zum ersten Punktspiel ins tiefste Erzgebirge eingeladen. Die Wetterbedingungen waren alles andere als klar, der Mannschafts- und Fanbus wurde vorsorglich mit Winterreifen bestückt, statt Ballsack lagen die Schneeschippen zum Einsatz bereit. Die Gastgeber hatten allerdings vorgesorgt und sowohl das Stadiondach geschlossen, als auch die Rasenheizung frühzeitig eingeschaltet. Das Trainergespann Sowade-Gillert mitsamt der Neuverpflichtung Findeisen, ersterer sich vom zehn Quadratmeter großen Wolkenloch über der eigenen Hofausfahrt zur Radanreise hinreisen lassend, war optimistisch gestimmt – trotz der molligen 12 Grad im August: Ein Erzgebirgler friert nicht, er zittert maximal vor Wut, dass es nicht noch kälter ist. Das Stadion war bis auf den letzten Platz gefüllt, die Ultras der Germanen besetzten wie üblich die Ostkurve und sorgten für reichlich Stimmung, der Gebirgskamm wackelte von Klingenthal bis Altenberg. Es war angerichtet: ein Festmahl für die Fans, ein Genuss für die Taktikfüchse, ein Loblied für die Augen des geneigten Fußballliebhabers, ja eine Zeremonie dieses Sports. Zudem war die Truppe heiß, Stammelf da, ansehnliche Auswechselbank, alle Trainer an Bord. Optimale Bedingungen, die Zeit ist reif, endlich Legenden zu erschaffen und die Geschichtsbücher der Germanen neu zu schreiben.
Schon die letzten Wochen zeigten einen Aufschwung im Kader der F-Junioren aus Gornau. Zusätzlich zu den personellen Neuverpflichtungen im Trainerbereich und im Team wurde auch die Infrastruktur für die alltägliche Arbeit ausgebaut: Neben der Fokussierung des medizinischen Knowhows, der Nutzung von Analysetools durch Experten und die Optimierung der Scoutingabteilung, sind Millionenbeträge in die Erweiterung des Nachwuchsleistungszentrums investiert worden. Mehrere erfolgreiche Trainingslager in der Sommerpause und nicht zuletzt eine deutlich gestiegene Trainingsbeteiligung zeigen erste Wirkung, besonders in den letzten Einheiten war im Ansatz eine positive Entwicklung der Mannschaft zu erkennen.
Die Zöblitzer agierten ab der ersten Minute sehr robust und agil, konnten den Nachwuchsgermanen aber nur in wenigen Kontersituationen gefährlich werden. Das Spielgeschehen dominierten die Stars aus Gornau teils souverän, teils aber im üblichen und altbekannten Stil der Hüftgelenkswinkelerweiterung in allerhöchster künstlerischer Vollendung. Eine im Nachgang durchaus als glücklich zu bewertende 1-0 Halbzeitführung hatte die Mannschaft einer durchweg überragenden Leistung von Kapitän und Torwart Alexander zu verdanken, der an jenem Vormittag ohne jede Unsicherheit eine nahezu weltklasse Performance ablieferte und in den wenigen Situationen da war, wo es nötig war. Mit Dauerläufer und -kämpfer Laurenz, der neben hervorragender Zweikampfarbeit in akrobatischer Manier (an dieser Stelle hatten die kunstvoll einstudierten Hüftgelenksauswinkeleigenheiten durchaus ihre Wertigkeit) das Spielgerät von der eigenen Torlinie bugsierte, einem zwar unauffälligen, aber souveränen und mit Übersicht agierenden Ben und Rafael stand die Defensive über große Teile des Spielgeschehens sicher. Auch wenn Rafael die physikalischen Prinzipien beim Kontakt zweier mit Wasser benetzten Flächen wiederholt auszutesten bestrebt schien und der allgemeinen Erkenntnis nach mehrfachen Ganzkörperkontakt nun zustimmen dürfte, dass sich der Reibungskoeffizient drastisch verringert, wann immer Wasser im Spiel ist, so kristallisiert sich der Neuzugang als starke Stütze fürs Team heraus. Die Offensivarbeiten übernahmen Julian, Euron und Elias, erstere konnten sich beide mit sehenswerten Treffern belohnen, auch wenn noch Hektik, Unsicherheiten und fehlende Entscheidungsfindungsfreudigkeit in verschiedenen Situationen dominierten. In zahlreichen Überzahlsituationen fehlte der finale Pass, das Dribbling an der richtigen Stelle oder der überlegte Abschluss – spielerisch ist das Potenzial da, abgerufen muss es aber in den Spielen noch werden. Besonders durch die Liebe zur Traubenbildung in der Offensivabteilung, quasi der Challenge, möglichst viele Kinderkörper innerhalb eines Raumes von 2m² unterzubringen, machen es sich die Stars immer wieder unnötig schwer, ihre technischen und besonders läuferischen Stärken in den Weiten des Spielfeldes zu nutzen. Phillip, noch in der Akklimatisierung im Zuge des Wechsels nach Gornau und Manndecker Wilhelm ergänzten die gestandenen Spieler die erste Auswahl mustergültig, auch Tom stand im Kader der Germanen. Als bulliger Stoßstürmer sollte der nominelle Torwart Max vorne im Lewandowski-Stile besonders die hohen Bälle Pflücken, Ansaugen und geschmeidig verteilen, mit einem Hammer unter die Latte schraubte er seinen Marktwert dramatisch nach oben und krönte eine mannschaftsdienliche Leistung. Ganz ähnlich überzeugend gestaltete Dennis seinen Einstand ins Team, indem er durch einen gekonnten Doppeltunnel verdient zum 5-0 einnetzte, ein Treffer des reinen Willens und großen Lohns, ging er doch mehrmals vergeblich die langen Wege. Nach internen Informationen aus Vereinskreisen soll Paris Saint-Germain sofort für beide Jungstars eine millionenschwere Offenbarung an das Emailkonto des Jahnweges übersandt haben, noch scheint man in Gornau den Poker um die Nachwuchstalente aber nicht eröffnet zu haben, lange und sichere Verträge erfordern momentan hohe Freikaufsummen im europäischen Markt. Das Transferfenster ist allerding bis Ende August offen, man darf gespannt sein. Tim hätte sich ebenso einen Treffer verdient, hielt aber in seiner bemerkenswerten Ruhe und Gelassenheit eher daran fest, den Ball nicht aus größeren Entfernungen im Tor unterbringen zu wollen, sondern das Spielgerät lieber aus maximaler Nähe quasi hineinzureichen. Eine ehrenwerte Maxime und zweifelsohne Knigge gerecht, allerdings ist auch gegen Schüsse nichts einzuwenden.
5-0 gewonnen, ein klarer Sieg, eine phasenweise starke, präsente Vorstellung und ein bemerkenswerter Teamgeist war heute in der Arena von Zöblitz zu vernehmen. Neben erfreulich stabilen bis herausragenden individuellen Leistungen, der Bereitschaft zu kämpfen und lange Wege zu gehen in allen Mannschaftsteilen, blieben aber ebenso die großen Baustellen erkennbar: Das Abspiel, der schlichte Blick für den Nebenmann, die fehlende Ruhe und eine inkonsequente, bisweilen unsinnige Spielweise in den vielen Überzahlsituationen, fehlende Entscheidungsfreudigkeit im richtigen Moment und technisch saubere Passstaffetten, präzise Abschlüsse, eine katastrophale Chancenverwertung und umhin das fehlende und doch so gefürchtete Tikki-Takka-Spiel. Zöblitz hätte sich über weitere Gegentreffer nicht beschweren können, wenngleich auch die Nachwuchsgermanen nur durch einen starken Rückhalt im Tor, Kampf und Glück an der einen oder anderen Stelle ohne Gegentore nach Hause fahren konnten. Die Zöblitzer zeigten sich trotz des überwiegend jungen Jahrgangs spielfreudig und agil, auch kämpferisch muss man dem Team Respekt zollen.
Mit diesem Sieg im ersten Punktspiel wecken die Germaniastädter große Erwartungen im Verein und bei den Fans, die internationalen Wettbewerbe winken mit enormen Fernsehgeldern. Begehrlichkeiten wachsen, im Team, bei den Verantwortlichen und nicht zuletzt im Umfeld des Vereins. Der Druck ist da, den Sonnenplatz in der Tabelle zu verteidigen. Wo die Schützlinge des Trainertrios – das an diesem Samstagvormittag wie selten gesehen einen vergleichsweise entspannten Tagesbeginn erleben durfte – tatsächlich stehen, werden erst die kommenden Wochen zeigen. Sportvorstand Arnold zeigte sich sichtlich zufrieden in der Pressekonferenz, allem Anschein nach versucht man sich in Gornau auf die tägliche Arbeit zu konzentrieren und den medialen Rummel nüchtern, souverän und ohne Aufregung zu beherrschen. Ob dies gelingen wird, wird sich in Zukunft zeigen.
Endlich fliegen die Kniegelenke wieder, wackeln die steifen Hüften, flattern die Trainerherzen und knallen die Schienbeinschoner. Die Saisonpause ist vorbei, die Liga steht bereit, spannende Duelle sind vorprogrammiert und die Hütte wackelt, die Ultras sind an Bord und die Bengalos stecken zur Zündung vorbereitet in den Hemdärmeln. Es wird Zeit, dass das Leder endlich wieder in Gornau rollt, die einzigartig-geniale Spielweise zwischen brachialer Gewalt und zarten Ballstaffetten, mittlerweile ehrfürchtig hinter vorgehaltener Hand nur in den dunkelsten Ecken des Erzgebirges als die „Germaniastädter Nachwuchsschule“ zirkulierend, die Gemüter entzückt – es ist angerichtet, die Kathedralen der Erzgebirgsregion erwarten sehnsüchtig die Stars aus Gornau, die Stadt bebt vor Freude. Die Dauerkarten sind restlos ausverkauft, der Jahnweg brodelt, die Spannung steigt.
Nach kurzer Sommerpause und mehreren intensiven Geheimtrainingslagern zwischen Spanien und der Asienreise (Marketing ist alles in den heutigen Zeiten!), sind die Nachwuchsgermanen aus Gornau bereit für kommende Saison. Mit den bekannten Gesichtern aus dem vergangenen Jahr, aber auch internationalen Topstars, die für Millionenbeträge aus dem Bambinijahrgang in die F-Jugend transferiert wurden und damit den Konkurrenzangeboten aus China zu wiederstehen vermochten, konnten die Fans diese Woche die Teampräsentation bestaunen. Dabei mit Phillip auch ein Neuzugang von der Zschopauer Konkurrenz, für den Sportvorstand Arnold die Schatulle ganz weit öffnen musste. Ein unfassbarer Medienrummel am Jahnweg war das am Freitag: Zum Saisonauftakt wurden – nicht zuletzt angesichts der Staffeleinteilung – die Ziele vom Trainergespann Sowade-Gillert überraschenderweise nach oben revidiert: Worte von Meisterschaftsaspiranten und direkten Championsleague-Qualifikationen machten die Runde, wenigstens das internationale Geschäft muss drin sein, allerwenigstens nicht absteigen. Also offenbar irgendwie mitspielen. Man will Großes an der Freibadarena in Gornau, selbstbewusste Ziele, furchtlose Träume, es wird der Wahnsinn, endlich klare Aussagen – die Presse jubelt! Zurecht meinte so mancher Medienvertreter vor dem Hintergrund der letzten Saison seinen Ohren und Augen nicht zu trauen, offensichtlich hat man aufgerüstet bei den Germaniastädtern – es bleibt abzuwarten, die Sportfeuilletons überschlagen sich mit den Berichten. Eins ist Fakt: Bei diesen Zielen wackeln die Stühle der hochdotierten Trainer jetzt schon brandgefährlich.
Bei aller Vorfreude auf die kommende Saison sind an dieser Stelle ernste Worte nötig: Der erste Auftritt der Stars aus Gornau fand beim gastgebenden Verein aus Olbernhau statt, bei denen sich die Germaniastädter kurz vor Ligabeginn präsentieren durften. Es war leider ein unheimlich trauriger Anlass, verstarb im Mai dieses Jahres ein Spieler der F-Jugend aus Olbernhau. Der FSV Olbernhau organisierte im Gedenken an Jeremy ein großartiges Fußballfest, an dem die Nachwuchskicker der Gornauer F-Jugend gerne teilgenommen haben. Wir aus Gornau wünschen Jeremys Familie in diesen schweren Tagen alles erdenklich Gute! Es war toll zu sehen, wie der Verein das Fest organisiert und weit über das Fußballturnier hinaus viele Dinge auf die Beine gestellt hat – das zeigt sehr deutlich, dass eine Vereinsstruktur eben auch weit mehr als „nur“ die sportliche Betätigung bieten kann.
Aus sportlicher Sicht war das für die Germaniastädter wohl durchwachsen: Platz 7 von 7, 6 Spiele, 1 Punkt, 2-18 Tore. Hart. Große Namen verzeichnete die Gästeliste schon im Voraus: Internationale Topteams wie Drebach oder Grünhainichen waren ebenso zu vernehmen, wie den Gornauern eher unbekannte Mannschaften aus Neuhausen oder Zöblitz. Tatsächlich waren auch alle im Schnitt einen Kopf größer als die Germaniastars. Die Theorie, dass Menschen aus höheren Mittelgebirgsregionen womöglich im Schnitt größer werden, als Menschen am Gebirgsrand, war auf die Schnelle nicht zu verifizieren und zeitigte nach langer Diskussion auch keine überzeugende Logik, eine Fruchtzwergekur hat auch Grenzen. Nach anstrengender Grübelei schienen andere Optionen wahrscheinlicher: So ziemlich alle Teams reisten doch tatsächlich mit der „alten F“ (ab kommenden Montag dann sozusagen theoretisch und ganz praktisch die E-Jugend) an. Die Germaniastädter bemühten hingegen zahlreiche der teuer transferierten Bambinistars, nicht zuletzt gönnt sich umhin noch so manches Talent die wohlverdienten Ferien – offenkundig hatten die hochbezahlten Trainer diese Altersklassen-Montagsklausel nicht im Blick. Das hindert prinzipiell nicht daran, erfolgreich Fußball zu spielen, schließlich ist Messi auch klein.
Insgesamt war das nicht schlecht, eine ordentliche und vor allem kämpferisch starke Vorstellung, kein Spiel verloren die Germaniastädter überaus hoch, noch sah man – abgesehen von Körperbreite und Körperhöhe – überbordende Unterschiede. Spielerisch zogen die Stars den üblichen Tikki-Takka-Stil auf, ab und an flogen wiedermal Kniee und auch Regenwürmersuchende waren vereinzelt im Germanentrikot zu sehen. Ein gewohnt routinierter Alexander zeigte sich besonders stark im 1-1 Duell vor seinem Kasten, Abwehrstratege Ben (der Große) führte seine Zweikämpfe zwar stets im höflichen Abstand zum Gegner, überzeugte aber spielerisch auf ganzer Linie. Bengt (Oha! Doch einer der „alten F“ im Kader der Gornauer, aber vorher lauthals aufregen!) – sonst im Tor – versuchte sich als stürmender Abwehrspieler und interpretierte seine rechte Verteidigerposition als linke Sturmspitze. Mustergültig freigeistiges Spiel mit so manchem positiven Effekt für die Gegnerverwirrung. Mit einem agilen Julian, Karim und noch zurückhaltenden Phillip erzeugte das Mittelfeld mitunter gute Drucksituationen, auch wenn das quasi „hindurchbeamen“ durch die Gegenspieler auch im Jahr 2017 noch immer nicht funktioniert. Stattdessen sollte weiterhin die Physik fester Körper handlungsleitend sein. Anstatt hindurch zu wollen, einfach vorbei gehen! Elias, seines Zeichens top ausgebildeter Abwehrstratege, hat in fünf Minuten zur Sturmspitze umgelernt: Agilität, Druck auf den Ball und eine enorme läuferische Stärke rundete er sich sehr verdient mit seinem ersten Tor für die F-Jugend ab. In Tormann, Stürmer und Abwehrspieler Max „the cat“, der schon in der letzten Saison viel Erfahrung bei den Germaniastädtern sammeln konnte, war eine der großen Überraschungen auf dem Feld zu sehen: In der linken Verteidigung war das nicht nur zweikampftaktisch immer wieder enorm clever, sondern auch spielerisch nach vorn klasse – womöglich war es aber auch nur das spezielle Schuhwerk. Ob Max wirklich ein Tormann bleiben wird? Auch die Topstars der Bambinis, Dennis, Tim und Ben (der kleinere) haben das in ihrer ersten F-Jugend Partie sehr ordentlich gemeistert: Während sich Ben zuallererst eher unfreiwillig mit dem Härtegrad des Spielgerätes vertraut machen wollte und eine faszinierte Beobachterposition auch auf dem Feld bevorzugte, war Dennis stets außerordentlich am Spiel auf dem Nebenplatz interessiert. Läuferisch war das klasse, auch der Zug zum Ball bei beiden stimmt. Tim, von Abwehr bis Sturm als Allrounder verblüffend variabel einsetzbar und so manche gefährliche Aktion im gegnerischen Strafraum verantwortend, hat Lauros regulierende Rolle im Team übernommen: Stay Cool, Work-Life-Balance, Yin-Yang. Der Weg muss sich lohnen Leute, der Antritt muss Sinn haben, keine Panik, keine Hektik Freunde der Sonne, wir finden eine Lösung auch ohne Stress und unnötig langer Wege.
Das war insgesamt ordentlich, alle haben gekämpft und sich bei großer Wärme bedingungslos reingeworfen,
die Fans waren zahlreich dabei und angesichts der Gegner waren das Herausforderungen, die alle angenommen haben und die sehr groß für einen ersten Test waren. Jeder hat versucht, seine Rolle zu
finden und dem Team zu dienen. Die Voraussetzungen stimmen und man darf in der Prognose, auch vor dem Hintergrund der noch dazu stoßenden Stars, optimistisch sein, in der kommenden Saison große
sportliche Momente zu erleben. Schon in vierzehn Tagen wird das erste Saisonspiel anstehen, in Zöblitz treffen die Germaniastädter einen der heutigen Gegner wieder, wahrscheinlich werden wohl in
beiden Mannschaften neue Gesichter zu sehen sein. Allerdings, und dies wurde auf der anschließenden Pressekonferenz an den kritischen Fragen der Journalisten deutlich, werden in der Liga keine
Ausreden mehr zählen, sondern nur Punkte und Tore – und schon wackeln die Stühle der Trainer mal wieder beträchtlich.
Das war es nun, das letzte Spiel der F-Junioren aus Gornau und wohl kein Gutes gegen die Eliteauswahl aus Thum-Herold/Gelenau 2. Bis jetzt ist das Endergebnis nicht zu ermitteln gewesen, von 10-0 bis 15-0 war alles zu vernehmen an diesem trüben Samstagvormittag. Den Nachwuchsgermanen kann und will man tatsächlich keinen Vorwurf machen, die Stars der Gegner waren einfach in allen Belangen unfassbar überlegen. So bleibt zum Saisonabschluss eine bittere und herbe Niederlage ohne eigenes Tor, zu allem Übel verloren die Germanen noch den sicher geglaubten achten Tabellenplatz und müssen sich nun mit einem drittletzten Rang begnügen. Gornsdorf konnte im Fernduell punkten und überholte damit die Stars aus Gornau. Niederschmetternd, beide Trainer sind fassungslos und werden lange zur Aufarbeitung dieser Saison benötigen.
Da in der Vereinszentrale am Jahnweg das Glas aber immer halbvoll ist, lässt sich diese Geschichte der Saison durchaus auch anders erzählen: Die F-Stars haben einen sehr guten neunten Platz belegt, einstellig im Niemandsland der Tabelle und denkbar knapp an Europa vorbeigeschrammt, umhin ein riesiger Abstand auf die Abstiegsplätze. Man könnte also quasi sagen: Neunter Sieger der Staffel, schon irgendwie ziemlich weit vorn, immerhin einstellig. Eigentlich richtig gut, ein, zwei bessere gibt es ja immer. Der Beste zu sein ist schwierig, wirkt streberhaft, erfolgsverwöhnt – so richtig unsympathisch und ich wette, dass da unfassbarer Druck dahintersteht. Nicht dem Kind gerecht sowas, Leistung, Leistung, Leistung, das kann nicht mit rechten Dingen zugehen… Die Germanen haben alle ihre verlorenen Spiele sehr unglücklich 1-0 abgeschenkt, zudem wurden sie von den Unparteiischen in den entscheidenden Momenten ungünstig benachteiligt und die Staffel war ohne Zweifel die beste, die es je gab – keine Neuaufteilung in Gewinner- und Verlierermannschaften nach der Hinrunde, wie dies bei anderen Jugenden üblich ist. Der Einäugige unter den Blinden will man nun auch nicht sein, so das stolze Gebaren. Außerdem sind die Germaniastädter in der Fairplaywertung alleiniger Spitzenreiter, haben zwei Spieler in die E abgegeben, die Hütte war immer ausverkauft, die Fans waren fantastisch und immerhin sind die Nachwuchsstars nicht abgestiegen wie die Herrenmannschaft aus Gornau. So liest sich das doch als bemerkenswerte Erfolgsgeschichte, wie selten gesehen bei der Germanenfamilie. Man ist stolz auf die F-Jugend, super Truppe, fast Meister ist man geworden, Saisonziele alle übertroffen: Lasst uns feiern!
Die Bedingungen waren am letzten Spieltag alles andere als günstig: Kaltes Wetter, buckliger Rasen und die Katerstimmung von der Abschlussfeier Tags zuvor war zudem genauso in den Knochen zu spüren, wie das Spiel der F-Stars gegen eine Elternauswahl – ein Spiel auf Topniveau mit dramatischen Szenen, das wohl einen eigenen Bericht verdient hätte. Legendär, wie Wilhelms Vater die linke Außenbahn beherrschte, E-Trainer Thomas 40 Minuten vor Spielbeginn die Erwärmung aufnahm und stets zum geordneten Spielaufbau mahnte, sich Bengts Vater aufgrund der Körperhöhe nur mit Helm in Tornähe bewegen konnte oder sich Sowade wie eh und je außerordentlich Laufstark in der Deckungsarbeit mit der flinken Eckfahne aufrieb. Lauros Vater kratzte die Bälle unter Einsatz seines Lebens von der Linie, Gillert war Spielmacher ohne das Spiel zu machen und den Rest begruben die Kindermassen einfach unter sich.
Die Truppe aus Thum/Herold/Gelenau war dagegen schon im Hinspiel ein Hammer für die Germaniastädter und ein ganz andere Kaliber als die Rollatortruppe am Vortag: Bis heute lässt das Trauma auf heimischen Rasen keine Berichterstattung zu, die Erinnerungen reisen Narben auf, Depressionen machen sich breit, Sinnfragen dieser Welt werden gestellt. Das ist nicht gut. Diesmal war die Überlegenheit des Championsleaugue-Aspiranten keinen Deut geringer als damals, läuferisch, athletisch, technisch und spielerisch war für die Germanen nichts entgegenzusetzen. Man darf Gott danken, dass die Jungs das Kopfballspiel noch nicht perfektioniert hatten, sonst wäre es noch bitterer geworden. Kuriositäten gab es mal wieder zur Genüge: Ob Bengt – heute in den Weiten des Feldes als Abwehrrecke zu finden –, der sich im Flüchten vor Ball und Gegner besonders in eigener Tornähe übte, Laurenz, der bemerkenswert clever sehr oft richtig stand, aber wiederum mit dem Ball nicht so recht etwas anzufangen wusste, Wilhelm, der sich um die Rückpässe für den gegnerischen Keeper kümmerte oder Alexander, der adlig geschossen wurde und zur Legende auf dem Rasengeläuf in Herold avancierte – es gab reichlich zu sehen, das es in gewohnter Ausführlichkeit mit Ironie und einem netten Lächeln auf den Lippen zu erzählen gäbe. Die Jungs haben geackert und zweifellos ihr Bestes gegeben, wie so oft in dieser Saison aber mehr mit dem eigenen (Un)Vermögen gerungen, denn mit den gegnerischen Teams. Da wurde viel Lehrgeld bezahlt im letzten Jahr und die Herzmuskeln der Trainer hatten wirklich spannende Momente.
Die Verträge der Trainer wurden frühzeitig verlängert, Verein und Sportvorstand Arnold zeigten sich in der Abschlusspressekonferenz äußerst zufrieden (offenbar überzeugte die oben geschilderte positivistische Saisoninterpretation, die in einer über fünfhundert Seiten langen Denkschrift eingereicht wurde). Die Saison wird nahtlos weitergehen, die Sommerpause ausfallen, Trainingslager in Dubai und Spanien werden im August stattfinden, danach wird eine neu aufgestellte Truppe in Vorbereitungsspielen zu bewundern sein. Das Trainergespann hat die neue Saison fest im Visier und sich das ehrgeizige Ziel gesetzt, im kommenden Jahr die Europaleague-Plätze ins Fadenkreuz zu nehmen. Realismus pur, wie die Redaktion meint. Mit Lauro, Felix, Max, Bengt und Diego werden fünf Stars der Germaniastädter in der kommenden Saison in die E-Jugend wechseln, die in dieser Spielzeit als alter Jahrgang das Gerüst der Nachwuchsgermanen bildeten. Für alle wird der Schritt in die höhere Altersklasse neue Herausforderungen mitbringen – ausgewinkelte Hüftgelenke, umherfliegende Knie oder die Regenwurmsuche werden dort schneller und härter bestraft werden, als dies in der F-Jugend der Fall war. Wir werden deren Weg verfolgen und wünschen an dieser Stelle alles erdenklich Gute unter dem neuen (alten) Trainer Thomas. Die F-Stars werden stattlich aus dem Bambinijahrgang verstärkt, neben Ben und Max – beide teure Transfers und erfahrene Recken durch zahlreiche Einsätze in der F schon in dieser Saison – werden einige Bambinis zum Ensemble dazu stoßen. Julian, Euron, Elias, Laurenz, Wilhelm, Alexander, Karim und Tom müssen mehr Verantwortung als nun „alter“ Jahrgang übernehmen. Mit Raffael konnte die sportliche Leitung in einem spektakulären Transfer ein großes Talent von der Konkurrenz abwerben. Für weitere Einkäufe und Handgelder reicht die finanzielle Lage nicht aus, das Ausbleiben der Fernsehgelder aus den internationalen Wettbewerben lässt kaum große Handlungsspielräume am Jahnweg zu, auch für Großinvestoren aus nah und fern scheint der Verein noch kein Objekt der Begierde zu sein – insofern muss man auf solide Jugendarbeit setzen und eigene Gewächse halten.
In dieser Saison waren zahlreiche schöne Momente mit den Jungs zu erleben und allerhand Kurioses zu sehen. Viele der Kicker haben sich individuell weiterentwickelt, viele neue Nachwuchsspieler sind dazugekommen und werden hoffentlich durch Spaß, Persönlichkeit, Trainingsfleiß und Leistungsbereitschaft auch in Zukunft im Team dabei sein und die Truppe bereichern. Es waren und sind stetige Lernprozesse für alle Beteiligten, auch und besonders für die Verantwortlichen. Die Trainer wurden physisch wie psychisch mächtig geprüft und hatten so manche düstere, leidvolle Stunde, nicht selten epische Telefonkonferenzen und Terrassenabende bis spät in die Nacht, in denen Auswertungen, Taktiken, Spielphilosophien und Aufstellungen diskutiert wurden. Manches hatte Erfolg, manches entpuppte sich als Hirngespinst oder allzu euphorische Hoffnung. Verkannt hat man die Lage nie, aber das Glas eben als halbvoll zu betrachten ist eine durchaus hilfreiche Eigenschaft in so manchem Moment. Besonders dann, wann immer Sinnfragen über das Sein, Werden und Vergehen auftauchen. Die Arbeit mit Kindern hat nichts Sicheres, nur die Unberechenbarkeit und Unstetigkeit in allen Belangen: War der eine in der Vorwoche konstant, konzentriert und fit, so konnte derselbe Star in der nächsten Woche Anführer der Grashalmzählkompanie im laufenden Spielbetrieb sein. So mancher tanzte im Hallenturnier die Spielfeldlinien ab, wieder andere verschwanden urplötzlich einen Monat aus dem Trainings- und Spielbetrieb. Eine tägliche Herausforderung!
Zu guter Letzt: Danke an die vielen positiven Reaktionen der letzten Monate auf die Berichte, selbst aus sehr weit entfernten Gegenden. Es wird offenbar registriert und gelesen, was da in Gornau passiert. Diese Abhandlungen jener wöchentlichen Erlebnisse als Verantwortlicher einer F-Jugend sind Tragik und Komödie zugleich, bilden ein Stück weit den positiven Wahnsinn der Vereins- und Jugendarbeit ab und sind wohl auch ein Teil der therapeutischen Aufarbeitung dieser traumatischen und prägenden Erlebnisse an der Seitenlinie. Jede Zeile ist mit einem charmanten Schmunzeln verfasst, hat Freude gemacht und ruft beim erneuten Lesen schöne Erinnerungen wach – vielleicht auch in späteren Jahren einmal für die Nachwuchsgermanen und deren Eltern. Eine unfassbare Weisheit sei abschließend an dieser Stelle mit auf den Weg gegeben: Jungs, bitte geht bolzen!
Wenn die ausgewinkelten Hüften über den Platz fliegen, schwarze Löcher die Füße der Stars regelrecht wegsaugen, quasi durch den Ball hindurch getreten wird und die Trainer aus Verzweiflung in der Choaching-Zone zu Boden sinken, können die Germaniastädter nicht weit entfernt sein. Es war wieder soweit am vergangenen Samstagmorgen: Die Eliteauswahl vom FC Stollberg hatte in der ausverkauften „Glück-auf-Arena“ zum Tanz gebeten, Ultras dabei, Bengalos gezündet – die Bude hat gerockt. Es war ein Spiel, das dem Trainergespann Sowade-Gillert die letzten noch vorhandenen Nerven raubte. Während Versicherer heutzutage Risikoprüfungen über Gesundheitsabfragen regeln, würde man beim Kinderfußball so viel über den Gesundheitszustand der Verantwortlichen erfahren können. Ein 40 minütiges EKG hätte die Trainer wohl zu Scheintoten erklärt. Das Gute vorweg: Gillert und Sowade haben das in Stollberg überlebt, obwohl zwischenzeitlich nicht damit zu rechnen war. Vollkommen unerklärlich und am Ende des Tages auch unverdient verloren die Nachwuchsgermanen mit 10-1, nachdem man den Favoriten aus Stollberg in der ersten Hälfte mindestens als gleichwertiger Gegner mit traumhaften Passstafetten Paroli bot und selten gesehene Großchancen im Reihentakt versiebte.
Im vorletzten Spiel der Saison hatten das F-Ensemble aus Gornau nichts mehr zu verlieren: Weder drohte die Gefahr, in den Abstiegsstrudel hineingezogen zu werden, noch bestand rechnerisch die Möglichkeit, die begehrten internationalen Ränge zu erreichen und sich damit über Fernsehgelder für die kommende Saison eine große Transferoffensive am Jahnweg offen zu halten. Internationale Stars wird man in der zukünftigen Spielzeit nicht nach Gornau locken können – weder das nötige Budget ist vorhanden, noch kann der Anreiz für die Topstars der Liga geboten werden, nationale und internationale Titel in der Freibadarena zu gewinnen. In Stollberg sollte es um die Präsentation gehen, sportlich dabei zu sein, das gute Trainingsgefühl der Vorwoche mitzunehmen, Wunden zu lecken, einen Favoriten nochmal zu ärgern, Fußball zu spielen, zu zaubern, einfach mal zart zu schnicken. Dabei waren die Voraussetzungen alles andere als optimal: Tropenhitze, ein erfahrungsgemäß in seinen physikalischen Eigenschaften äußerst suspekter Kunstrasen und umhin ist Stollberg so weit weg, geografisch und in der Tabelle. Keine guten Vorzeichen. Dazu macht sich immer an Wochenenden mit nahegelegenen Feiertagen eine seltsame Verletzungsmisere im Team breit, die auch die medizinische Abteilung noch immer nicht schlüssig zu erklären vermag. Der theoretische Bestand war praktisch maximal dezimiert: Das Trainerteam muss neben den Stammkräften besonders den Bambinijahrgängen dankbar sein, die sich immer wieder – trotz wesentlich leichteren Spielen in der eigenen Altersklasse in Aussicht habend – in den Dienst der Truppe stellen und damit ermöglichten, dass die Nachwuchsgermanen wenigstens in voller Formation mit sieben Spielern antreten konnten. Trotz der Tropenhitze haben alle auf dem Feld füreinander gekämpft und ihr letztes Hemd gegeben, ohne Wechselspieler und doppelten Boden.
Während das Ensemble aus Gornau die Physik des Platzes offenbar aus den fatalen Erfahrungen aus Gelenau vor einigen Wochen bemerkenswert gut ins Alltagsgeschäft einbezog, waren die Luftdruckverhältnisse besonders im gegnerischen Strafraum äußerst suspekt: Wann immer der Ball zum Torschuss bereit zu liegen schien – und das war durchaus regelmäßig aus sehr geringer Entfernung der Fall –, wurde er durch ein schwarzes Loch regelrecht weggesaugt, in seiner Form verändert, mutierte zur Scheibe, bildete spontan genau den Umrissen des Fußes gleichend ein Luftloch oder tauchte urplötzlich hinter dem Fuß wieder auf. Es waren magische Momente im „Glück-auf-Station“ in Stollberg, vielleicht gar Wunder der Physik, die dem geneigten Zuschauer geboten wurden. Unerklärlich, das Spielgerät war einfach nicht zu treffen, ich meine auch gesehen zu haben, dass sich der Pfosten in einem Fall zum Ball bewegte und nicht anders herum. Es bleibt fraglich, was an diesem Vormittag da tatsächlich geschehen ist, vielleicht besitzt Stollberg auch ein Magnetfeld unter dem Rasen oder ähnliche Spezifikationen, sich selbst verschiebende Tore oder solche Dinge. Heute ist bekanntlich alles denkbar. Vielleicht waren es aber bei der Hitze auch Verirrungen des Sichtfeldes, des Geistes, gewissermaßen Fata Morganas im Erzgebirge, im Herzen von Stollberg – Ende Mai.
Unbeeindruckt dessen und vom starken Gegner hielten die Germaniastädter das Spiel lange offen, traumhafte Kombinationen sorgten für zahlreiche Großchancen. Dribbelkünstler Felix bereitete gute Aktionen vor, die Flankenläufer Julian und Euron, besonders Stoßstürmer Laurenz, erarbeiteten sich in viel Laufarbeit Möglichkeiten und Abschlüsse, belohnten sich aber leider nicht und fielen den sonderbaren Luftdruckverhältnissen zum Opfer. Selten war ein Spiel mit so vielen Chancen auf Seiten der Germanen zu sehen in dieser Saison. Während Laurenz – der sich immer wieder hervorragend freiläuft – in aller Einsamkeit mit den suspekten Luftdruckverhältnissen und dem Auswinkelgrad der eigenen Hüfte zu kämpfen hatte, gestaltete das Felix gewohnt routiniert und kämpferisch in starker Leistung aus der Mitte heraus. Julian dürften lange Zeit die ca. 3172292 in ähnlichem Duktus vorgetragenen rhetorischen Fragen, wo sich denn sein Gegenspieler momentan befinde („wo isser, die sieben, Julian“), in den Träumen verfolgen. Der pädagogische Beitrag ist nebenbei enorm, der in Gornau geleistet wird – die Zahl 7 wird er so schnell nicht vergessen. Euron hatte zwar seine linke Stelze vergessen, aber trotzdem für mächtig Wirbel gesorgt.
Die wohl größten Überraschungen waren Ersatzkeeper Alexander und Ben, der schon im Nachwuchsleistungszentrum am Jahnweg einen guten Eindruck hinterlassen hatte. Angeführt von einem für das Spiel in der Abwehrlinie enorm wichtigen Lauro, der immer geschickter in Zweikämpfen agiert, sicher steht und ohne viel Zauberei seit Wochen bemerkenswert konsequente Arbeit leistet, sorgte die Defensive besonders in der ersten Halbzeit für einen stabilen Verbund: Ordnung, Schlagsicherheit, gut gestaltete Manndeckung und Effektivität waren da zu bestaunen. Man hat sogar das erste Foul der Germaniastädter in dieser Saison sehen können, ausgefallene Raritäten, betrachten die Stars in ihrem akademisch veranlagten Spielstil den Körpereinsatz doch mit gewisser Skepsis. Stollberg, immerhin Championsleague-Kandidat alleroberster Couleur, hatte kaum Zugriff, führte durch zwei direkt verwandelte Ecken (alle Achtung!) und einem Glücksschuss zur Halbzeit gerade einmal 3-0, wenngleich die Germaniastädter hätten mindestens drei bis vier Tore schießen müssen, wären da nicht die Luftdruckverhältnisse und beweglichen Pfosten des Gegnertors gewesen. Ben rackerte über das gesamte Spiel hinweg unermüdlich, stand immer wieder im Weg, brachte das Bein doch noch dazwischen und eröffnete das Geschehen von hinten wiederholt sehr sicher, auch wenn ihn so mancher der drei Köpfe größeren Gegner den Angstschweiß ins Gesicht trieb. Der Junge ist heiß auf den Ball, bringt Freude und enorme Einsatzbereitschaft mit – das merkt man schon bei der handbrechenden Begrüßung! Die zukünftigen Gegenspieler werden ihn lieben! Ähnlich unbeeindruckt setzte Alexander im Gehäuse seine Ideen auf dem Geläuf um: Harakiri, Kamikaze und her mit der Kugel. Daran änderten auch blutige Knie nichts – englische Wurzeln halt, Fußball im Blut, klare Sache. So manche Aktion erinnerte an eine Mischung aus einem David Seaman und Tomislav Piplica Style. Unvergessen, die legendären Flugmanöver am Rande des Wahnsinns im Strafraum: Alles egal, da wird auch mal ein kopfhoher Ball mit der Brust gepflückt oder auf der Linie die Volleydirektabnahme einstudiert, keep cool. Hindernisse metallischer und menschlicher Physis werden negiert, Hauptsache die Flugperformance passt und der Ball ist meine. Noch ein paar Fruchtzwerke mehr in die Pausenbox und es klappt zukünftig dann auch mit der Körpergröße. Das macht Freude den Jungs zuzusehen!
Nur sieben Stars, keinen Wechsler, Kunstrasen, einen Championsleaugue-Teilnehmer vor der Brust: Normalerweise sind das alles Indizien für einen sehr bitteren Vormittag für alle Beteiligten mit dem Germaniaherzen in der Brust. Das war aber eine phänomenale Leistung, auch wenn der Einbruch besonders in den letzten sieben Minuten dann doch sehr deutlich zu spüren war. Aber die Ordnung, taktische Disziplin besonders in der Abwehrreihe und viele schöne Passstafetten, unzählige Großchancen – das alles hat gepasst und gut ausgesehen, verlangte sogar den Gegnern großen Respekt ab. Nachdem in einem Benefizspiel vor ausverkaufter Kulisse am Jahnweg in naher Zukunft die Eltern und Trainer die Stars der Germaniastädter zum Tanz bitten werden, wird es im letzten Punktspiel der Saison bei einem der spielerisch stärksten Teams der Liga, der SpG Gelenau/Thum nochmal die Möglichkeit geben, einen ganz Großen aus dem Geschäft gewaltig auf die Füße zu treten und mit einer solchen Leistung eine durchwachsene, zweifellos nicht immer sorgenfreie, keinesfalls stressfreie, aber spannende und mit vielen Höhen und Tiefen gespickte Saison zu beenden – hoffen wir, dass sich die Luftdruckverhältnisse diesmal zu Gunsten der Nachwuchsgermanen auswirken werden.
Sportvorstand Arnold und Sportdirektor Gillert haben sich in der anschließenden Pressekonferenz auch optimistisch zur Personallage der zukünftigen Saison geäußert: Die Verträge mit den Spielern scheinen in trockenen Tüchern zu sein, selbst die großen Stars konnte man halten, auch wenn der Verein damit finanziell an die Grenzen gehen muss. Obwohl eine große Transferoffensive nicht angekündigt wurde (Rummenigge, Hoeneß und Watzke atmen auf…), scheinen doch – neben dem Aufrücken so mancher schon in dieser Saison im Kader der F-Junioren gesehenen Kracher aus dem eigenen Nachwuchsleistungszentrum am Jahnweg – ein paar Neuzugänge den Weg nach Gornau zu finden. Es bleibt spannend!
Das war kein schlechtes Spiel, und trotzdem haben die Nachwuchsgermanen keine Punkte aus Burkhardtsdorf mitgenommen. Die unterirdische Leistung vom vergangenen Mittwoch steckte noch in den Köpfen, die letzten Trainings forderten eher das Psychologenteam, denn die sportliche Leitung. Es ging ums Präsentieren, das gute Gefühl, die Lust und den Spaß am Sport. Und es ging darum, die geschundenen Seelen aus dem sportlichen Jammertal zu holen, nicht zuletzt wurde auf dem Platz die Vertrauensfrage der Trainer verhandelt. Gegen ein starkes und sehr robustes Team aus Burkhardtsdorf erkämpften sich die Nachwuchsgermanen in einem phasenweise spannenden Spiel immerhin Anerkennung nach der desaströsen und von der Presse zerrissenen Vorstellung vom Mittwoch, auch wenn man am Ende nicht über eine 7-3 Niederlage hinauskam. Die Stars steckten nicht auf und kamen immer wieder auf drei Tore heran. Es wäre deutlich mehr möglich gewesen, hätten die Nachwuchsgermanen ihre vielen Chancen besser verwertet und aus einer sicheren Defensive heraus gearbeitet. Besonders haarsträubenden individuellen Fehlern standen eine starke kämpferische Leistung und sehenswert vorgetragene Angriffswellen gegenüber. Das nötige Glück, das Spiel wirklich nochmal eng zu gestalten, war den Germanen aber nicht hold. Es wäre die Sensation möglich gewesen, und das ein oder andere Tor mehr – vielleicht gar Punkte – wären angesichts des Spielverlaufs wohl auch nicht unverdient gewesen.
Es waren für das Trainergespann drei schlaflose Nächte. Die Leistung am Mittwoch ließen viele Fragen offen, vernichtende Kommentare in den Feuilletons und kluge Ratschläge erwiesen einen Bärendienst. Kaum Interviews, keine Mannschaftsinterna drangen nach außen. Sportvorstand Arnold gab sich Wortkarg und betonte unaufgeregt den Weg und die gute Entwicklung des Teams in den vergangenen Wochen – Rückschläge und Dämpfer gehören dazu. Die Trainingseinheiten der vergangenen Tage glichen eher Maßnahmen in Selbsthilfegruppen: Gespräche, Diskussionsrunden und der Sitzkreis waren auf dem Platz angesagt. Es ging um Klarheiten, Mannschaftsrat und Trainerstab hatten ein Trauma aufzuarbeiten, und das möglichst schnell. Mit dem FSV Burkhardtsdorf wartete keine schlechte Truppe auf die Germanen: Die internationalen Ränge noch im Blick habend, sollte den Nachwuchsstars aus Gornau ein schwerer und motivierter Gegner entgegentreten.
Die Arbeit am Jahnweg zeigte Wirkung: Auch wenn die stark ersatzgeschwächten Sowade-Gillert Schützlinge schon zur Halbzeit mit 0-4 zurücklagen, demonstrierte die Truppe bemerkenswerte Moral in diesem Spiel und kämpfte sich ein ums andere Mal wieder heran, Traumtore und starke Kombinationen erinnerten an die guten Zeiten der vergangenen Wochen. Auch wenn es das Ensemble nicht schaffte, der Starauswahl aus Burkhardtsdorf tatsächlich ernsthaft gefährlich zu werden, so war eine kämpferische Teamleistung zu bestaunen. Die verzweifelten Appelle von Fans und Trainer an das Team am Vortag griffen und lassen angesichts der Leistung am Mittwoch ein versöhnliches Wochenende zu – dies täuscht aber nicht über die sportlich verfehlten Ziele hinweg. Man kann von Glück sprechen, dass die direkte Konkurrenz nicht punktete und die Germaniastädter trotz der zwei Niederlagen in der vergangenen Woche keinen Tabellenplatz einbüßten.
Obwohl die Nachwuchsgermanen besonders in der Zentrale ein deutliches Übergewicht hatten und ein diesmal sich für die Mannschaft aufopfernder Leader mit Felix auch genau das von sich einforderte, das er tatsächlich zu leisten im Stande ist, konnte daraus leider kein zählbares Kapital geschlagen werden. Dennoch zeigte die gesamte Truppe die Reaktion, die sich Fans, Medien und nicht zuletzt auch der Trainerstab erhofft hatten. Die Offensive war besonders in der zweiten Halbzeit agil, griffig und Schlagsicher, verpasste aber ein ums andere Mal die richtige Entscheidung: den Pass, den Abschluss oder das Dribbling. Manche Überzahlsituation schien in ihrer Ungewohntheit doch größtes Unbehagen hervorzurufen, sodass lieber höflich gewartet, der Ball ins Seitenaus gespielt oder aus unvernünftiger Distanz überhastet der Abschluss gesucht wurde. Es ist der Wahnsinn, der dann um sich greift, wenn es umhin schlecht läuft – aufs Feld rennen und mitspielen können die Trainer aber nicht. Euron dominierte die rechte Außenbahn und belohnte sich mit einem Hammertraumtor in den Winkel selbst. Julian, der über gute Aktionen ins Spiel fand und heute tatsächlich auch auf dem Feld zu sehen war, vermochte das Spielgerät jedoch selbst aus einem Meter nicht über die Linie zu drücken. Früher gab es in diesen Fällen den „Chancentod“ aufs Trikot. Die Luftlochsuche war aber immerhin erfolgreich. Mit der Stoßstürmerin und Abwehrikone Reni – mit einer hohen Verschuldungssumme aus der E-Jugend kurzerhand ins Team transferiert – gingen die Trainer volles Risiko in der Offensive, hätten aber wohl in der Grundausrichtung besonders in der ersten Halbzeit defensiver stehen sollen. Sie flog wie eh und je quer durchs Feld und sorgte für reichlich Furcht in den gegnerischen Reihen. Umhin war das in der Offensive phasenweise gutes Tempo, selbst das Ballack-Double Felix hatte seinen Turbo offenbar aus der Werkstatt geholt und machte mächtig Druck, war überall zu finden und gewann unzählige Zweikämpfe. Ganz solide machte das auch Laurenz im Angriff, seines Zeichens eigentlich Abwehrroutinier und seltener Stoßstürmer an vorderster Stelle, der vielmals die richtigen Positionen anlief.
Dafür kam das operative Abwehrzentrum nur schwer aus dem Beratungsstatus heraus: Lauro gestaltete das zwar gewohnt routiniert, auch wenn man sich zwischenzeitlich in der Abwehr vom Kerngeschäft der Deckungsarbeit meilenweit entfernt hatte und ab und an das Holzbein hervorkam, das er eigentlich schon im Keller verstaut hatte. Max hingegen erhöhte die Spannung im Grundsatz „Probieren geht über Studieren“ als letzter Mann an diesem Vormittag mehrfach, indem er vergebliche Aufführungen seiner Dribbelkünste inszenierte – kann funktionieren, muss es aber nicht. Offenbar hatte er seine risikobehaftete Position ganz im Sinne kapitalmarktorientierter Spekulationsblasen interpretiert: Alles oder Nichts, den Spatz in der Hand habend bringt mich der Taube auch nicht näher. Da ist was Wahres dran, wird so sein. Totalverluste sind umhin reine Interpretation und weniger total, als man das annimmt. Schließlich gibt es noch die Liebe und solcherlei Dinge. Die Spekulationsgeschäfte in der Abwehrreihe dürften Bengt empfindlich berührt haben. Für das Kaffeeservice war im engen Torraum kein Platz, das war in der Tat auch kein entspannter Vormittag und hätte dem guten alten Porzellan schwere Schäden zugefügt: Was zu halten war, wollte er nicht so recht annehmen, was nicht zu halten war, schien schon eher interessant zu sein. Tom war dabei und übernahm die fürsorgliche Betreuung des Ersatzballs. Wenn er auch nicht aktiv auf dem Feld war, so kommen seine Zeiten wieder – noch ist nicht aller Tage Abend.
Insgesamt können Sowade und Gillert wohl ruhiger schlafen, als dies in den vergangenen Nächten der Fall gewesen ist. Damit sind wahrscheinlich auch die von unbekannten Akteuren in der Vereinszentrale lancierten Ideen von Trainerbetriebsratsgründungen ad acta gelegt – so sollte doch tatsächlich eine starke Interessenvertretung für gut konditionierte Lebensversicherungen und ärztlichen Beistand am Spielfeldrand streiten. Das ist die gute und prinzipiell gesundheitsfördernde Nachricht der Angelegenheit. Dazu kann man den Stars aus Gornau keine Vorwürfe machen: Einsatz, Wille, ja sogar spielerische Raffinesse und tolle Aktionen waren zu sehen. Es hat allein die Cleverness und Abgeklärtheit vorm Tor gefehlt, wobei der Offensivdrang und die verständliche Ressourcenmaximierung nach vorn freilich im Rücken für große Räume und gegnerische Konter sorgten. Das Ensemble aus Burkhardtsdorf hat das zudem recht effektiv genutzt und auch so einige Gastgeschenke der Germanen angenommen – höflich und zuvorkommend ist die Truppe.
Ist die Krise damit überwunden? Das wird man momentan nicht beurteilen können, die Truppe zeigte aber eine schnelle Reaktion, war dabei und hat ihr Bestes gegeben. Das reicht momentan selten für drei Punkte und zeigt, dass noch viel in Sachen Spielverständnis, Taktik und individuelle Fähigkeiten zu tun ist. Zwangläufig ist das aber auch nicht – bei allem Erfolgswahn in dieser modernen Zeit – der Gradmesser im Kinder- und Jugendsport. Spielerisch macht die Truppe Schritte nach vorn, die Außenbahnen werden besetzt und genau darüber entsteht Gefahr. Individuell spielt der Kopf eine große Rolle. Konstante Leistungen sind sehr selten der Fall und trotzdem gibt es längere Phasen der Stabilität und Ordnung. Die Dinge, die geübt oder immer wieder gesagt werden, klappen im Regelfall nie komplett. Ganz im Gegenteil: Es sind nur kleine Bausteine, die an einem Tag gut funktionieren und an einem anderen Tag plötzlich nicht mehr – obwohl jede Woche aufs neue thematisiert – zu sehen sind, dafür aber Anderes erstaunlich gut funktioniert. Theoretisch müsste die Truppe so Manches besser machen, praktisch wird es einfach vergessen. Es stehen zwei Spiele aus: Mit Stollberg und Thum kommen direkte Championsleague-Anwärter auf die Nachwuchsgermanen zu, beide Begegnungen finden zudem in den ausverkauften Stadien der Gastgeber statt. Das wird schwer. In beiden Fällen geht es wohl für die Germanen nicht mehr um Punkte – der Abstand nach oben ist zu groß, von unten kann Gornsdorf aus eigener Kraft noch gefährlich werden –, aber um einen würdigen und hoffungsvollen Abschied aus dieser Saison.
Der Druck war zu groß, die Erwartungen zu euphorisch, die Leistungen zu schwach. Nüchternheit, Ratlosigkeit, ja größter Kummer stand dem Trainerteam am Mittwochabend nach dem Spiel gegen den jungen Jahrgang aus Jahnsdorf/Burkhardtsdorf ins Gesicht geschrieben. Dünnhäutige Reaktionen auf provokante Reporterfragen waren die Folge, das Nervenkostüm verkümmerte zum durchlässigen Bindegewebe. Alles wird in Zweifel gezogen, die Mannschaft präsentierte sich gegen den Tabellenletzten und sicheren Absteiger der Liga katastrophal und verlor verdient und folgerichtig vor heimischer Kulisse mit sage und schreibe 0-7. Aus der Traum von Europa, die Krisenstimmung ist zurück am Jahnweg in Gornau, die hochdotierten und erst kürzlich verlängerten Verträge des Trainergespanns Sowade-Gillert wurden gar als historische Fehlentscheidung der Vereinsführung bezeichnet. Es ist ein Desaster, die Kritik wächst, die Krisenstimmung ist da, Rücktrittsforderungen werden laut. Das Team ist am Boden zerstört, die Choaches von Selbstzweifel zerrüttet, die Vereinsführung ist erst gar nicht zu erreichen – das werden harte Tage.
Dabei waren die Voraussetzungen besser denn je: Heimspiel, Sonnenschein und Championsleague-Stimmung am Mittwochabend vor voller Hütte im Erzgebirge. Der Gast aus Jahnsdorf stand abgeschlagen im Tabellenkeller, die Stars der Nachwuchsgermanen hatten sich die Wochen zuvor in einen regelrechten Rausch gespielt, waren fit, konzentriert und für die Aufgaben in der englischen "Woche der Wahrheit" bestens gerüstet. Zudem standen dem Trainerteam sage und schreibe 13 Spieler zur Verfügung. Der Kader voll, die Bude brennt und Europa im Blick. Es half aber alles nichts und es ist nur schwer zu erklären. Selbst die Journalisten, die Mannschaft und Trainer die gesamte Saison über sehr nah begleiten, wussten nichts Erhellendes ihren Federn zu entlocken. Bis auf den seit Wochen souverän agierenden Kapitän Lauro war praktisch kein Spieler auf dem Platz anwesend. Es erinnerte an alte Zeiten, als Hüft- und Kniegelenke über den Platz flogen, Füße und Beine eher im Weg standen, denn wirklich als Instrumentarien des Ganges genutzt wurden und Bewegungsabläufe und Wege der Nachwuchsgermanen Rätseln der Menschheitsgeschichte glichen. Dazu fehlte jede Bereitschaft, es war eine Totalverweigerung in jeder Hinsicht. Jeder noch so laute Weckruf verhallte im Nichts der kindlichen Gedankenwelt. Bei 25 Grad schwitzte keiner. Sportlich war es freilich ein starker Gegner mit internationaler Topbesetzung. Der Spielmacher allerhöchster Güte war nicht zu halten, der Stürmer – kleinster Mann auf dem Feld und trotzdem jeden Kopfball gewinnend – unheimlich clever und Abschlussstark. Keine Frage, ein vorzügliches Ensemble die Truppe aus Jahnsdorf und fraglich, warum dieses Team im Tabellenkeller festhängt. Und trotzdem: Fast allesamt sind sie ein Jahr jünger, spielerisch weit weg vom oberen Tabellendrittel und keinesfalls so robust im Zweikampf, wie es andere Teams in der Liga sind.
Die Germanen verweigerten jede Mitarbeit. Mancher verschlief den Nachmittag ganz, mancher ging offensichtlich die Hausaufgaben durch und der ein oder andere sah sich im Freibad am Volleyballfeld den Damen nachschmachten. Während sich die Defensive im Abstandhalten übte, sich Laurenz und Manndecker Diego praktisch erst in der zweiten Halbzeit gewahr wurden, dass da gerade ein Fußballspiel stattfindet, schien die Offensive eine Art Revolution im Fußball zu erproben: Dem Ball möglichst aus dem Weg gehen war da offenbar die Losung der Stunde. Dass das nicht zum Erfolg führen konnte war dem unbedarften Zuschauer wohl recht schnell klar. Ballkünstler Felix nahm sich 40 Minuten eine kreative Pause zum Nachdenken, Max hatte zwar die rechte Seite wiedermal im Griff, experimentierte erfolglos aber mit den Festkörpern auf dem Feld: Man kann sich nicht durch die Gegner hindurchbiemen, so die nüchterne (aber vorhersehbare) Erkenntnis. Während Julian die Rolle des Phantoms übernahm und dessen Anwesenheit erst nach dem Spiel in der Kabine aufgefallen ist (er hatte seine Trinkflasche vergessen, also muss er dagewesen sein!), war Euron auch ohne Fernglas zu finden, stand aber reichlich allein im weiten Feld auf der rechten, sehr offenen Seite. Der Bademeister des nahegelegenen Freibades war aber wachsam und hätte ihn bei zu weitem hinaustreiben auf Kurs gelotet. Auch Bengt hatte sich wiedermal dazu entschlossen, den Klappstuhl inklusive Kaffeeservice im geschützten Schattenbereich des Tornetzes aufzubauen. Allerdings hatten die Nachwuchsgermanen diesmal von Minute eins an den Plan, ihn überdurchschnittlich am Spielgeschehen partizipieren zu lassen – ungünstig für beide Seiten möchte man wohlwollend meinen, demokratisch war das aber allemal. Mit der Nachwuchshoffnung Ben, Tom und Wilhelm hatten wiedermal die jungen Stars der Germaniastädter in der zweiten Halbzeit die Suppe auszulöffeln, die sie nicht eingebrockt hatten. Alexander, Neuzugang aus dem Mutterland des Fußballs und souveräner Debütant, musste sich in der Manndeckung beweisen und gleichzeitig Schadensbegrenzung betreiben. Das hat er ganz entsprechend der englisch feinen Art erledigt und seine Zweikämpfe mit aller Höflichkeit geführt, auch wenn da mal einer über den Platz flog – das lässt für die Zukunft großes hoffen. Sowade und Gillert, der eine dem Tränenausbruch nahe, der andere Aug in Aug mit dem Herzinfarkt, waren ratlos, praktisch aus der Rüstung gekippt. Gerne würde man besonders die Nachwuchstalente des jungen Jahrgangs bei solider Führung ins Spiel bringen und einer entspannten Atmosphäre aussetzen, einfach nicht immer dem Rückstand hinterherrennen lassen müssen, nicht die Verantwortung auferlegen, im längst verlorenen Spiel etwas zu holen, mit gutem Gefühl ins Spiel entlassen können und auch Fehler zuzugestehen – Tagträumerei, weit entfernter Luxus momentan.
Sowade und Gillert wirkten angeschlagen und ratlos, berieten sich bis in die späten Nachtstunden hinein. Man sieht die Fehler, trainiert die Schwachpunkte und weiß auch um die Bedeutung des Kopfes, der Emotionen und Gefühle. Es ist schwer, momentan die Form und den Spaß aus den Trainings aufs Feld der Wahrheit zu übertragen, sich in den Spielen auf den Punkt zu konzentrieren und die Dinge umzusetzen, die besprochen werden. Guter Rat ist teuer in diesen Zeiten, Reden, Hinweise und Trainingsübungen sind das eine. Dies umzusetzen das andere. Die Jungs wissen es, machen es aber nicht. Die lauthalse Forderung von der Seitenlinie verläuft sich im Nichts momentan. Aber dort liegen die anzugehenden Schwerpunkte. Fußball spielen kann die Truppe, der Einsatz fehlt auch selten, und doch kommt manchmal alles zusammen, wie es an diesem Nachmittag der Fall gewesen ist. Es ist der Kopf, der es momentan schwer macht auf dem Geläuf, nicht das Können und Wissen.
Es war letztlich kein Spiel für Genießer, schon gar keines für Fans mit dem Herzen der Germania in der Brust. Verloren ohne jedes eigene Tor gegen den Tabellenletzten. Es fehlte alles an diesem Mittwochabend. Trostlos, mutlos und ohne jeden Einsatz, was da auf dem Rollrasen zu sehen war. Am Ende dürfte es wohl einer der schwächsten Auftritte gewesen sein, die diese Saison zu Buche stehen. Ein starker Gegenspieler löste das Ensemble der Germaniastädter regelrecht auf, zerpflückte die gesamte Truppe, es war kein Gegenmittel zu finden. Das reicht weder für Europa, noch für Punkte – ganz klar. Der Druck war hoch, die Erwartungshaltung noch höher. Am Samstag werden die F-Stars aus Gornau beim alten Jahrgang des FSV Burkhardtsdorf gastieren: Nüchtern wird man dort nicht auf Punkte spekulieren, sondern zunächst auf einen wesentlich souveräneren Auftritt des Ensembles hoffen dürfen. Es wird nicht leichter, aber hoffentlich ein Spiel mit Leidenschaft, Einsatz und etwas mehr fußballerischer Brillanz.
Die Sensation lag in der Luft, das Gefühl war gut. Die Vögel flogen tiefer als gewohnt am Freitagabend zur letzten Trainingseinheit, als sich der Regen im warmen Sommerabend nieselnd seinen Weg auf die Häupter der Germaniastädter suchte. Die Stadt lag der Truppe zu Füßen, absolute Stille. Eine bedeutungsschwangere Stille. Da war was möglich, die Vorahnung täuscht nie. Es war die Zeit, zur Legende zu werden, sich unsterblich zu spielen, die Gesetze der Liga auszuhebeln, die Geschichte der Nachwuchsgermanen neu zu schreiben. Zumindest theoretisch.
Vergangenen Samstag gestierte das Ensemble der F-Junioren beim Ligakrösus FV Amtsberg. Die Partie gegen
Amtsberg, souveräner Tabellenführer, Anwärter auf den Championsleauge-Titel und auch den DFB-Pokal fest im Visier habend, war das Saisonhighlight der Germanen und zugleich eine Aufgabe, die
aufgrund ihrer Unmöglichkeit viel Optimismus und betende Hände benötigen würde, wollte man tatsächlich der Vorstellung erliegen, dort Punkte zu entführen. Am Ende stand ein 13-2 auf dem
Ergebniszettel. Angesichts des Gegners kein schlechtes Ergebnis, auch die steigende Formkurve der Germaniastädter bestätigte sich in einem hart umkämpften Spiel, das auf beiden Seiten
spielerische Leckerbissen für die Fans zu bieten hatte. Die Nachwuchsgermanen wurden vom Christiano Ronaldo des Ergebirges praktisch im Alleingang abgeschossen – beeindruckend, mit welcher Wucht,
welchem taktischen Verständnis und welcher Cleverness vor dem Tor das Ausnahmentalent aus Amtsberg, Kilian, die Gegner schwindelig spielt. Dagegen war kein Kraut gewachsen. Für die Germanen ging
es darum, die eigene Form zu erhalten, sich gut zu präsentieren und für die kommende Woche der Wahrheit Sicherheit zu gewinnen. Das ist ihnen zweifellos gelungen, auch wenn an diesem Vormittag so
mancher individuelle Entspannungsmoment an alte Zeiten erinnerte. Zudem stehen die Germaniastädter nach wie vor auf sicherer Distanz zu den Abstiegsplätzen und haben Europa noch im Blick. Es ist
nichts verloren!
Die Voraussetzungen waren gut, die Siegesserie der letzten Wochen merkt man im Training, die Liste der Verletzten ist kurz. Die Mannschaft wirkt fokussiert im Saisonendspurt, Trainingseinheiten werden konzentriert absolviert. Profis halt, die Jungs aus Gornau. Freilich – für viele geht es um neue Verträge für die kommende Saison und auch Gehaltserhöhungen stehen im Raum. Das Geschäft und die Konkurrenz schläft nicht. Der Sportvorstand bekennt sich klar zur Truppe und tut alles, um die Mannschaft zu halten, Spielerberater gehen momentan ein und aus in der Geschäftszentrale des Vereins am Jahnweg. Es geht um Millionen. Auch wenn Sportdirektor Gillert auch diesen Samstag an der Seitenlinie vermisst wurde und offenbar in den letzten Wochen mit Bayern München verhandelte, wurde jedwede Spekulation am Freitagabend in einem Paukenschlag auf der Pressekonferenz beendet: Das Trainergespann Sowade-Gillert verlängerte seinen Vertrag bis Sommer 2018. Zwischenzeitlich wackelten die Stühle gewaltig, mit sportlicher Konstanz ist Ruhe eingekehrt und auch Verein und Sportvorstand stärkten dem Trainerstab stets den Rücken.
Das Wetter vor ausverkaufter Kulisse war prächtig in Amtsberg, der Platz etwas klein, der Rasen aber edel aufgerollt für die Zauberer aus Gornau. Die ersten Minuten sah das auch nicht verkehrt aus, was die Nachwuchsgermanen aufs Geläuf platzierten. Der übliche Tikki-Takka-Stil war zu sehen, besonders die abermals offensiv ausgerichtete Ordnung in der Mannschaft stimmte und auch von der Einsatzbereitschaft waren alle Kicker von der ersten Minute an auf dem Platz. Das war angesichts des überwältigenden Gegners mental eine enorme Herausforderung, an diesem Samstag trotz der Gegentore und phasenweise drückenden Überlegenheit des Amtsberger Ensembles eben nicht einzubrechen. Letzteres ließ das Team in der Hinrunde oft gänzlich vermissen und hatte dadurch so manches Spiel schon nach drei Minuten verloren. Unnachahmlich, wie man es in den Jahrgängen der F-Jugend seltenst zu sehen bekommt, brachte der erzgebirgische Ronaldo die Amtsberger verdient in Führung. Bengt – diesmal mit gewissen Vorbehalten gegen hohe Bälle und wenig Vertrauen in seine schützenden Handschuhe – hatte seine liebe Mühe mit den Stars der Gegner, da war wenig zu halten. Die Defensive mit Laurenz und Lauro war auf volles Risiko auf Manndeckung ohne Absicherung gestellt – taktisch gefährlich, mit vier vorgelagerten Spielern im Mittelfeld sollte der Druck auf die spielstarken Gegner im Mittelfeld aber erhöht werden. Phasenweise standen die Germaniastädter recht kompakt, auch wenn das gefürchtete Spiel über die Außenbahnen noch immer nicht konsequent umgesetzt wurde. Nutzten Euron links und ein bärenstarker Max rechts die Räume, wurde es gefährlich. Laurenz, nach verschlafenem Spiel vergangene Woche an diesem Vormittag mit der Manndeckungsaufgabe des gegnerischen Superstars beauftragt, wird im Nachgang der Partie vom Seelsorgerstab der Germanen betreut werden müssen – er hat alles reingeworfen. Hoffentlich kommt er da gut und ohne Trauma wieder raus. Neuzugang Ben und Stürmer Diego gestalten die Manndeckungsaufgabe in der Ablösung von Laurenz genauso energisch, hielten Füße dort dazwischen, wo es ging und konnten auch in der Offensive Akzente setzen. Ronaldo war aber nicht zu halten. Überragend erfüllte der Abwehrchef Lauro die Defensivaufgaben, traf in nahezu jeder Situation die richtigen Entscheidungen und belohnte sich heute wieder mit einem Tor mit Prädikat „Weltklasse“. Eine sichere Bank hinten, ruhig, routiniert, Passsicher und gewohnt kräfteschonend, entwickelt sich Lauro zum Schlüsselspieler in den Wochen der Wahrheit. Dass der rechte Hammer aus zwanzig Metern über die Linie rutschte, dürfte nicht unwesentlich der Tagträumerei der gegnerischen Torfrau geschuldet gewesen sein – doch sehr beruhigend, dass auch die jungen Stars aus Amtsberg Fehler machen.
Die risikoreiche offensiv-Ausrichtung der Germaniastädter war auf ein breites Spiel ausgelegt. Dribbler Felix setzte eine typische, bewegungsarme Mittelkreis-Radius-Ballack-Position recht solide um, auch wenn er den Turbo mal wieder Zuhause vergessen hatte und seinen Meister im mindestens einen Kopf kleineren Gegenspieler finden durfte, der zuweilen den Luftraum des Platzes ungehindert für sich beanspruchte. Mit den Flügelflitzern Max und Euron konnten vermehrt gefährliche Situationen erspielt werden. Max beherrschte seine Seite, hatte allerdings mit der enge des Feldes so seine Probleme – König im Einwürfe herausholen war er trotzdem. Euron war das Phantom auf dem Feld, bis jetzt ist unklar, ob er wirklich da war, oder nur auf dem Aufstellungsplan stand. Ich meine, ihn gesehen zu haben. Die Schiedsrichter waren sich unsicher. Wilhelm und Elias ergänzten die gute Leistung. Ersterer hat zwar seine Ehrfurcht vorm gegnerischen Tor noch immer nicht so recht ablegen wollen, dafür klappt das mit den Laufwegen recht gut. Elias erstaunt immer wieder, vermag er doch physikalische Gewissheiten in Zweifel zu ziehen. Er ist der kleinste des Starensembles und die Messbarkeit der Schrittlänge setzt Nanometerdiagnostik voraus. Trotzdem beläuft sich seine Zweikampfquote auf gefühlte 100%: Seine Füße sind doch immer irgendwie dazwischen, auch wenn er Meter neben dem Geschehen zu stehen scheint und selbst die größten Spieler auf dem Feld überlaufen ihn selten.
Das war nicht schlecht, was die Germaniastädter am Samstag abgeliefert haben, auch wenn das Ergebnis am Ende sicherlich kein Meisterstück ist. Amtsberg steht zu recht ganz oben, die Mannschaft arbeitet hart, hat eine brachiale individuelle Klasse und ist mental für dieses Alter bemerkenswert fit. Dort kann man lernen, wie Fußball im Kindesalter gedacht und praktisch umgesetzt werden kann. Das geht beim Spielverständnis los und endet bei den Kleinigkeiten: gestaffeltes Einlaufen bei Eckbällen, das Spiel Beschleunigen in den richtigen Situationen und ein solides Stellungsspiel in der Defensive, das selbst eine taktisch diszipliniert durchgeführte Deckungsübergabe beinhaltet. Dinge, die allesamt für die Nachwuchsgermanen momentan noch weit weg sind. Besonders die Schnelligkeit des Gegners bereitete den Stars aus Gornau wiederholt Probleme. Dennoch ist das Spielsystem mittlerweile da, es gibt Muster im Defensiv- wie Offensivspiel, die gut greifen und von allen Kickern umgesetzt werden. Die Ordnung stimmt in weiten Teilen des Spieles, das Geschehen auf dem Feld wird breiter angelegt und die individuellen Fehler sind sehr viel seltener geworden.
Schon am Mittwoch werden die Germaniastädter vor ausverkaufter Kulisse am Jahnweg auf den Abstiegskandidaten aus Jahnsdorf treffen, bevor man am Samstag beim FSV Burkhardtsdorf gastiert. In beiden Spielen werden wichtige Punkte verteilt: Für die Stars aus Gornau sind es die Wochen der Wahrheit. Europa oder der undankbare Platz im Niemandsland der Tabelle. Hier werden Mannschaft, Trainer und Fans alles geben, um die Sensation zu schaffen. Es werden mindestens vier Punkte aus beiden Spielen erwartet, sonst könnte der Druck zum Saisonende nochmal steigen – es bleibt spannend am Jahnweg in Gornau.
Das war am vernebelten Samstag im Erzgebirge ganz großes Kino in der restlos ausverkauften Freibadarena von Gornau. Mit 6-3 setzte sich das Ensemble der F-Jugend gegen die hoch dekorierte Auswahl des Tabellennachbarn aus Gornsdorf verdient durch und konnte damit einen großen Schritt in Richtung gesichertes Ligamittelfeld gehen. So mancher träumt gar von Europa in der sächsischen Provinz. Insgesamt konnte man Fußball auf höchsten Niveau bestaunen, ein umkämpftes Spiel sehen und sich für die Jugendstars mitfreuen, die nach langer Durststrecke den zweiten Sieg in Folge einfuhren und damit eine Rekordserie einleiteten. Es war ein Spiel für Taktikfans, Freunde des Rasenschachs, Liebhaber des Fußballdenkens, quasi für die Pep Guardiolas der akademischen Sportszene. Wird die Liga nun gar von hinten aufgerollt? Die Gazetten und Fans feiern die Germaniastädter – es wird sich zeigen, ob man an diese Erfolgsserie tatsächlich auch in den zukünftigen Spielen anknüpfen kann.
Dabei war es nach dem glücklichen und umkämpften Sieg in der Vorwoche gegen Gelenau alles andere als klar, ob die Spielstarke und robuste Truppe aus Gornsdorf zu schlagen sein wird. Wiederum ohne Gillert, der sich angeblich in Verhandlungen um den vakanten Posten des Sportdirektors bei Bayern München befindet (dies wird von Gornauer Seite vehement dementiert, Anm. d. Red.), hatte sich Sowade akribisch mit der Mannschaft in geheimen Trainings auf die Aufgabe gegen Gornsdorf vorbereitet und die philosophische Debatte aus Gelenau für beendet erklärt. Tatsächlich hatte das gesamte Ensemble an diesem Vormittag die physikalischen Gesetzmäßigkeiten des menschlichen und bällischen Seins auf dieser Erde anerkannt, die pubertäre Phase, gegen Alles und Jeden zu rebellieren, überwunden. Findige, zärtliche, ja millimetergenaue Passstaffetten, deren Bezeichnung als Rasenschach eigentlich schon viel zu brutal daher kommt, phasenweite sicheres Stellungsspiel, Ruhe in den richtigen Situationen, Ordnung besonders im Defensivverbund und vor allem die Einsatzbereitschaft aller Stars bereiteten einen goldigen Morgen in Gornau. Eine andächtige und feierliche Stunde für den heimischen Fußball, die da in der feuchten und frisch gemähten Kathedrale zu erleben war.
Besonders in der ersten Halbzeit beherrschten die Germaniastädter die Gäste aus Gornsdorf ohne jede Probleme. Die taktischen Vorgaben, die in den letzten Trainings angegangen wurden, setzte die Truppe konsequent um. Mit dem Dauerläufer Diego, der an diesem Vormittag vom Stürmer in der ersten Halbzeit zur Lebensversicherung in beeindruckend sicherer Deckungsarbeit des gegnerischen Spielmachers in der zweiten Halbzeit, mutieren sollte, dem Dribbler Felix und den Außenlinienschatten Julian und Euron, entwickelte die Offensive sehenswertes Pressing auf die gegnerische Abwehrlinie. Auch wenn es zu Beginn mehrere Minuten dauerte, bis die Ordnung gefunden wurde, an vielen Stellen der diagonale Pass auf die Außenspieler fehlte und die junge Truppe es sich phasenweise unnötig selbst schwer machte, hatten die Germaniastädter den Gegner gut Griff. Mit Lauro, bei dem die Entdeckung der eigenen Fußinnenseiten und deren optionaler Benutzung mit einem bemerkenswerten Formanstieg korrespondiert, nimmt die Führung und Gestaltung einer verlässlichen Abwehrarbeit immer konkretere Formen an. Durch sein passgenaues Traumtor mit dem rechten Hammer nur wenige Meter vor der Mittellinie belohnte sich der Abwehrstratege diesmal auch selbst – auch wenn er offenbar mit seiner Fußhaltung die Grenzen des menschlichen Gelenkes auszuloten begehrte und damit an die guten alten Zeiten ausgewinkelter Hüft- und Kniegelenke erinnerte. Ganz ähnlich übte sich Max im Zaubern, der mit einem legendären Solo aus der eigenen Defensivlinie vier Gegner vernaschte und – wie selten gesehen – überlegt in die Ecke einnetzte. Die verdiente 4-0 Halbzeitführung war allerdings alles andere als eine tatsächliche Sicherheit.
Der zweite Durchgang war nicht nur kampfbetonter, sondern bot auch taktisch wesentliche Neuorientierungen: Die durchweg schlagsichere und robuste Defensive der Gegner, die durch das aggressive Pressing der Germaniastädter kaum Luft holen konnte, wurde ins Mittelfeld beordert und besetzte damit die Räume, die das Germanenensemble vormals vorzüglich zum eigenen Hoheitsgefilde erklärt hatte – taktische Füchse die Trainer aus Gornsdorf, die das Spiel sehr genau lesen konnten. Dadurch waren nicht nur die Räume enger, sondern damit hatten sich die Germaniastädter taktisch zudem anders zu orientieren: Felix setzte die Anweisungen einer defensiveren Interpretation seiner Mittelfeldposition mustergültig um, Lauro schob sich instinktiv weiter in die Zentrale, während Max in guter Laufarbeit die längeren Wege in Kauf nehmen musste. Träume, Übermut und schließlich zwei kapitale individuelle Fehler in der Offensive sorgten dafür, dass kurzerhand zwei Gegentore zu Buche standen. Bengt hatte es sich während der ersten Halbzeit in seinem grünen Tarntrikot im eigenen Gehäuse bei Kaffee und Kuchen recht gemütlich gemacht und er wurde nun jäh aus seiner Kaffeepause gerissen. Die Mannschaft schien ihn mitspielen lassen zu wollen: Gute Intention, schlechter Zeitpunkt. Während Euron und Julian angesichts der unheimlichen Weite in den Freiräumen auf den Seitenbahnen förmlich in Angststarre verfielen und das in den Bewegungsmustern merkwürdigste Blüten trieb, hatte Felix, der auf sich durch selten gesehene temporeiche Aktionen und schöne Tore Aufmerksamen machte, das Mittelfeld im Griff. Den Außenspielern wird man noch einmal zur Beruhigung versichern müssen, dass sie sich nicht verlaufen können und im Zweifelsfalle ein Suchtrupp der Rasenwacht aus Gornau losgeschickt wird. Laurenz, der wohl noch erschöpft von seiner starken läuferischen Leistung der Vorwoche war, ergänzte die starke Mannschaftsleistung im Defensivverbund ebenso wie die heute beidfüßige Sturmspitze Wilhelm und Nachwuchshoffnung Ben, der sich bemerkenswert clever bewegt, keinen Zweikampf scheut und seiner hohen Ablösesumme gerecht zu werden verspricht. Auch wenn Tom heute moralische Stütze des Teams war und nicht ins Feld geworfen wurde, wird er seine Einätze wieder bekommen.
Was bleibt am Ende übrig? Ein 6-3 und wohl etwas mehr als üblich: Die Germaniastädter haben erstmalig, wenn auch nur phasenweise, gezeigt, dass Fußball auch ein Sport gedanklicher Frische ist und das maßgeblich über Erfolg oder Niederlage entscheidet. Die Umstellungen haben gut funktioniert und fanden Widerhall im Team, Bewegungsmuster haben gestimmt und jeder hat die ihm gestellte Aufgabe angenommen. Auch wenn die Pässe im richtigen Moment oftmals noch fehlen und auch das Verständnis für die Nutzbarkeit von freien Räumen besonders auf den Außenbahnen noch vielmals auf sich warten lässt, sind die Stars auf dem richtigen Weg. Darüber hinaus haben alle im Team die Zweikämpfe angenommen, sich für die Mannschaft ins Zeug geworfen und gemeinsam ein Spiel für sich gegen keinen schlechten Gegner entschieden. Das waren Duelle auf Augenhöhe mit starken Gegnern. Bemerkenswert ist auch die Konstanz über das Spiel hinweg, selbst wenn Gegentore fallen und phasenweise das Heft aus der Hand zu gleiten gerät: Vielmals ist die Truppe in solchen Situationen schon zusammengebrochen, Auflösungserscheinungen machten sich breit und jede Ordnung – sofern sie da war – wurde aufgegeben. Die Konsequenz waren viele Gegentore. An diesem Samstag, wie schon letzte Woche in Gelenau, rappelte sich das Team auf und nahm das Spiel an, verdiente sich gute Aktionen und das notwendige Glück. Die Germaniastädter werden sicherer und an diesem Samstag hat man sehen können, wie Fußball auch in den noch sehr jungen Altersklassen funktioniert. Das war letztlich ein Spiel taktischer Prägung, auch wenn natürlich noch auf einem vergleichsweise überschaubaren Niveau. Die Umstellung der Gegner hätte den Stars aus Gornau den Sieg nehmen können, hätte sich das Team nicht darauf eingelassen und gedanklich das ins Feld getragen, was vorher besprochen wurde. Diese sportliche und spielerische Flexibilität ist neben der individuellen Entwicklung der Kinder genau das, das den richtigen Weg zeigt – die Mannschaften auf den Championsleague-Plätzen haben neben der individuellen Klasse genau diese Schritte schon längst gemacht und stehen deshalb in den internationalen Rängen. Als letzte und für alle Beteiligten nicht unwichtige Erkenntnis bleibt besonders für die Kinder und den dankenswerte Weise immer größer werdenden Kader der F-Stars aus Gornau, dass Fußball in diesem Kontext enger Begegnungen auf Augenhöhe auch im Einzelfall bedeutet, nicht immer und permanent im Spiel zu sein. Die individuelle Tagesform, Trainingsbeteiligung und Leidenschaft am Sport werden immer zentralere Kriterien, um diese Spiele letztlich für sich zu entscheiden. Das funktioniert nur als Team. So wie sich Stammkräfte und die Offensivkünstler des Feldes immer mehr auch in der Zweikampfarbeit der Defensive aufreiben und das annehmen, die Abwehrreihe Akzente aus sicherer Arbeit nach vorn setzt oder eben die jungen Spieler über dosierte Einsätze nach und nach ans Team herangeführt werden, in dem sie kommende Saison die führende Rolle auf und neben dem Feld übernehmen werden.
Die kommenden Wochen werden nicht einfacher, große Namen werden den Germaniastädtern noch gegenüberstehen – mit einer Präsenz und Leistungsbereitschaft auf dem Platz, wie dies gegen Gornsdorf der Fall war, wird man vielleicht kein Wunder schaffen, aber mitspielen, die Gegner ärgern und auf sich Aufmerksam machen können. Es bleibt abzuwarten, ob die Germaniastädter diese Form weiterhin mitnehmen und den einen oder anderen Punkt noch nach Gornau entführen können. Der Beweis wird kommende Woche anstehen: Die Nachwuchsgermanen gastieren beim Krösus der Liga, dem FV Amtsberg. Kurz vor Redaktionsschluss kommt die amtliche Meldung, dass Gillerts Verhandlungen in München wohl gescheitert sind – offenbar sehe er in Gornau größeres Potenzial, in Zukunft Titel zu gewinnen, teilte man aus dem deutschen Süden mit. Wohl wahr. Es bleibt spannend.
Wenn sich die Gewinnermannschaft auch eine Stunde nach dem Spiel noch immer nicht im Klaren darüber ist, wie eigentlich die drei geschossenen Tore zustande gekommen sind, dann sagt das wohl eine Menge über den Spielverlauf aus: Das stark ersatzgeschwächte Ensemble der Germaniastädter reüssierte diesen Samstag Vormittag im winterlich eingestimmten Erzgebirge beim jungen Jahrgang des BSV Gelenau und konnte eine 3-2 Halbzeitführung über die Zeit retten – wie auch immer das am Ende möglich war. Der Fußballgott hatte ein Germanentrikot an, ich habe es leibhaftig gesehen. Kein Spiel für Genießer, kein gewohntes Tikki-Takka, kein bilderbuch-Rasenschach, keine Galavorstellung der hochbezahlten Germaniastars – Kampf um jeden Zentimeter, Härte und Glück, Hauptsache drei Punkte im Abstiegskampf gegen den Tabellenletzten gesichert. Punkt. Das verschafft den F-Junioren aus Gornau Luft, auch wenn die sportliche Existenz noch immer in bedrohlicher Lage scheint und zudem zum nahenden Saisonende viele Vertragsgespräche mit den Spielern anstehen. Ob ohne Europa der Kader noch finanzierbar ist und tatsächlich alle Kontrakte gar im Falle eines Abstiegs für die zweite Liga Gültigkeit besitzen, wird gerade in der Vereinszentrale geprüft. Harte Wochen.
Die letzten Tage am Jahnweg waren mal wieder unruhig. Eine Stimmungslage, die mittlerweile zur Gewohnheit geworden zu sein scheint: Niederlagen in Serie, viele Gegentreffer und kaum Selbstverstrauen, dazu der abermalige Dämpfer gegen Thum/Herold mit einer saftigen Klatsche, bei der es dem Berichterstatter aufgrund zitternder Hände nicht mehr möglich war, den Stift zu halten, geschweige denn irgendetwas aufs Pergament zu zaubern (vielleicht war er aber auch nur nicht da. Angeblich sei er in Stuttgart gewesen, um Kevin Großkreuz ins Team zu holen…man weiß es nicht…). Nachdem die Germanen die spielfreie letzte Woche zu einem Kurzzeittrainingslager in Marbella nutzten und sich auf das sechs-Punkte-Spiel gegen Gelenau akribisch vorbereitet hatten, fanden die letzten Trainingseinheiten am Jahnweg unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Die Spieler werden momentan gänzlich abgeschirmt – die Konzentration soll voll und ganz dem Abstiegskampf gelten.
Es war das erwartete Spiel vor ausverkaufter Bude: Kampf, Nickligkeiten mit vielen Unterbrechungen und strittige Schiedsrichterentscheidungen – umhin hatte es heute jedes Team wirklich gut gemeint und mindestens fünf als Fans getarnte „Unparteiische“ mitgebracht (zwanzig Augen sehen schließlich mehr als neunzehn) – bestimmten das Geschehen auf dem gelenauer Kunstrasenparkett. Die Germanen kontrollierten das Spiel phasenweise recht sicher, schafften es trotz zweimaliger Führung aber nicht, wie auch immer diese Tore nun gefallen sind, diese Überlegenheit weiter auszubauen. Die Nachwuchstalente aus Gelenau haben sich nicht aufgegeben und besonders im zweiten Durchgang stark aufgespielt. Ein Unentschieden wäre wohl mindestens verdient gewesen. Mit dem Rasenkünstler Felix und dem sehr laufstarken, aber alles andere als ökonomisch und strategisch sinnvoll agierenden Laurenz, rückten zwei Langzeitverletzte ins Team auf. Zudem konnten die Trainer der F-Stars mit Ben eine der größten Gornauer Nachwuchshoffnungen aus dem Bambinijahrgang nach nächtelangen Verhandlungen ins Team transferieren, auch wenn dies allein schon mit der Auflaufprämie finanziell ans Rückgrat des Ensembles gehen wird. Schwere Zeiten erfordern große Taten. Sowades Taktik, der heute ohne Gillert auskommen musste, zeugte vom üblichen Stil: Alles oder Nichts, Harakiri und voll auf die Offensive setzen: Das magische Viereck mit Julian, Felix, Wilhelm (der heute sein rechtes Bein wieder hat im Bett liegen lassen) und Diego erarbeitete sich gute Chancen, nutze diese aber in keiner Situation wirklich effektiv aus. Nach der 2-0 Führung war die Möglichkeit zweifellos gegeben, diesen Vormittag angenehm und besinnlich ausklingen zu lassen. Das sollte Trainer und Fans aber nicht vergönnt sein. Julian schien vergessen zu haben, wo das gegnerische Tor stand – nun gut, die grünen Netze waren wirklich schwer angesichts der Gewächse dahinter zu erkennen. Diego zeigte sich aggressiv und Zweikampfstark als doch recht allein gelassene Sturmspitze, während Wilhelm seine Linksaußenposition als rechte Defensive interpretierte. Ganz ähnlich gestaltete das Laurenz, der als Verteidiger das offensive Mittelfeld für sich entdeckte und in der zweiten Halbzeit als Stürmer das defensive Mittelfeld ins Auge fasste. Auch Felix war überall und nirgendwo, seine Tore kamen durch rege Beteiligung der Gelenauer Füße zustande, in vielen starken Aktionen belohnte er sich leider nicht. Die Jungs waren heute die Philosophen des Feldes, Freidenker erster Güte, die jedwede Grenze der eigenen Beschränkung ablehnten, die 68er der Nachwuchsgermanen wenn man so will, Revolutionäre fußballerischen Denkens – es kommt schließlich immer auf die Interpretation der Variablen in ihrer Relation zum Allgemeinen und Besondern an, es sind die Fragen nach Wirklichkeiten und deren Referenzenrahmen, nach Wahrnehmungen und Realitäten der Dimensionen des Fußballspielens: Linksaußen, Rechtsaußen, defensiv, offensiv – alles doch schlussendlich relative Nichtigkeiten. Der Ball und dessen Örtlichkeit im Zeitpunkt des Augenblickes ist die Wahrheit auf dem Feld. Stehe ich dort, bin ich. Die philosophische Debatte ergänzten Ben und Elias mustergültig, auch deren eigenartige Laufwege negierten zwar jede Rationalität fußballerischer Expertise, waren aber letztlich so originell, dass sie und ihre Füße wiederum in gefährlichen Situationen immer wieder am richtigen Ort der Wahrheit zugegen waren. Positionsgetreu und gewohnt ressourcenbewusst organisierte der immer sicherer werdende Lauro des Spiel von hinten, auch wenn es mit der Lernfähigkeit der gesamten Abwehr ob der physikalischen Eigenschaften beim Kontakt eines mäßig aufgepumpten, ca. 300g schweren, leicht feuchten und ungefähr 5Grad Celsius kühlen Balles aus großer Höhe mit dem Kunstrasenboden (wir sind wieder bei Orten der Wahrheit!) überschaubar aussah. Ohne jeden Reibungskoeffizienten, Windgeschwindigkeiten oder die Rotation der Erdumdrehung einzubeziehen dürfte allen klar sein, dass Bälle gelegentlich springen können. Es ist auch nicht so, dass die substantielle Erfahrung eines Balles, der diese Bewegungsmuster in spezifischen, sich stark ähnelnden Situationen besitzen kann, den Jungs irgendwann einmal vorenthalten worden wäre, ganz im Gegenteil: Der Ball sprang oft und immer auf ganz erwartbarer Weise nach den Abschlägen des Gelenauer Keepers. Das Argument des Lernens aus Beobachtung bzw. Erfahrung hatte die philosophierende Truppe aber in ihrem theoriebasierten Diskurs für ungültig erklärt. Jedes Mal überraschend aufs Neue übersprang das Spielgerät nach dem besagten Kontakt am Ort der Wahrheit die gesamte Abwehrlinie, ein Gelenauer hielt den Fuß mehr ahnend und hoffend als tatsächlich könnend dazwischen – und schon rappelte es in der Germanenkiste. Auch Bengt, der eigentlich recht wenig zu tun hatte, tauchte gern unter dem Spielgerät umher. Scheinbar ließ auch er sich von der Physik noch nicht so recht überzeugen, wollte wirklich alle potentiellen Fehlerquellen des Experimentes ausschließen und den ersten Bodenkontakt nochmals genauer betrachten. Schließlich heißt Wissenschaftlichkeit nichts anderes als Überprüfbarkeit. Umso mehr, umso besser. Max „the cat“ unterstützte die Truppe dankenswerter Weise wieder sehr, auch wenn seine Kopfballstärke bei den kleinen Gegnern heute nicht ins Spiel geworfen wurde. Er wird seine Aktionen wieder bekommen.
Am Ende steht ein sicherlich nicht unverdientes 3-2 auf ungewohntem Boden beim Tabellenletzten auf der einen Seite. Drei wichtige Punkte, die Luft verschaffen. Auf der anderen Seite sollte man nicht die Tatsache außer Acht lassen, dass es erstens nur mit viel Glück und starker Kampfleistung möglich war und es eben ein junger Jahrgang war, gegen den die Stars aus Gornau aufliefen. Die Spiele in den kommenden Wochen werden nicht leichter, die Namen der Gegner größer. Motivierend für Mannschaft, Trainerstab, Fans und Vereinsvorstand wird dieser Sieg gewesen sein, vielleicht lassen sich damit nochmal Kräfte für den Saisonendspurt freisetzen.
Insgesamt haben das die Nachwuchsstars der Germaniastädter nicht schlecht gemacht am vergangenen Samstag gegen die hoch dekorierte Auswahl von Tanne Thalheim. Am Ende stand eine 2-10 Niederlage zu Buche, auch wenn man nicht so recht versteht warum die Germanen im heimischen Hexenkessel tatsächlich 10 Gegentore hinnehmen mussten. Das Ensemble aus Thalheim war zweifelsohne ein starker Gegner, aber keinesfalls so drückend überlegen, wie dies in den vergangenen Spielen der Fall gewesen war. Diesmal haben die F Stars aus Gornau mitgehalten, waren frisch und aggressiv im Spiel und erarbeiteten sich ihre Chancen, kontrollierten gar phasenweise das Spielgeschehen. Am Ende schenkte die unerfahrene Truppe sich 7 der 10 Gegentore praktisch selbst ein und glänzte durch katastrophale Fehler in der Defensive.
Das Trainerduo Gillert-Sowade hat momentan nichts mehr zu verlieren. Obwohl die Presse sich über die Suspendierung der Coaches einig war, üben sich die Vereinsverantwortlichen an der Freibadarena momentan in Geduld. Sportvorstand Arnold hat überraschenderweise in der Pressekonferenz im Vorfeld des Spiels gegen Thalheim die Jobgarantie bis Saisonende für die angeschlagenen Trainer ausgesprochen. Man scheint im Verein voll hinter dem Team zu stehen. Ein gewagtes Manöver angesichts der derzeitigen Lage in der sich die Mannschaft befindet. Damit steckt so mancher des Vereins seinen Kopf mit in die umhin schon eng gezogene Schlinge, die die Trainerhälse ziert. Man darf gespannt sein, ob das gut gehen wird was in Gornau gerade vor sich geht.
Nach der katastrophalen Niederlage gegen Krumhermersdorf in der vorigen Woche ging es einzig und allein darum Reaktion zu zeigen. Die Videoanalyse des Spiels beschäftigte die Trainer ganze drei Tage lang, schließlich mussten in 40 Minuten Spielzeit hunderte Situationen ausgewertet werden. Selbst die ZDF Experten lehnten es ab ihre Analysetools zur Verfügung zu stellen, waren doch die HighEnd-PCs damit überfordert. Die Ausgangslage war entsprechend ungünstig, die Mannschaft umhin unruhig, hatte sie doch in den letzten Wochen nur wenig Selbstvertrauen tanken können. Eine Mammutaufgabe für die Trainer und den Psychologenstab. Sowade und Gillert hatten aber die richtigen Mittel gefunden, nimmt man die couragierte Leistung an diesem rauen und feuchten Samstagvormittag als Maßstab. Eine taktisch neue Konzeption brachte Frische ins Team. Alles nach vorn war die Devise, vier offensiven standen zwei defensive Spieler gegenüber. Pressing, Pressing, Pressing. Dazu war der Rasen nass und das sonst so einschüchternde Ein-Ballkontakt-Tikki-Takka musste umfunktioniert werden. Nach vorne das Ei und dann mal sehen. Bengt agierte gewohnt solide im Tor, auch wenn er sich an der einen oder anderen Stelle gedanklich vom Rasen verabschiedete und seine sonst so gefürchteten Hochschüsse ein mildes Format erhielten. Diego und Lauro kontrollierten das Spielgeschehen aus der Defensive phasenweise recht solide. Wahrend Diego allerdings äußerst konsequent den Luftlochkönig suchte und damit praktisch vier Gegentore mustergültig vorbereitete, organisierte Lauro in stoischer Ruhe und professioneller Gelassenheit die Bälle in Bengts Hände. Den Laden organisieren, das hat er drauf wie die Maldinis und Helmers der früheren Jahre. Auch Wilhelm hatte die Frühlingsgefühle angesichts der Damen von Krumhermersdorf offenbar wieder im Griff und zeigte als Linksaußen eine starke Leistung, auch wenn ihm diesmal offenbar das bahnbrechende Gefühl des Torschusses Sorgen bereitete. Den weit über die regionalen Grenzen hinaus gefürchteten linken Hammer packte er trotz mehrfacher Gelegenheit nicht aus. Er wollte wohl die Netze schonen. Die Offensive ergänzte Karim, der an diesem Vormittag allerdings das gemeinhin vakante Schiedsrichteramt an sich zog und Bälle sowie Seitenlinien an Stellen zu erkennen glaubte, an denen diese sonst keiner in der Lage wahrzunehmen war. Die drei stärksten im Gornauer Ensemble waren Max, Julian und Euron. Julian, betraut als Geheimagent im Spiel mit Sonderaufgaben in der Manndeckung auf der Außenbahn, rieb sich am stärksten Gegenspieler auf und konnte gefühlte 100% der Zweikämpfe gewinnen. Aus der Zweikampfstärke entwickelte er – genauso wie Euron – starke Akzente in der Offensive. Vor lauter Liebe zum Ball haben beide aber das gegnerische Tor aus den Augen verloren. Die Dribblings brachten allerdings gute Werte in der B-Note. Die Aktionen ergänzten die eigentlichen Abwehrrecken Max und in der zweiten Halbzeit Diego, die durch starkes Pressing die Thalheimer zu Fehlern schon in der eigenen Hälfte zwangen und sich beide mit jeweils einem Tor für ihre aufopferungsvolle Laufarbeit belohnten. Max beamte sich vor dem Torschuss praktisch durch vier Gegner hindurch und lupfte die Kugel geschickt in den Winkel. Auch Diegos Tor dürfte gewissermaßen keine Planhaftigkeit zugrunde liegen: Ich hätte wahrscheinlich meinen Knöchel vom Platz sortieren dürfen bei einer solchen Fußhaltung. Die taktische Finte, diese beiden Dauerläufer in die Sturmspitze zu schicken, sicherte frühe Ballgewinne und zahlreiche Chancen – die muss man allerdings verwerten. Max „the cat“ wurde zur Überraschung aller Beteiligten nicht als Tormann ins Spiel entlassen, sondern sollte mit seiner Kopfballstärke und körperlichen Präsenz die gefährlichen Standartsituationen der Gegner in kontrollierbare Bahnen lenken und die Lufthoheit der Defensive sichern. Die Trainer hatten aber offenbar die Körpergröße mal wieder überschätzt. Tom zeigte sich wieder ambitioniert, aber wie das Kopfballungeheuer Max praktisch resistent gegen die Trainerstimmen. Sind die beiden einmal auf dem Feld, verfallen sie dem Zauber des Spielens und sind praktisch nicht mehr erreichbar. Man wird ihnen zukünftig Handys mitgeben oder über Megafone nachdenken müssen.
Was bleibt übrig? Kein schlechtes Spiel, auch die Umstellungen haben gefruchtet, psychisch ist die Mannschaft gut in Schuss, der Einsatz stimmt. Seit langem waren viele Offensivaktionen zu sehen, andächtige Kombinationen – auch wenn Vater Zufall mithalf – waren ebenfalls vernehmbar. Die Trainer wirkten nach den schmerzlichen Stunden der Vorwochen gefasst. Und trotzdem: Die Germaniastädter lassen vorne die Effizienz in der Chancenverwertung vermissen und helfen in grober Fahrlässigkeit hinten ordentlich mit die Bälle aus dem eigenen Netz holen zu dürfen. Obwohl die Thalheimer phasenweise regelrecht in der eigenen Hälfte eingeschnürt waren, folgte mit jedem Konter ein Rückschlag für die Nachwuchsgermanen. Meist träumte einer und individuelle Fehler waren die Konsequenz. Am Ende steht ein 10-2, das weitaus deutlicher aussieht, als es das Spielgeschehen auf dem Feld tatsächlich vermuten ließ. Das sind die Baustellen, die Gillert und Sowade angehen müssen. Kommenden Mittwochabend kommt mit Thum-Herold einer der Titelaspiranten und Champions League-Anwärter in die Arena am Freibad. Die Karten sind selbst auf dem Schwarzmarkt in und um Gornau vergriffen – das wird wohl das schwerste Spiel in dieser Saison werden. Überraschungen sollte man nicht erwarten, aber kampflos wollen die Germaniastädter die Punkte sicherlich auch nicht übergeben.
Wie soll man jemals eine 16-0 Niederlage verarbeiten? Die F-Stars der Germanen haben sich am Samstag in der legendären Zschopauer „Sandgrube“ die höchste Niederlage der Saison gegen die Auswahl der Krumhermersdorfer F-Junioren eingehandelt. An jenem Ort, wo es früher die große sächsische Fußballkunst zu bestaunen gab und Trainer Gillert in jungen Jahren seine spätere Profikarriere vorbereitete, steuerten die Nachwuchskicker der Germaniastädter an diesem sommerlichen Samstagvormittag allerdings nichts bei, das positiv ins kollektive Gedächtnis der Germanen eingehen wird. 16-0 – ein reines Desaster. Der Lichtblick dabei: Die Jungs haben zweifelsohne durchgehend geackert und ihr Bestes gegeben. Leider hat es aber am Ende in 40 Minuten für nicht eine Torchance gereicht. Die Brücken in Zschopau sind nicht so hoch, als dass man sich um die Trainer sorgen müsste – aber die Enttäuschung und Ratlosigkeit nach dem Spiel war enorm.
Die Ausgangsbedingungen für das Trainergespann Sowade-Gillert waren nach der katastrophalen Vorstellung der Vorwoche auf dem heimischen Schachbrett gegen Oelsnitz denkbar ungünstig: Die Medien spekulierten über Rücktritte, täglich wurden Gerüchte der Suspendierung lanciert und Sportvorstand Arnold hielt sich mit konkreten Aussagen lange bedeckt und war auch heute nicht zu erreichen. Zu allem Überfluss konnte Sportdirektor Gillert aus den Verhandlungen in Spanien keine positiven Nachrichten in den Verein tragen. Internationale Stars sind momentan kaum zu verpflichten, die Gehaltsvorstellungen werden in Gornau nicht bezahlt werden können. Jede Trainingseinheit stand unter skeptischer Beobachtung, erreichen die Trainer ihr Team noch? Ist der Kader breit genug für die gesamte Saison aufgestellt? Stimmt die Qualität? Momentan steht alles auf dem Prüfstand im Hause der Germania. Den Trainern sowie Verantwortlichen gehen langsam die Argumente aus.
Dabei kann man der Truppe und der an den Tag gelegten Mentalität wenig vorwerfen: Es wurde geackert und gekämpft, einer arbeitete für den anderen und jeder gab sein Bestes. Gereicht hat das nicht und die Gastgeber aus Krumhermersdorf haben zweifellos zu recht so deutlich gewonnen. Spielstärke, Cleverness und eine bemerkenswerte gedankliche Überlegenheit in diesem jungen Alter haben den Germaniastädtern deutlich die Grenzen aufgezeigt. Bengt wurde adlig geschossen, hielt was möglich war und zeigte sich ausgesprochen konzentriert. Auch die Offensivabteilung spielte Fußball und ging lange Wege, hatte aber in keinem Moment irgendeinen Zugriff auf das Spiel erlangen können. Euron und Julian beschäftigen sich diesmal weniger mit den diplomatischen Gepflogenheiten, sondern ackerten für gute Aktionen. Dennoch dürften beide noch in den kommenden Wochen von den langen Schritten der Gegenspieler träumen. Lauro bestätigte seine aufsteigende Form, hatte aber zwischendurch Momente der Entspannung reserviert, prinzipiell auch recht vernünftig bei der Hitze. Vielleicht täuschte das aber auch, weil das Tempo und die Reaktion der Gegner bei Ballverlusten so beeindruckend hoch waren. Alle drei ackerten, eine Chance war ihnen leider nicht vergönnt. Die Abwehr bewegte sich an jenem Tag heftig an der Schwelle zum Burn-Out: Dauerbeschuss und kaum Entlastung forderten früh ihren Tribut in den Beinen der gesamten Truppe, wenngleich es der Defensive genauso wenig am Willen und Einsatz in keiner Sekunde fehlte. Die Konstellation war auch nicht einfach an diesem schönen Frühlingsmorgen am Rande der himmlisch säuselnden Zschopau, die ihre sanft gewundenen Bahnen vor der malerischen Felsenkulisse durchs Tal der ehemaligen Kreisstadt zog: Max und Diego waren förmlich verzaubert und leicht eingeschüchtert von den etwas größeren Damen in den gegnerischen Reihen, die auf den von Rosen gesäumten Rasen bei lieblichem Vogelgsang zum Tanz baten. Beide Verteidiger der Germanen hatten ihre guten Manieren aber Gott sei Dank nicht vergessen – anstatt der Türen wurden vorzüglich die Räume geöffnet und freies Geleit versprochen, freilich mit besonderem Augenmerk darauf auch ja genügend Abstand zu halten und der Persönlichkeitszone der Angebeteten nicht zu nahe zu kommen. Notfalls schirmte man die weiblichen Wesen auch gar zärtlich vor den eigenen Mitspielern ab, dass ja keiner den Ball klaut und das wohlverdiente Tor abspenstig macht. Auch wenn Bengt die Sache sicher nicht so lustig gefunden haben dürfte: Die Charmeure haben den Knigge wahrlich verstanden, alle Achtung!
Im gewissermaßen „zuvorkommenden Fairplay“ – quasi die Steigerung des schnöden reinen Fairplays – dürften die Germaniastädter dieses Jahr den Pokal holen. Titel ist Titel! Auch Wilhelm hatte sich ganz fest vorgenommen der Damenwelt in keinster Weise den Anlass einer Änderung der positiven Grundstimmung zu liefern und den Tisch zum Date fröhlich bereitet. Leider getraute er sich nicht näher an die Verabredung heran. Raumdeckung ist sowieso das Maß aller Dinge. Mann – ach nein, Frau, danke es ihm sehr herzlich mit lieblichem Augenzwinkern und fünf Toren. Die Damen verzauberten die Stars der Nachwuchsgermanen und schossen dadurch so ziemlich alle Tore – man wird die Politik des asketischen Fußballerdaseins in Gornau für die Zukunft ernsthaft überdenken müssen, besonders jetzt im Frühling. Krumhermersdorf hat das geschickt eingefädelt. Offenbar einigte sich der sonst so unruhige Trainerstab den Zukunftsplanungen seiner Schützlinge nicht im Weg zu stehen. Und trotzdem waren dies schwere, schwere Stunden der Verzweiflung und Ratlosigkeit. Man mochte fast Mitleid entwickeln. Die Jüngsten auf dem Feld, Elias und Tom, waren auch heute wieder mit Herz und Seele dabei, auch wenn ihnen offenbar weniger aufgrund der Damen – die hatten ihre festen Verabredungen und nur Augen für Max, Wilhelm und Diego – sondern aufgrund des schnellen Spieles der Kopf verdreht wurde. Der Einsatz stimmte!
Es ist eine paradoxe Lage, zeigte die Truppe doch durchweg starken Einsatz und kann sich deshalb wenig vorwerfen lassen und dennoch war diese Niederlage zweifellos verdient. Die Erklärung des „Unvermögens“ wird das Dilemma der Germanen aber nicht verbessern und damit ist sich nur sehr schwer abzufinden: Die Trainer werden sich und ihr Handeln hinterfragen, die Verantwortlichen gezielt auf Damennachwuchssuche gehen müssen. Ob Sowade und Gillert kommende Woche noch an der Linie stehen, wird der Vorstand entscheiden – der Druck wird nicht geringer. Fans und Umfeld erwarten Reaktionen. Die Spieler standen schon unter Beschuss, wurde der Bus vor der Heimfahrt von den Ultras der Germanen blockiert. Noch steht der Kern der Fans – die heute ihre eigene Tribüne mitbrachten – hinter dem Team. Die Zeiten sind aber unruhig. Mit dieser Niederlage haben die Germaniastädter keinen Tabellenplatz eingebüßt, nach oben fehlen aber mittlerweile sechs Punkte. Es ist – Phrasen lassen sich nicht vermeiden – nun noch enger geworden. Nur Punkte zählen kommende Woche in der heimischen Arena gegen Thalheim.
Aus der Traum von Europa. Das war eine Blamage auf ganzer Linie zum Rückrundenauftakt in der Gornauer Kunstrasenarena am Freibad. Gegen die Tabellennachbarn aus Oelsnitz gab es für die F-Junioren der Germaniastädter am Samstag eine klare 0-7 Klatsche – damit hat sich vorerst jede Ambition auf die Europaleauge-Plätze in Luft aufgelöst und die Abstiegsränge sind plötzlich auch ohne Fernglas gefährlich nah am Tabellenhorizont zu sehen. Gleich vornweg: Diese Niederlage war ohne jede Diskussion verdient und es dürfte eine Leistung für sich gewesen sein, selbst auf dem schachbrettgroßen Kunstrasengeläuf am Jahnweg kein Tor zu erzielen. Immerhin sind die Tore auf diesem Spielfeld fast breiter als der eigentliche Platz. Bis in die Abendstunden versuchten die Gornauer Verantwortlichen im internen Vereinsarchiv ein Ergebnis – und sei es das eines Trainingsspiels zwischen U 20 und Ü 80 – zu finden, in dem eine Mannschaft auf diesem Spielfeld zu null geschlagen wurde. Wohl vergeblich. Die Presse wird das Ensemble morgen wohl in Grund und Boden schreiben. Es waren und werden schwere Stunden.
Das Trainergespann Sowade-Gillert hatte sich große Pläne für die Rückrunde parat gelegt, die allerdings schon jetzt überdacht werden müssen. Fünf knallharte (oder offenbar doch nicht ausreichende) Trainingswochen sollte die Nachwuchsstars aus Gornau auf die kommenden Aufgaben in der Liga vorbereiten. Gillert, der nach seiner Beförderung als Sportdirektor gegenwärtig im spanischen Ausland, Vertragsverhandlungen mit den großen europäischen Nachwuchshoffnungen zu führen hat, konnte leider an diesem Samstag nicht die Linie verschönern. Sowade zeigte sich gesundheitlich angeschlagen: So wurde sich zur Unterstützung der Trainerkollege und alte Torwarthaudegen Tröger ins Boot geholt. Eine Bereicherung und große Hilfe – auch an dieser Stelle nochmal: Danke Jens! Es ist nebenbei bemerkt keine Selbstverständlichkeit gerade in ehrenamtlichen Tätigkeiten, wie sich die Nachwuchsabteilung in Gornau über alle Altersklassen hinweg spontan unterstützt, wenn es mal eng wird.
Das Spiel war in drei Minuten entschieden. Man würde es gern auf den Schiedsrichter schieben, wenn denn einer dagewesen wäre. Vier Gegentore innerhalb kürzester Zeit, Angst, unerklärliche Aussetzer von ganz vorn bis ganz hinten und eine unglaubliche Abneigung gegen den Ball sorgten dafür, dass der schöne, idyllisch sich in den goldenen Sonnenstrahlen des nahenden Frühlings entwickelnde Vormittag, zum Fiasko für Fans und Verantwortliche der Germanen reüssieren sollte. Dabei waren die Voraussetzungen auch neben dem Wetter im Erzgebirge gut an diesem Tag: Fünf Wechselspieler, alle fit, Heimspiel und volle Hütte am Jahnweg. Erst nach dem klaren Rückstand konnten sich die Germaniastädter Chancen erarbeiten und waren zumindest etwas stabiler im kompletten Mannschaftsverbund. Die zweite Halbzeit machte – trotz der drei Gegentore – wenigstens phasenweise den Eindruck, dass sich einige der Jungs der Sinnhaftigkeit ihrer Anwesenheit an diesem Vormittag doch nochmal bewusst machten. Die Offensivabteilung hatte zwar noch in der Erwärmung die Tornetze ins benachbarte Badgelände geschossen, im Spiel bekamen die Torabschlüsse dann jedoch den Charakter von zärtlichen Rückgaben. Bei unserem Keeper der ersten Halbzeit, Max – heute auch fahrig und ungewohnt ängstlich, von „the cat“ diesmal nichts zu sehen –, hätte man eine derartige Zärtlichkeit noch verstanden, will man das sanfte kleine Wesen ja nicht durch zu harte Schüsse aus dem Feld katapultieren. Hinzu kamen Fehler, die selten so gehäuft in einem Spiel zu finden sind: Drei Gegentore nach Fehlpässe in den Fuß des Gegners direkt nach dem Anstoß widerlegen jedes Argument, man könne aus Erfahrung lernen. Während sich Julian zwei Halbzeiten lang mit den physikalischen Eigenschaften des Kunstrasens beschäftigte und dessen Rutschfestigkeit mit wissenschaftlicher Exaktheit prüfte und sich Euron sowie Felix den ausführlichen diplomatischen Geschäften mit den jeweiligen Gegenspielern hingaben, verpasste die Offensive jeden Zugriff aufs Spiel zu finden, auch die Wege zurück haben durchweg gefehlt. Das bestraft der kleine Platz sofort. Dazu kamen Luftlöcher an allen Ecken und Enden (und davon hat der kleine Platz sehr viele), Fehlpässe im eigenen Strafraum und Unkonzentriertheiten in allen Mannschaftsteilen, wenn es entscheidende Situationen zu meistern galt. Die Abwehr stand dagegen phasenweise recht sicher. Max war gewohnt flink und solide in der Manndeckung, Laurenz agierte sehr laufstark und durchsetzungswillig und Diego stand trotz permanenter Rundumverwirrung im Bereich der Deckungsarbeit immer wieder am richtigen Ort. Bezeichnenderweise war es heute die zweite Garde, die sich leistungsstark, gedanklich frischer und vor allem im Pressing auf den Ball weitaus aktiver zeigte, als die Leistungsträger dies taten. Lauro – läuferisch üblicherweise stets auf die Work-Life Balance bedacht – gewann gefühlte 100% seiner Zweikämpfe und warf sich beeindruckend ins Spiel. Bengt flog gewohnt zwischen Genie und Wahnsinn oszillierend durch den Strafraum und hielt mit des Fußballgottes Hilfe und dem Torgestänge das, was zu halten war. Die jüngsten im Team, Tom und besonders Wilhelm und Elias, zeigten vorbildlichen Einsatz, auch wenn es am Ball noch viel zu arbeiten gibt: Biss, die Bereitschaft in die Zweikämpfe zu gehen und Druck auf den Ballführenden ohne jeden Kompromiss auszuüben. Dazu kommen die kleinen Erfolge: Der linksfuß Wilhelm hat endlich sein rechtes Bein als optionales Einsatzwerkzeug für das Fußballspielen entdeckt. Bemerkenswert, dass gerade die Jungen diesen Geist des Einsatzes inhaliert haben und das auf dem Platz auch von sich konstant einfordern. Genau das fehlt den Germaniastädtern aber immer wieder und ist wohl die größte Herausforderung für das Trainergespann in den kommenden Wochen und Monaten. Oelsnitz war spielerisch nicht so überlegen, wie es etwa die Championsleagueaspiranten der Liga jedes Wochenende andächtig vorführen, sondern schlichtweg den Germanen im Willen und der Einsatzbereitschaft um einiges voraus. Dazu wird auf dem kleinen, technisch zu bespielenden Platz sofort sichtbar, wer träumt oder die Regenwürmer sucht, die im Kunstrasen auch morgen nicht zu finden sind – aus den Augen gelassene Gegenspieler sind sofort in Tornähe und sorgen für Gefahr. Diese Spiele gewinnt man nicht über technische Raffinesse, sondern schlicht und einfach über dem Willen und die Bereitschaft, bedingungsloses Pressing auf den Ball auszuüben. Nur wer das Spielgerät in seinen Reihen weiß, wird auch Tore schießen. Oelsnitz hat das alles verstanden, die Germaniastädter nicht.
Die kommenden Tage werden für Trubel am Jahnweg sorgen. Sportvorstand Arnold wird sich wie üblich erklären müssen, die Trainerstühle der F-Choaches werden von der Boulevardpresse zum Sanierungsfall erklärt werden. Bis zu den Abendstunden gab es kein Statement der Offiziellen. Der Vorstand hat zur Krisensitzung gerufen, die Trainerautos stehen noch in der Tiefgarage des Vereinshauptsitzes. Egal wer kommende Woche an der Linie steht: Es wird eine Reaktion der Mannschaft brauchen. Phrasen helfen nun nicht mehr weiter, Ergebnisse zählen: Die Germanen sind im Abstiegskampf und haben kommende Woche mit der Starauswahl vom FSV Zschopau/Krumhermersdorf einen Gegner, der die Championsleagueplätze fest im Visier hat. Es geht um wichtige Punkte und die Erwartungen sind hoch – das wird in den nächsten Tagen kein leichtes Alltagsgeschäft der F-Jugend in Gornau.
Gott sei Dank sind die Stars der Germaniastädter F-Jugend pünktlich zur Kaffeezeit aus ihrem Mittagsschläfchen erwacht, sonst hätte wohl so mancher der Jungs gar nicht gemerkt, dass der FSV Burkhardtsdorf zum geneigten Bälleschieben in der großartigen Eurofoam Arena geladen hatte – und auch der Gornauer Nachwuchs dort zumindest physisch anwesend war. Drei von vier Partien gänzlich verschlafen und tatsächlich trotzdem am Ende den dritten Platz von sechs Teams eingefahren, nahm die Reise ins Traumland letztlich ein versöhnliches Ende. Der dritte Platz und die Medaillen waren Balsam für die Trainerseelen und auch die Jungs dürften wohl glücklicher die ausverkaufte Halle verlassen haben, als dies zwischenzeitlich zu erahnen war: Denn mit zwei Niederlagen und zwei Siegen und einem Minustorverhältnis von 4-6 grenzt es an ein Wunder, dass die Talente am Ende des Mittags tatsächlich auf dem Treppchen standen.
Gewohnt stimmungsgeladen vom abermals die Ränge dominierenden Ostblock unterstützt – obwohl Teile der F-Jugend
Väter am Tag zuvor beim Gornauer Sponsorencup selbst das Leder streichelten und aktive Regeneration anstand –, wollten die Germaniastädter dieses Turnier vor großer Kulisse als freudige Zugabe
nach dem großen Erfolg der vergangenen Woche beim Krösus der Liga, dem FV Amtsberg, mitnehmen. Geladen wurde ausdrücklich der „junge“ Jahrgang mit Geburtsjahr 2009. Die Stars der Germanen mussten
dennoch mit voller Truppe anreisen, da die Finanzlage des Vereins große Transfers momentan einfach nicht zulässt und selbst eine Stadt international ersten Rangs wie Gornau nicht der Luxus
gegönnt scheint, zwei F-Jugenden getrennt nach Jahrgängen aufzubieten. Auch blieben die internationalen Topteams dem Turnier fern – insgesamt schien dieses Format für das Gornauer F-Jugend
Ensemble also große Perspektiven zu bieten. Entsprechend hoch war die Erwartungshaltung bei den Vereinsverantwortlichen, Medien und Trainern. Dass diese Vorteile schnell verpuffen sollten, wurde
allerdings recht früh deutlich: Ein geschickter Schachzug der Burkhardtsdorfer schien zu sein, das Zaubern auf dem Hallenboden zur besten Mittagsruhezeit an einem Sonntag anzusetzen. Der
Biorhythmus sämtlicher Germaniastädter war beim besten Willen nicht in der Lage, die sonst gewohnte allsonntägliche Tagesroutine vom Rouladenmenü bei Oma, über das genüssliche Schläfchen am
Mittag hin zum familiären Spaziergängchen umrahmt von der Kaffee-Kuchen Garnitur, auf eine irgendwie geartete sportliche Aktivität umzustellen. Der Jet-Lag, den die Stars an diesem Mittag im
sächsischen Burkhardsdorf auszubaden hatten, dauerte ganze drei Spiele an. Ich meine schon Schachpartien gesehen zu haben, in denen die Akteure mehr Bewegungsarbeit zu verrichten hatten, als dies
heute auf dem Hallengeläuf der Fall war. In einer Not-gegen-Elend Manier retteten die Germaniastädter gegen den jungen Jahrgang des BSV Gelenau einen 1-0 Auftaktsieg. Schon in Minute eins der
Partie begann das Trainergespann Sowade-Gillert mächtig zu schwitzen und das sollte bis zur letzten Turnierminute nicht mehr anders werden. Die Pulswerte waren seit längerer Zeit wieder einmal
bedrohlich hoch, dazu der Jet-Lag – nah dran an einem Herzinfarkt war die ganze Sache, möchte man im Rückblick meinen. Eine extra Versicherung für Trainer könnte möglicherweise eine Marktlücke
schließen und großes Potenzial für Versicherungsgesellschaften besitzen. Spielerisch bekamen die Talente jedenfalls nur wenig auf den geponerten Hallenboden: Die Offensive, wieder angeführt vom
Torschützenkönig des Turniers, Felix, bekam gegen die körperlich in jeder Beziehung unterlegenen Gelenauer kein Zugriff, die sonst sicher vorgetragenen Ballstafetten und traumhaften Spielzüge
waren auch mit dem „Razieehglas“ – wie es der Erzgebirger gern ausspricht – selbst für den größten Optimisten auf den Rängen weit und breit nicht zu sehen. Ganz ähnlich gestaltete sich die Partie
gegen Thalheim 2. Auch hier fehlte den Germanen jeder Zugriff auf die quirrligen und spielfreudigen Gegner, der Jet-Lag, das Sandmännchen und die Strapazen der langen Anreise schlugen
kompromisslos durch. Es wäre wahrlich nicht aufgefallen, wenn sich einfach einer aufs Feld gelegt hätte, vielleicht hingen die Bewegungsverweigerung und steifen Hüften aber auch schlicht an Omas
noch nicht verdauter Roulade. Grobe Fehler im Defensivverhalten gepaart mit unglücklichen Entscheidungen bei zahlreichen Gelegenheiten zum Torschuss und nicht zuletzt der ein oder andere
individuelle Aussetzer in allen Mannschaftsteilen sorgten dafür, dass das Team am Ende mit einem 1-2 vom Platz ziehen musste. Sowade und Gillert haderten mit allem, was in diesen beiden Spielen
passierte, die Turnübungen am Rad des Spielfeldes hatten jedenfalls mehr Bewegungsinhalt und kolorienverbrennenderes Potenzial, als die andächtig vorgetragene Zeremonie auf dem
Feld.
Es hatte etwas zutiefst ironisches, dass die Germaniastädter trotz der „glorreichen“ Leistung
in der Staffel auf Platz zwei standen und damit theoretisch noch um den ersten Platz mitspielen konnten, mehr oder weniger aber zu bewerten als Tagträumereien des Berichtschreibers bei den
Vorleistungen des Teams. Die Kabinenansprachen waren entsprechend deutlich, die Eurofoam-Arena bebte. „Make Gornau Great Again“ war die Devise – solche Phrasen reichen mittlerweile für die
Chefsessel nationaler Parlamente, dann wird das auch für die Gornauer Hallenpolitik in Burkhardtsdorf zweckdienlich sein. Der Appell an die Mannschaft zeigte zumindest erste Wirkung. Kein
geringerer als der Gastgeber selbst wartete im Halbfinale auf das sich langsam ausschlafende Ensemble: Trotz einer deutlichen 0-4 Schlappe war endlich Leben in der Hütte: Euron führte in der bis
dahin fast nicht sichtbaren Offensive den Nachweis, aus allen Lagen möglichst genau auf den gegnerischen Tormann zu schießen – es gelang ihm beeindruckend zielsicher. Julian hatte offenbar vor,
die Hallenwand selbst hinter dem Tor auszudribbeln, Torabschlüsse waren da noch überbewertet. Endlich waren aber nun Aktionen zu vernehmen und die Jungs gewannen Spielfreude und Sicherheit
zurück, ja vermochten zunehmend den Sandmann abzuschütteln. Max G. zeigte sich ungemein griffig in der Manndeckung und nahm bemerkenswert sicher den doch recht groß und erfahren wirkenden
gegnerischen Spielmacher aus dem Rennen. Auch die Nachtwächter, ach nein, es waren die Torhüter Max T. und das Körpergrößen-Upgrade Bengt kamen so langsam ins Spiel. Beide zeigten nun, was in
Ihnen steckt. Max „the cat“ wechselte die Taktik von Bälle-ins-Aus wünschen zum schlicht üblichen Verfahren eines Keepers: Paraden herausholen, gut dabei aussehen und nett lächeln, potentielle
Schwiegermütter wird es freuen. Die Niederlage war freilich hart, aber nicht unverdient. In Normalverfassung hätte man hier tatsächlich mehr holen können. Wie auch immer: Nun ausgeschlafen und
mit einer ersten Ahnung, was die Truppe wirklich aufs Parkett zaubern kann, ging es mal wieder um den dritten Platz. Das sind klar die bedrohlichsten Spiele: Alles oder Nichts, Treppchen oder
Flur, Edelmetall oder feuchter Händedruck – der Scheideweg zwischen handfestem Material oder dem sportlich-philosophischen Gut „dabei sein ist alles“ (das kann man sich aber eben nicht um
den Hals hängen…) Abermals gegen Thalheim 2 sollte es also zum Showdown für die Germaniastädter an diesem frühen Nachmittag kommen: Und prompt zeigten die Kicker, dass sie mit Leidenschaft
Fußball spielen können. Bengt parierte nun in hervorragendem Stellungsspiel betont lässig souverän alles das, was aufs Tor oder nur in die Nähe davon flog, Felix glänzte gar als Retter auf der
Linie. Auch Lauro koordinierte tiefenentspannt das Spiel von hinten und übernahm die Führungsrolle, in den vorigen Spielen musste man ihn noch lange suchen. Überlegte Angriffe, saubere, aber
nicht immer erfolgreiche Abschlüsse und Durchsetzungskraft waren nun vorhanden. Dazu war die Defensive stabil und robust: Die jungen und unerfahrenen im Feld, Elias und Wilhelm, übernahmen schon
in den vorigen Spielen tragende Aufgaben, Verantwortung für die Mannschaft und zeigten sich an diesem Tag besonders souverän in den Zweikämpfen – das lässt für die Zukunft großes hoffen und
machte Freude zu sehen, da beide immer selbstbewusster und energischer agieren. Zu erschöpft vom
Dauermaximalpuls, um noch Interviews zu geben, durften die Trainer am Ende zufrieden die Heimreise antreten – die Talente konnten doch noch abrufen, wozu sie fähig sind und durch ein starkes
Spiel das gesamte Turnier retten. Insgesamt stehen in dieser Hallensaison ein Einzug in die Kreismeisterschaftszwischenrunde, zwei unterschiedlich zu bewertende dritte Plätze und eine dunkle
Stunde zwischen Weihnachten und Neujahr mit dem letzten Platz zu Buche: Eine Statistik, die sich zumindest halbwegs sehen lassen kann. Die kommenden Wochen stehen ganz im Zeichen der Vorbereitung
auf die Rückrunde: Kondition, Kondition, Kondition. Meisterschaft und Championsleague-Qualifikation sind abgeschrieben, auch der DFB-Pokal ist erledigt. Es geht um Positionen im Mittelfeld,
vielleicht mit Sicht auf die Europaleague-Plätze – klare Ziele, die die gesamte Truppe weiterhin Woche für Woche fordern werden.
Tobias Sowade
Da hat es gerappelt auf dem Weißbacher Hallengeläuf. Die Nachwuchsgermanen der F-Jugend haben beim Budenzauber des gastgebenden FV Amtsberg – immerhin dem beeindruckenden Sieger der diesjährigen Hallenkreismeisterschaft und einem internationalen Schwergewicht der Szene – in einem hochkarätig besetzten Turnier den dritten Platz eingefahren und hätten wohl nicht unverdient auch im Finale stehen können. Mit einer durchweg starken Teamleistung, Einsatzbereitschaft, Leidenschaft und Spielfreude, konnten die Stars aus Gornau am Ende mit 13 zu 9 Toren für eine faustdicke Überraschung im Nachbarort sorgen und zeigen, welches Potenzial in diesem Team steckt.
In den vergangenen Turnieren strapazierten die Sowade-Gillert Schützlinge bekanntlich die Nerven des Trainerduos und glänzten in allem Anderen, nur nicht durch Tore, Punkte und Platzierungen. Die turbulenten letzten Wochen sorgten wenig für besinnliche Weihnachtstage. Dennoch hielten Sportvorstand Arnold und Verein kompromisslos am Trainergespann fest: „Sie erreichen die Mannschaft, machen gute tägliche Arbeit“, so die einem Mantra ähnelnden immer gleichen Phrasen, die den Journalisten aus dem Jahnweg entgegenschlugen. Die herbeigeredete Krisenstimmung wollte man im Verein nicht akzeptieren und bezog deutlich Stellung – in jenen Tagen alltäglicher, von Nervosität getragener Kurskorrekturen und ständigen Trainerwechseln im Profigeschäft eine Seltenheit. Noch müssen die Trainer nicht beim Arbeitsamt vorsprechen. Aussprachen mit der Mannschaft, klare Forderungen, das Drehen an einigen Stellschrauben und ein erfolgreiches Trainingslager in Dubai unter vollkommener Abschottung der Öffentlichkeit stellten die Weichen, pünktlich zum neuen Jahr einen Pokal nach Gornau zu entführen.
Obwohl die äußerlichen Bedingungen alles andere als günstig schienen, die zwei Kilometer entfernte Halle tatsächlich ohne Schneekettenmobil zu erreichen, traf das Starensemble angeführt von Gillerts heckangetriebenen Rasenmäher pünktlich im Ortskern von Weißbach ein. Ein Wunder, konnte man im Schneegestöber die Straßen tatsächlich maximal erahnen. Gewohnt lautstark zeigte sich der mit Skiern angereiste Ostblock, der ein Drittel der Hallenränge für sich reklamierte. Etwas müde, weil taktische Debatten bis weit in die Nacht hineinreichten, ging es in der extrem kleinen Halle an die Erwärmung. Sämtlichen Jahresetat kostete die Leihe der E-Jugend Stars Felix A. und Reni. Beide an diesem Tag in jeder Hinsicht eine enorme Verstärkung des Teams (die üppige sechsstellige Prämie und zusätzliche Fernsehgelder retten aber vermutlich die Haushaltsbilanz der F-Jugend; Anm. d. Red.). Wie seit jeher gewohnt, warteten starke Gegner: Neben dem Favoriten aus Amtsberg galt es sich gegen Thum-Herold/Gelenau 2 zu beweisen – Zweitplatzierter der Hallenkreismeisterschaft (!) – und dem unbekannten Team aus Heinrichsort/Rödlitz. Letztere starteten wahrscheinlich am vorigen Abend, um pünktlich dem Budenzauber in Amtsberg beizuwohnen. Die Taktik der Germanen war in der prominenten Besetzung klar, die Truppe heiß: Alles oder Nichts, ohne Netz und doppelten Boden. Des deutschen liebste Sicherheit hinten angestellt – Hauptsache mehr Buden vorn als hinten. Hallengalla, Halligalli, Real-Madrid-Style, Harakiri, ab geht die Post, das muss knallen in der Hütte und notfalls eben die wehenden Fahnen Untergangsgeschichte.
Gleich im ersten Spiel zeigten die Germaniastädter beim 0-0 gegen Thum-Herold/Gelenau 2, dass an diesem Tag mit den Stars aus Gornau zu rechnen sein wird. Gespielt wurde aufgrund der kleinen
Halle mit nur vier Feldspielern, eine sehr positive Erfahrung für die Germanen. Obwohl Chancen zum Sieg zur Genüge da waren, hätte man sich auch nicht über eine Niederlage beschweren dürfen – die
Gegner verliebten sich aber in den rechten Pfosten, der beim Torschuss immer wieder anvisiert und erstaunlicherweise beständig getroffen wurde. Wahrscheinlich wäre in dieser Partie wohl weit
mehr, besonders in Sachen Stabilität und Torgefahr möglich gewesen, wenn Sowades lang ausgefeiltes, hochkompliziertes Taktik-Rautensystem zugunsten eines herkömmlichen zwei-zweier Blocks in die
Aktenablage, Stichwort: „Zukunft“, gewandert wäre. Beim deutlichen 6-0 gegen den SV Heinrichsort/Röditz zeigten die Germaniastädter in jeder Sekunde des Spiels eine überragende Leistung. Nicht,
weil die Gegnerauswahl nichts entgegengesetzt hätte, sondern weil die Gornauer Talente aus einer kompakten und spielsicheren Defensive mit der an diesem Tag wiedermal bärenstark spielenden Reni
und dem Spielmacher Felix A. extrem ballsicher, spielfreudig und druckvoll Fußball spielten. Dazu setzten Julian, Euron und Felix E. energisch vorn an und erarbeiten sich dadurch zahlreiche
Torchancen, starke Dribblings und Ballstafetten waren zu sehen. Wilhelm und Lauro passten sich in die Leistung stark ein und das Team kann dankbar sein, diese Jungs dabei zu haben. Ein Fest auf
dem Tanzparkett in der verschneiten Weißbacher Halle, das in dieser Stunde zu erleben war, magische Momente – fast Zauberei, wie Ballett mit Ball. Bevor der Gornauer Teppich aber zu schweben
begann, galt es die vier Punkte weiter auszubauen: Der letzte Gruppengegner war die Elitetruppe aus Amtsberg. Individuell beeindruckend stark besetzt, international erfahren und unheimlich
effizient im Abschluss. Thum-Herold/Gelenau 2 hat immerhin sieben Tore gegen den Gastgeber kassiert. Mit einem tatsächlich weniger eindeutigen 5-2 mussten die Germaniastädter am Ende enttäuscht
vom Platz ziehen, obwohl sie sich nach einem 2-0 Rückstand zwischenzeitlich ein 2-2 erkämpfen konnten und sogar einen Neunmeter verschossen hatten. Die Auswahl des FV Amtsberg war dem Rande einer
Niederlage nahe, die Trainer ungewöhnlich nervös und aufgeregt – das kennt der geneigte Zuschauer eher vom Gornauer Gespann. Es waren am Ende trotz einer starken Leistung des Teams individuelle
Fehler, die die Sensation verhinderten – Tagtraumphasen mit Tribünenbeschauung der Offensivabteilung, gedankliche Schlafphasen bei Standartsituationen der Gegner, besonders fehlende
Deckungsarbeit in der Offensive und zögerliche Entscheidungen gepaart mit etwas Pech in umhin ungünstigen Momenten. Bezeichnenderweise flog die Dame des Teams, Reni, in diesem körperbetonten
Spiel weitaus mehr durch die Halle, als der gesamte Rest der (männlichen) Spieler. An dieser Stelle sei ein Lob vom stets neutralen Berichterstatter an die Amtsberger Truppe gerichtet, denn die
Talente der Nachbarn nutzten jede noch so kleine gedankliche Pause gnadenlos aggressiv, schnell, effizient und vor allem in den hinteren Reihen mit unglaublich Schussstärke und -präzision.
Top!
Mit vier Punkten und dem deutlich besseren Torverhältnis ging es nun in das zweite Halbfinale gegen die SG Fortuna Niederwürschnitz, seines Zeichens Teilnehmer der
Hallenkreismeisterschaftsendrunde. Es ist unerklärlich, warum die Germaniastädter dieses Spiel mit 2-3 verloren haben. Bis in diesem Moment findet sich auch nach langer Recherche kein Augenzeuge,
der sich an die drei Gegentore in diesem Spiel erinnern kann. Der Ball – mal wieder der geliebte nicht springende, aber immerhin rund aussehende und sich auch so ähnlich anfühlende Futsal, war
meines Wissens nach nicht einmal in der Gornauer Hälfte, was bei der Hallengröße theoretisch und praktisch fast unmöglich scheint. Der gegnerische Torwart wurde zur Legende geschossen, noch seine
Urenkel werden dieses Spiel staunend am Lagerfeuer der nächsten Generation weitergeben. Suspekt und ein Fall für die Kriminologie ist, wie es möglich war, dass die Stars aus Gornau den Ball
tatsächlich dreimal aus dem eigenen Netz fischen mussten. Der kränkelnde Bengt, inzwischen trotzdem den an diesem Tag starken Max aus dem Bambini Jahrgang im Tor ersetzend, zeigte eine souveräne
Leistung und fügte sich nahtlos ins Team ein. Der personelle Wechsel brachte nebenbei gleich 40 cm zusätzliche Körperhöhe und Schrittlänge mit sich. Ein bemerkenswertes Upgrade. Max hatte am
Mittag wichtigen Repräsentationsaufgaben als Einlaufkind beim Chemnitzer FC nachzukommen und reiste deshalb eher ab – ein wichtiger ideeller Beitrag der Nachwuchsgermanen, den benachbarten CFC
wirtschaftlich zu sanieren. Das Torwartmanagement war jedenfalls so beeindruckend, wie die spielerische Leistung der Gornauer Stars. Und trotzdem: Plötzlich standen die Kicker nur im Spiel um
Platz drei, obwohl das Finale verdient gewesen wäre. Dieses Mal forderte die zweite Vertretung des FV Amtsberg zum Tanz auf dem Parkett. Beeindruckend, wie der junge Jahrgang des Gastgebers sich
durch das Turnier kämpfte und die an diesem Tag nicht angetretenen Grünhainichener Nachwuchsstars spontan vertrat. Angeblich, so munkelte man auf den Rängen der Halle, habe man das Engeldorf mit
der Bergwacht unter dem Schnee gesucht und bisher noch immer nicht wiedergefunden – die wetterbedingte Absage also sehr verständlich. Trotz eines 0-1 Rückstandes und arg verschlafenen fünf
Minuten erkämpften die Germaniastädter gegen die Gastgeberauswahl am Ende ein verdientes 3-1 und damit den dritten Gesamtplatz.
Sportvorstand Arnold trat sichtlich zufrieden vor die Presse und sieht sich in seinem Kurs
bestätigt, die Trainerstühle zwar kippeln zu lassen, aber nicht umzuwerfen. Es war schön zu sehen, wie die Mannschaft sich spielerisch, aber in vielen Situationen auch kämpferisch, mit
Leidenschaft und Druck auf den Ball an diesem Tag gegen die internationale Klasse der durchweg großen Namen hiesiger Ligen stellte, sich immer wieder behaupten konnte und am Ende mit dem Pokal
belohnte. Es war auch bemerkenswert, wie alle gemeinsam, Fans, Trainer und besonders auch die Ersatzspieler mitfieberten und ihren Teil dazu beitrugen. Für die Kinder war das wichtig. Wohl
wissend, dass der Support der erfahrenen E-Jugendspieler eines der zentralen Elemente dieses dritten Platzes ist, lässt sich mit diesem Erfolg in das kommende Turnier am Sonntag in Burkhardtsdorf
gehen. Hier werden die Zuschauer in der legendären Eurofoam Arena personell und taktisch sicherlich eine andere Mannschaft als heute bestaunen können – auch das wird wieder eine neue
Herausforderung für alle Beteiligten und wir hoffen auf spannende Spiele, große Emotionen, wieder etwas mehr kuriose Situationen als heute und einen starken Ostblock im Rücken.
Bis dahin, Tobias Sowade
PS: Schon am Samstag werden beim Sponsorencup der Gornauer pünktlich nach dem Mittagsschläfchen ab 14:00 Uhr in der
Zschopauer Zauberbude einige Trainer des Germania-Nachwuchses ihr Können zeigen. Mal schauen, ob die außerordentlich klugen Ratschläge, Anweisungen und Taktikraffinessen, die der Personenkreis
gern im Stile universalgültiger Weisheiten den Kindern mit auf den Weg gibt, beim selbst anwenden Früchte trägt. Auch hier wird die Presse sehr genau beobachten, wie sich die Trainerabteilung
schlägt. Offensichtlich läuft schon seit Monaten ein geheimes Vorbereitungstraining – wir sind gespannt!
Das ist äußerst bemerkenswert schief gegangen und dürfte wohl für lange Zeit in vielerlei Hinsicht eine der bittersten Erfahrungen des noch jungen Trainergespanns der F-Jugend Germanen aus Gornau gewesen sein: Die Gruppenphase beim Budenzauber der Witzschdorfer Hallengala kurz vorm Jahreswechsel beendeten die Germaniastädter auf dem letzten Platz mit der Ausbeute eines mageren Pünktchens und ganzer zwei geschossener Tore bei siebzehn Gegentoren. Das Spiel um die goldene Ananas, die letzten Plätze elf und zwölf, verloren die Stars aus Gornau in einem kuriosen Spiel weder verdient, noch unverdient, mit 4-5 im Neunmeterschießen. Das war deprimierend für alle Beteiligten und wird mental lange nachwirken.
Schon das Weihnachtsfest fiel praktisch aus, bereiteten sich Sowade und Gillert doch wohlwissend dem, was auf sie zukommen sollte, gewohnt akribisch Tag und Nacht über die Feiertage auf die bevorstehende Hallengala im Zschopauer Berufsschulparkett vor. Schlaflose Nächte bereiteten Namen internationaler Nachwuchsschmieden höchsten Rangs: Ob der Chemnitzer FC, der Dresdener SC, die SG Handwerk Rabenstein oder Erzgebirge Aue, ob uns bekannte regionale Schwergewichte wie Drebach und Krumhermersdorf, ob von weit her eingeflogene Starauswahlen aus Freiberg, Frankenberg oder Neustadt – fast allesamt hoch bezahlte Truppen aus den Millionenmetropolen der sächsischen Welt, die den Germaniastädtern nicht nur auf dem Blatt Papier haushoch überlegen waren, sondern am Ende des Tages auch auf dem diesmal von Banden gerahmten Parkett deren eigener Trainingshalle in Zschopau. Von Anfang an war allen Verantwortlichen klar, dass es an diesem Tag nicht um Duelle auf Augenhöhe mit den Gegnern gehen konnte, sondern nur um das Sammeln von Erfahrung und guten Eindrücken. Insofern standen die Germanen – im Gegensatz zum gesamten restlichen Jahr – nicht im Mittelpunkt des medialen Interesses, Pressekonferenzen fanden im Schatten der großen Namen statt und auch Sportvorstand Arnold hielt in feierlicher Weihnachtsstimmung die Leine der Erwartung diesmal locker.
Vor einer beeindruckenden Kulisse im ausverkauften Homecastle, der Ostblock mit eigens einstudierter Choreografie wie immer lautstark dabei, durften die Nachwuchstalente aus Gornau den großen Namen der Szene gegenüberstehen und hatten letztlich nur in wenigen Momenten die Chance zu zeigen, was sie am Ball auf dem edlen Hallengeläuf können. Obwohl die 1-2 Niederlage im ersten Gruppenspiel gegen den BSC Freiberg nicht verdient war und die Youngster nicht nur mit einem völlig unsinnigen Gegentreffer in der letzten Minute, sondern auch mit dem Auslassen so mancher guten Chance sich selbst um mindestens einen verdienten Punkt gebracht haben, ging es in dieser Partie doch recht eng zu. Besonders die Offensivabteilung kam mit der Hallenbande und dem diesmal in Gewicht, Form und tatsächlich auch physikalischen Eigenschaften einem vernünftigen Fußball ähnelndem Spielgerät recht gut zurecht. Es gab in diesem, wie in den anderen Spielen, sehenswerte Aktionen, leider aber in der Summe deutlich zu wenig. Schon gegen den jungen Jahrgang (!) des CFC, einem der klaren Favoriten und späteren Bronzegewinner des Turniers, wurden der gesamten Germanentruppe deutlich die Grenzen aufgezeigt. Die Germaniastädter konnten sich praktisch nicht aus der eigenen Hälfte herauszaubern, wie die Fans in den letzten Wochen regelmäßig bestaunen durften. Die quirrlig-flinken, technisch bis hin zum mitspielenden Torwart überragend und körperlich ungemein robust agierenden Karl-Marx-Städter setzten die Germanen permanent unter Druck und hätten weit höher als 6-0 gewinnen müssen. Von den sonst so herrlich vorgetragenen und überall gefürchteten Kurzpassstafetten der Germanen war weit und breit nichts zu vernehmen. Bengt, der an diesem Tag zwischen Glanzparaden und gröbsten Patzern förmlich oszillierte, wurde in diesem Spiel genauso dem Dauerstresstest unterzogen, wie das Trainergespann an der Seitenlinie – die Banden waren in dieser schweren Stunde wahrliche Stützen der geschundenen Körper und Seelen. Die Defensivabteilung bekam keinerlei Chance auf Zugriff. Max, Diego, Elias, Karim und der an diesem Tag in Einsatz und besonders Horizontalkampflinienführung herausragende Lauro durften erfahren, wie auf internationalem Niveau Fußball gespielt wird. Die Offensivabteilung unter Ägide von Felix fand praktisch nicht statt – einzig ein grober Patzer der Chemnitzer im eigenen Strafraum sorgte für Gefahr: Aus fünf Metern verfehlten die Germaniastädter aber passend zum gesamt ängstlichen Auftritt des leere Tor. Fehlt das Glück, kommt auch noch Pech dazu, möchte man optimistisch meinen. Auch gegen das Ensemble aus Neustadt war mit einem 0-4 ebenso wenig zu holen, wie mit dem gleichen trostlosen Ergebnis gegen den späteren Turniersieger, dem Dresdner SC. Zumindest tauten in diesen Spielen die Stürmer der Germanen auf, Euron durch einen Anschlag des Balles auf das Gesicht mit anschließender Notversorgung sicher deutlich weniger behutsam, als Julian, der leider einige sehenswerte Einzelaktionen nicht in letzter Konsequenz abschließen konnte. Obwohl den Youngster aus Gornau abgesehen vom Spiel gegen den SSV Neustadt – darüber scheinen sämtliche Journalisten einig zu sein – wenig in Sachen Bereitschaft und Einsatz vorzuwerfen war, zeigten die Spiele aber die immer wieder fehlende körperliche Robustheit, den fehlenden Wille zum Ballgewinn und letztlich die nicht vorhandene gedankliche und physische Schnelligkeit gepaart mit einigen groben individuellen Fehlern, dazu kam freilich nicht selten eine Angst, gegen die schier übergroßen Namen zu spielen. Beeindruckend, wie andere Mannschaften in solch jungen Jahrgängen in hohem Tempo und mit extrem spielerischer Sicherheit den Nachwuchstalenten der Germanen den Kopf verdrehten, was kurioseste Szenen mit sich brachte: Bälle tanzten einige Male auf der eigenen Torlinie, ungeahnte Auswinkel- und Dehnungsfähigkeiten sämtlicher Gliedmaßen wurden diagnostiziert, so mancher eigentümliche Laufweg dürfte wohl ganz neue taktische Systeme hervorbringen und man hat die beruhigende Erkenntnis gewinnen können, dass auch die internationalen Topteams ausgesprochen zielgenau bei fünf Metern Fußballtorbreite genau jene 10cm einer Kinderbeinwadenbreite treffen, wenn nur genügend davon auf der Torlinie herumtanzen. Erst im letzten Gruppenspiel gegen den SV Barkas Frankenberg belohnten sich die Germanistädter mit dem Punkt, der mindestens hätte gegen Freiberg im ersten Spiel schon auf dem Konto stehen müssen. Ein stark und überzeugend erkämpftes 1-1 war in Anbetracht der auf beiden Seiten vergebenen Großchancen wohl gerecht. Trotz allem ging es im letzten Spiel um die goldene Ananas – Platz elf. In einem insgesamt zähen, sehr lethargischen Spiel gegen Olbernhau schenkten sich die Germanen ohne jede Not nicht nur praktisch zwei Gegentore durch kapitale Schnitzer selbst ein, sondern vermochten in der Offensive zahlreiche gelungene Aktionen nicht erfolgreich abzuschließen: Alles andere, als positive Vorzeichen für das nach dem 2-2 anstehende Neunmeterschießen, in dem den Youngster aus Gornau schlussendlich die Nerven zu sehr flatterten – nach einem 4-5 galt es ohne einzigen Sieg und nur mit einem 12. Platz die Heimreise anzutreten.
In der Analyse bleiben nach wie vor viele Fragen offen, die es zu klären gilt und bei denen voreilige Schlüsse wenig weiterhelfen: Die Germanen konnten sehen, wie weit man von der Spitzenklasse entfernt ist, aber eben auch, welch in allen Bereichen fulminante Art und Weise des Fußballspielens schon in der Altersklasse der F-Junioren möglich ist. Obwohl die Trainerstühle in Gornau mittlerweile mächtig in Schwingung geraten, wie es auch die Veranstalter der Hallengala mit einem süffisantem Lächeln eindrucksvoll gestikulierten, reagierte Sportvorstand Arnold doch sehr gelassen und sprach in einer kurzen Pressemitteilung von einer intensiven Auswertung und Nachbesprechung. Bisweilen ist unklar, ob das noch die Auswirkungen der heiter-glühweingetränkten Weihnachtsstimmung sind, oder es hinter den Kulissen doch gewaltig brodelt. Die kommenden zwei Wochen treten die F-Junioren der Germaniastädter das Vorbereitungstrainingslager in Dubai an und werden dann am 14.Januar beim Budenzauber in Amtsberg zu sehen sein – auch dort wird es wohl wieder internationale Spitzenteams hinlocken.
Allen Lesern einen guten Start ins Jahr 2017, vielen Dank für das positive Feedback auf die Berichte und bis bald!
Tobias Sowade
Die letzten vierzehn Tage beherrschte der Ausnahmezustand das Gornauer Sportforum. Die internationale Presse belagerte den Jahnweg und wusste jede noch so kleine Regung der F-Junioren Trainer Sowade und Gillert in den Sportfeuilletonseiten der Gazetten zu besprechen. Selbst beim zögerlichen rückwärts einparken der Trainer meinte so mancher Reporter erste Nervositäten vor den bevorstehenden Aufgaben in der Hallenkreismeisterschaft zu diagnostizieren. Ebenso vermochten die Enthüllungen der Football-Leaks Plattform über Steuersünder im hochbezahlten Profifußball der Berichterstattung aus dem kleinen sächsischen Ort keinerlei Konkurrenz zu bieten (Die Großverdiener der Germaniastädter scheinen nach noch unbestätigten Angaben zufolge nicht dem Kreis der für das Finanzamt interessanten Kollegen anzugehören; Anm. d. Red.).
Mit dem überraschenden und zugleich überragenden Einzug in die Zwischenrunde der Hallenkreismeisterschaft rückte das Starensemble der Gornauer F-Junioren in den Fokus der internationalen Medien – auch Scouts der großen europäischen Vereine waren nicht verlegen, die Geheimtrainings der letzten Wochen akribisch zu beobachten. Sportvorstand Arnold und die Verantwortlichen des Vereins kontrollierten die besondere Situation aber bemerkenswert entspannt. Pressekonferenzen und Interviews wurden den Trainern und Spielern untersagt, damit sich voll und ganz auf die Vorbereitung der Zwischenrunde der erzgebirgischen Hallenkreismeisterschaft konzentriert werden konnte.
Das junge Gespann Sowade-Gillert ging die Vorbereitung in höchster Professionalität und Unaufgeregtheit an und konnte vergangenen Samstag pünktlich zum dritten Advent mit voller Kapelle im Erzgebirgsblick, der überdachten Arena in Gelenau, anreisen. Als Unterstützung konnten die F-Junioren die an diesem Tag bärenstark aufspielende Reni verpflichten, die eigentlich ihre Brötchen im Staraufgebot der E-Junioren verdient. Im Sonderzug nach Gelenau geeilt, beehrte uns der gewohnt gut gelaunte Ostblock, diesmal mit auffällig hohem Anteil weiblicher Fans – auch das dürfte wohl eine Folge der internationalen Aufmerksamkeit sein, die dieses Team in den letzten Wochen auf sich zog. Die Videoanalysen der Gegner wurden akribisch ausgewertet: Die Germaniastädter sollten es mit sämtlichen Tabellenführern und Champions-League Aspiranten der internationalen Top-Ligen zu tun bekommen. Die Trainer schätzten die Situation an den Ansprüchen gemessen realistisch ein: Die Stars aus Gornau sollten einen guten Eindruck hinterlassen, die ein oder andere spielerische Raffinesse aufs Parkett zaubern und so manchem Ensemble das Spielen schwer machen. Da die zu bewältigenden Aufgaben enorm schwer waren, konnte die junge Truppe eigentlich nur gewinnen – und wenn es am Ende nur Erfahrung im internationalen Geschäft wäre. So sollte es schließlich auch kommen: 0 Punkte, 3-16 Tore und allerlei interessante, gefährliche und kuriose Situationen waren die Ausbeute an diesem Samstagmorgen im für diese Jahreszeit ungewöhnlich warmen Erzgebirge. Phasenweise bot die Überraschungstruppe der Vorrunde einigen großen Namen lange Paroli, brachte sich aber in einer Mischung aus eigenem Unvermögen, falschen Entscheidungen, dem schlichten fehlen der körperlichen Kompaktheit und Unkonzentriertheiten – vor allem Letzteres wird auf diesem internationalen Topniveau bekanntlich sofort bestraft – um den Lohn der eigenen Arbeit. Insgesamt konnten die Germaniastädter am Ende wohl zu großen Teilen nicht unzufrieden nach Hause gehen, auch wenn objektiv betrachtet in der ein oder anderen Situation sichtlich mehr möglich gewesen wäre. Bei der 0-3 Niederlage gegen Mildenau, einem der Schwergewichte der Szene, hielten die Youngster aus Gornau lange Zeit gut mit, ließen aber die Kompaktheit der vergangenen Wochen vor allem im Defensivverbund vermissen: Ob Max, Diego, Nicos oder Wilhelm, der sich heute in einigen Szenen auch stark in der Offensive zeigen sollte – Es fehlte das Quäntchen Stabilität und Zweikampfstärke, das in der Vorrunde noch abgerufen werden konnte. Nur die kurzerhand verpflichtete Reni zeigte sich in allen Spielen bemerkenswert robust und klar in ihren spielerischen Aktionen, die auch in der Offensive Akzente setzen konnten. Selbst der in den letzten Wochen sehr solide Rückhalt Bengt bekam heute die gnadenlose Effektivität und spielerischen Qualitäten der internationalen Topteams zu spüren und überlegte in mancher Situation zu lange. Gedanklich frappierende Löcher zeigten sich auch in allen Mannschaftsteilen gegen den Grünhainichener BC, einer ausgesprochen spielstarken und effektiven Truppe aus dem Engeldorf. Obwohl die dribbelstarke Offensivabteilung unter der Führung von Felix bis ins letzte Drittel starke Ballstaffetten herausarbeitete, kamen Julian, Euron und Elias – Letzterer krönte in vielen gelungenen Aktionen heute seine gute sportliche Entwicklung der letzten Monate – leider viel zu selten zum Torabschluss. Die 0-2 Niederlage nach langem 0-1 Rückstand, bei dem der Ausgleich mindestens in der Luft lag, war ebenso so überflüssig, wie das anschließende 2-6 gegen die Spielgemeinschaft Thum-Herold/Gelenau 2. Hier führten die Germaniastädter verdient gar 2-1, bekamen aber wohl Angst vor der eigenen Stärke und verloren in nicht einmal vier Minuten komplett den Faden: Obwohl sich das Staraufgebot aus Gornauer durchaus einig darüber zu sein schien, dass im Fußball prinzipiell zumindest mit einer (von mir aus auch nur randläufigen) Beachtung des Spielgerätes Erfolge möglich sind, führte die Truppe diese Übereinkunft aller Beteiligten des Spielgeschehens ad absurdum. Es schien fast so, als ob das Ausweichen und Davonrennen vor dem (potenziell in seiner Struktur mal wieder mit knochenbrechendem Potenzial versehenem) Futsal (wir nannten es früher Fußball) eine neue Modeerscheinung beschreibt. Vielleicht ist dieser Erklärungsansatz aber auch zu philosophisch gedacht und die Trainer sollten es nur als vorpubertäres Austesten der Geduldsgrenzen verstehen. Dazu waren die Junioren gedanklich teils gänzlich abwesend – wahrscheinlich hatte der ein oder andere noch damit zu tun, den Wunschzettel für den nahenden Weihnachtsmann zu reflektieren. Das Angebot auf dem Spielzeugmarkt erfordert ziemliches geistiges Beisammensein, will man nichts vergessen. Wie auch immer, in diesem Spiel wäre Zählbares möglich gewesen, hätten wir nicht jedes Ordnungsprinzip und sämtliche Übereinkünfte des Fußballspielens über Bord geworfen. Das Trainergespann nahm die Entwicklung bisher – im Gegensatz zur Vorrunde, in der sich Sowade und Gillert permanent in gesundheitsgefährdenden Situationen wiederfanden – noch gelassen, zumindest nach außen hin, fast stoisch mochte man meinen. Wahrscheinlich verordnete der Teamarzt vor dem Turnier Beruhigungspillen. Doch die folgende Kabinenansprache von Gillert – da lehne ich mich nicht zu weit aus dem Fenster – wird zur Legende werden. Eine Mischung aus Wutrede, Motivationspamphlet und Manifest auf das Fußballspiel im Allgemeinen und Besonderem hallte durch die Arena und dürfte auch in den Nachbarorten die Schwibbögen von der Fensterbank gerüttelt haben. Man munkelte hinter Vorgehaltener Hand und in den dunkelsten Ecken auf den Gängen später gar, der DFB wolle Gillert in seiner beharrlichen Überzeugungskraft und scharfen Analyse unter seiner Ägide für das Bundespräsidentenamt nominieren – die Steinmeiers dieser Welt können sich warm anziehen und werden „mindestens irritiert“ sein. Das letzte Spiel gegen die körperlich immens präsenten Krumhermersdorfer, dem verdienten Gewinner dieser Zwischenrunde, konnten die Germaniastädter mit einem 1-5 wenig entgegensetzen. Auch wenn das Gewinnerteam eine bemerkenswert eigentümliche Spitzeschusstechnik entwickelt hatte und damit das Spielgerät als einzige Mannschaft weiter als fünf Meter in der Lage zu befördern war – und nebenbei sogar so manchen Schuss unter die Latte knallte – überzeugten diese vor allem mit einer außerordentlichen Zweikampfstärke. Besonders das fehlte den Stars aus Gornau an diesem Tag – nur mit Schnickerei ist im internationalen Business nichts zu holen.
Die Mannschaft und Trainer haben Erfahrung gesammelt, werden die richtigen Schlüsse in der Analyse ziehen und weitere Entwicklungsschritte gehen. Es ist toll zu sehen, wie sich die Mannschaft als Team präsentiert und auch gegen die großen Namen der Szene viele gute Aktionen zeigt, ja bisweilen ab und an mithalten kann. Morgen wird Sportvorstand Arnold beim Trabant-Doppelpass im Rathaus-Hotel Gornau der geballten TV-Fußballexpertise dieser Republik Rede und Antwort stehen (ab 11 Uhr Live auf Germania-TV). Wollen wir hoffen, dass er die Phrasen dort sparsam einsetzt, ansonsten steht der Verein schnell am finanziellen Abgrund. Der CFC scheint sich in solchen Situationen gegenwärtig gut auszukennen. Zwischen Weihnachten und Neujahr werden wir die Toptalente aus Gornau beim Zaubern auf dem Zschopauer Parkett bewundern können: Die Witzschdorfer Hallengala lädt zum Kicken ein, auch hier wird sich bestimmt das ein oder andere internationale Schwergewicht sehen lassen. Anschließend geht es für die F-Junioren ins Trainingslager nach Dubai, der FC Bayern musste den Germaniastädtern leider Platz machen.
Von hier aus wünsche ich schon einmal schöne Weihnachten an alle Leser und Leserinnen!
Tobias Sowade
Wenn bei einer Qualifikationsrunde der Hallenkreismeisterschaft in der Staffel mit fünf Mannschaften ein Team mit immerhin neun Punkten und nur aufgrund der Tordifferenz rausfliegt, ist das objektiv eine bittere Geschichte. Fast hätte es am vergangenen Samstag das Staraufgebot der Gornauer F-Jugend getroffen, obwohl die Nachwuchsgermanen das Turnier fast bis zum letzten Augenblick dominierten: Am Ende stand auf der haben-Seite ein sensationeller Platz zwei, punktgleich mit dem erstplatzierten Nachwuchsteam des TSV Geyer und dem in diesem Falle unglücklichen Ensemble des drittplatzierten FSV Burkhardtsdorf 1, das nur aufgrund vier zu wenig geschossener Tore dahinter auf Platz drei steht und damit den Einzug in die Zwischenrunde des Hallencups verpasst.
Die Stars der Gornauer F-Jugend waren am vergangenen Samstag zu Gast in der vierten Staffel beim Erzgebirgs- Hallencup. Gewissermaßen hatte die Truppe Heimvorteil, wurde die Vorrunde doch in Zschopau ausgetragen – einer Spielstädte, die das Ensemble der Germaniastadt jeden Freitag zum geheimen Training beehrt. Unter den Augen des abermals phänomenal supportenden Ostblocks, der das Turnier in atemberaubender Stimmung kurzerhand standesgemäß zum Heimspiel erklärte, und des Sportvorstands Arnold, der die Entwicklung des Trainergespanns Sowade-Gillert nach den unglücklichen Ergebnissen der vergangenen Spiele in der Liga genauestens unter die Lupe nahm, galt es die harte Arbeit im Training und die Fortschritte der Jungs aufs Futsalparkett vor ausverkaufter Kulisse zu bekommen. Die Ausgangslage war alles andere als perfekt: Trotz intensiver Scoutingverfahren waren die Qualitäten der Gegner – außer die Fähigkeiten der Truppe aus Burkhardtsdorf, gegen die die Germanen wenige Wochen zuvor unter freiem Himmel ein Remis erkämpften – weitestgehend unbekannt. Aus den Tabellenkonstellationen ist üblicherweise wenig abzuleiten und Hallenturniere haben bekanntlich in allen Belangen ihre eigenen Regeln. Zudem ist der Druck durch die Medien und die Erwartungshaltung von Verein und Fans in den letzten Wochen nicht geringer geworden, da die Europaleague-Plätze in der Meisterschaft in weiter Ferne liegen und auch das Pokalaus in der ersten Runde noch immer nicht verdaut ist. Die lokalen Medien taten das übrige und schon machten Gerüchte einer Krisenstimmung in Gornau die Runde.
Insofern waren das nicht die günstigsten Voraussetzungen mit hohen Erwartungen in die Hallensaison zu starten. Dennoch zeigten die Nachwuchsgermanen besonders in den ersten drei Partien in bisher viel zu selten gesehener Souveränität, was dieses Team zu leisten im Stande ist, auch wenn die Trainer bis zu letzten Minute um Platz zwei zittern mussten und permanent rechnerische Qualitäten erforderlich waren, galt es doch die Torverhältnisse immer im Blick zu haben. Angeführt von einer stark aufspielenden Offensive im gewohnt stilsicheren, routiniert und elegant wirkenden tiki-taka Kurzpassspiel mit Felix – der sehenswerte Aktionen und zahlreiche erfolgreiche Torabschlüsse bot – und den flinken Dribblern Euron und Julian, sollten wir in vier Partien vierzehn Treffer erzielen und hätten bei mancher Situation mit mehr Ruhe vorm Tor und weniger ausgewinkelten Hüftgelenken wesentlich mehr Bälle veredeln müssen. Lauro, die immer am richtigen Ort stehende Geheimwaffe, Karim und Elias reihten sich in die starke Leistung der Offensivabteilung ebenso nahtlos ein, wie unsere höchst aggressiv, extrem effektiv sowie sicher spielende Defensive, die ein in überragender Form spielender Max anführte und mit den knallharten Manndeckern Diego und Wilhelm für den starken Rückhalt sorgte, den Bengt in seinem bisher zweiten Auftritt überhaupt im Tor in bemerkenswert ruhiger und gelassener Herangehensweise abrundete. Den ersten Gruppengegner, den FV Venusberg, hatten die Nachwuchsgermanen mit einem 7-0 Erfolg klar im Griff und holten sich das nötige Selbstvertrauen für die kommenden Aufgaben. Aus einer sicheren Defensive heraus zauberte die Offensivabteilung nicht nur das gefürchtete Kurzpassspiel aufs Zschopauer Parkett, sondern zeigte früh dass mit den Germaniastädtern im Verlaufe des Turniers zu rechnen sein wird. Gegen den späteren Staffelsieger aus Geyer - in hochkarätiger Besetzung - konnte ein nicht unverdienter 3-1 Sieg errungen werden. Der Spielverlauf war aber der Ausgangspunkt für die sich wiederholenden Herzrhythmusstörungen des Trainergespanns Sowade-Gillert an jenem idyllischen Samstagmorgen im vorweihnachtlich gestimmten Erzgebirge. Die Defensivabteilung konnte die körperlich präsenten und technisch starken Stars aus Geyer zwar ein ums andere Mal in Schach halten, war aber auch nicht verlegen, in stoischer Ruhe Doppelpassstaffetten im eigenen Strafraum abzuhalten, die Anzeigetafel näher in Augenschein zu nehmen und Situationen in gemütlicher Konferenz am Mittelkreis auszuwerten oder mit atemberaubenden Luftlöchern in brandgefährlichen Situationen etwas Spannung ins Spiel zu bringen. Entertainment boten alle Beteiligten der Germanen – zumindest für den neutralen Fußballfan. Gegen das Aufgebot aus Ehrenfriedersdorf stand am Ende ein ebenso verdienter 4-2 Erfolg, auch wenn nach klarer 4-0 Führung vier Minuten vor Abpfiff von der Mannschaft offenbar in gewohnter Lässigkeit beschlossen wurde, den Herzmuskel der Trainer abermals in Wallung zu bringen. Trotz aller Spannungsmomente: Vorne war das Ensemble mithilfe des zwölften Mannes vom Ostblock in den entscheidenden Momenten präsent, die Defensive ließ in bemerkenswerter Laufarbeit und durch solide Manndeckung wenig Gefährliches zu. Den Rest entschärfte Bengt – eine starke Leistung des Teams. Mit neun Punkten konnten die Germanen entspannt ins letzte Spiel gehen, hätte Burkhardtsdorf – von Kennern der Materie als Favorit gehandelt – nicht überraschend gegen Geyer mit 0-3 verloren: Nun waren mathematische Höchstleistungen der Gornauer Funktionäre gefragt, der Puls noch immer am Anschlag, selbst Sportvorstand Arnold wurde unruhig: Es war möglich, dass die Nachwuchsgermanen trotz drei gewonnener Spiele im Falle einer Niederlage gegen Angstgegner Burkhardtsdorf im letzten Spiel den Einzug in die Zwischenrunde verpassen – einzig die Frage des Torverhältnisses wäre in diesem Szenario entscheidend. Die mathematischen Fähigkeiten versagten kläglich, es kursierten diverse Zahlen. Kurzum: Das Gornauer Ensemble hatte einfach seine Hausaufgaben zu erledigen, dann wäre mit vier Siegen alles klar gewesen. Burkhardtsdorf aber, beflügelt und gewohnt robust agierend, ließ den Gornauern kaum Luft zum Atmen und kontrollierte die Partie besonders über die "Einkicks" – dem großen Geist der grundsätzlich eigentümlichen Futsal-Regeln entsprungenen Prinzip Einwürfe/Eindribblings von der Seitenlinie praktisch als Freistöße auszuführen – nahezu komplett. Das war auch die einzige Mannschaft, die das in seinen physikalischen Eigenschaften einem Stein ähnelnde Spielgerät (es war immerhin rund und knallig gelb!) über die Höhe einer Kinderhüfte zu befördern in der Lage war. Die Pulswerte der Trainer Sowade-Gillert waren mittlerweile nicht mehr zu ermitteln, das Belastungs- und Bewegungsbild an der Seitenlinie glich irgendetwas zwischen Triathlon und Turnübung. Die Mannschaft gab sich im gewohnt routinierten Stil Mühe das Spiel auch wirklich spannend zu halten: Kaum eigene Torchancen, gleichsam erholsame Querpässe wenige Zentimeter vor der eigenen Torlinie oder entspannte Gespräche im Mittelkreis und so mancher von Bengt einfach ins Aus „geguckte“ Ball, den jeder Zuschauer in der Halle im Netz gesehen hatte – vielleicht war es am Ende das Glück des Tüchtigen dass Gornau nur 1-0 verloren hat, wenngleich man sich auch über fünf und mehr Tore hätte nicht beschweren dürfen.
Insgesamt konnten sich die Nachwuchsgermanen mit Platz zwei ein Weiterkommen in die Zwischenrunde sichern und zeigten zumindest in den ersten drei Partien, welche Stärke der Truppe innewohnt. Das Trainerduo Sowade-Gillert hat sich hoffentlich gut von den Strapazen am ersten Adventswochenende erholt und konnte den Besuch beim Kardiologen umgehen. Die anschließende Pressekonferenz musste aufgrund der Gemütsverfassung beider Trainer ausfallen. Sportvorstand Arnold trat im Großen und Ganzen sichtlich zufrieden vor die Presse. Die Zwischenrunde am 10.12. wird um einiges schwerer werden - die Germanen treffen dort erstmals in dieser Saison auf die internationale Konkurrenz.
Am Sonntagfrüh war es nun soweit: Die Bayern der Kreisliga-Staffel 3 des Erzgebirges präsentierten sich vor ausverkaufter Kulisse in der Arena am Gornauer Freibad. Die Bedingungen zu diesem Fußballfest konnten für uns nicht besser sein: Fast die volle Truppe konnten wir aufbieten, ein extra für das Spiel neu aufgelegter Rollrasen sollte unserem feinfühligem, zart und schnell angelegtem Kurzpassspiel entgegenkommen und auch die Osttribüne sorgte für die gewohnt atemberaubende Atmosphäre. Das war es dann aber auch schon, was für die Nachwuchsgermanen sprach. Eine Mischung aus der klaren Überlegenheit des Gegners, einer sehr überschaubaren eigenen Leistung mit vielen individuellen Fehlern und an der ein oder anderen Stelle schlicht mit dem fehlenden Quäntchen Glück, zeigte sich dafür verantwortlich, dass Gornau am Ende mit zehn Gegentoren enttäuscht in die Kabine verschwinden durfte. So ist Fußball eben (dafür zahle ich auch gern drei Euro ins Doppelpassschwein!).
Standesgemäß in der roten Kluft spielend, packte das Starensemble der Stollberger F-Jugend den Hammer aus und zeigte warum man gegenwärtig Meisterschaft, Pokal und Champions League fest im Auge hat: Keine 20 Sekunden waren gespielt, da zappelte das Leder im Netz der von Beginn an verunsichert agierenden Gornauer. Auch die folgenden Minuten waren die Jungs immer nur die reagierende Mannschaft, Druckphasen ließen die Bayern kaum zu, gingen sofort in die Zweikämpfe und überzeugten bei Ballbesitz mit starker Übersicht und Raumaufteilung, die die Nachwuchsgermanen besonders im Defensivverbund teils massiv überforderte. Unsere sonst so griffigen Außenverteidiger kamen kaum ins Spiel. Startelf-Debütant Wilhelm hatte sich links permanent in Laufduellen aufzureiben. Max – an diesem Tag einer der wenigen in annähernder Bestform – konnte auf der rechten Seite seine Zweikampfstärke jedoch nur dann ausspielen, wenn der spielstarke Gegner überhaupt das eins zu eins suchte. Lauro und Laurenz verzweifelten am gegnerischen Stürmer, der in stoischer Ruhe und überragend freie Räume besetze und im Thomas-Müller-Style aus Situationen Tore erzielte, in denen normalerweise nicht einmal eine Ecke herauskommen würde. Da hatte auch Nicos im Tor wenig zu lachen. Das zerreißt jede Defensive. Ende der ersten Halbzeit standen sechs Tore für die Bayern auf dem Videowürfel, unser magisches Offensivdreieck war bis dahin praktisch nicht zu sehen – da hat auch kein Fernglas geholfen. Nun sind in der F-Jugend torreiche Spiele die Regel, weniger die Ausnahme. Insofern besteht immer Hoffnung durch Kollege Zufall oder Glück seine Chancen zu bekommen. Die Coaches Gillert und Sowade schraubten fieberhaft an taktischen Optionen. Schadensbegrenzung oder doch volle Attacke? Mit Bengt wurde ein neuer Tormann gebracht, unsere Geheimwaffe Karim und der wieselflinke Elias zum warm machen geschickt, und die Offensivabteilung in die Pflicht genommen. In der zweiten Halbzeit waren die Gornauer präsenter und endlich auch körperlich besser im Spiel, dazu kam der Rückenwind durch den zwölften Mann: die Osttribüne. Die Bayern spielten das zwar routiniert runter und erzielten ihre Tore, wenngleich ein bärenstark, ruhig und souverän agierender Bengt so manchen Ball sensationell parieren konnte und auch die Defensivabteilung mehr Zugriff hatte. Sie zeigten aber eben auch kleine Schwächen: Felix konnte deren Defensive zwei Mal nach starker Einzelleistung aufreißen und Anschlusstreffer erzielen. Auch Julian, Euron, Karim und Elias kamen in der Folge zu Chancen, auch wenn nichts Zählbares herauskam.
Fazit: 2-10 verloren und viel gelernt. Dass das Spiel schwer würde, war den Gornauer Coaches klar, aber die zehn Gegentore waren natürlich kaum zu akzeptieren und sorgten in der anschließenden Pressekonferenz und den Nachbesprechungen für reichlich Diskussionsstoff. Auch wenn die Trainerstühle nicht wackeln und Sportvorstand Arnold nach wie vor klar Position bezieht – der Druck ist nun da: Die Europa League Plätze geraten aus dem Blick und schnell befindet man sich im Abstiegskampf, wenn sich die Nachwuchgermanen nicht im letzten Spiel vor der Winterpause gegen Gelenau – abermals einen Anwärter auf Meisterschaft und Königklasse – straffen und punkten.
Am Samstag konnte die F-Jugend im heimischen Stadion gegen die Elitetruppe der Burkhardtsdorfer F-Junioren beim 3-3 einen Punkt sichern. Wie von vornherein erwartet und an der Tabellenkonstellation zu erahnen, bewegten sich beide Mannschaften auf einem ähnlichen Leistungsniveau. Das dynamische Trainerduo Gillert / Sowade auf der Gornauer Bank hatte sich wie gewohnt zwei Wochen intensiv und voller schlafloser Nächte auf die Aufgabe vorbereitet und alle taktischen Raffinessen in unzähligen Diskussionen besprochen – einzig der hohe Rasen in der Gornauer Arena sollte unserem gewohnten Tiki-Taka-Stil letztlich unüberwindbare Hürden auferlegen. Trotz des kalt-regnerischen Wetters präsentierten sich vor ausverkaufter Kulisse beide Teams in sensationeller Verfassung. Gornau setzte wie gewohnt im 1-3-3 System mit laufstarken Flügelspielern auf volle Offensive. Chancen gab es auf beiden Seiten, atemberaubende und kuriose Aktionen boten ein wahres Fußballfest: Ob legendäre Paraden der Torhüter, Luftlöcher der Stürmer, Passstafetten zwischen beiden Teams oder die gewohnt verschlafene Anfangsphase der Gornauer zwischen Regenwurmsuche, Schnürsenkelbinden, Tagträumen und völliger Auflösung jedes Ordnungsprinzips aller Mannschaftsteile – alles war dabei. Dennoch – dies dürfte auch den taktischen Füchsen beider Trainerbänke zu verdanken sein – ging es mit einem gerechten 0-0 in die Kabinen. Mit Anpfiff der zweiten Hälfte zeigte sich das Gornauer Ensemble in einigen Aktionen griffiger und kontrollierte die nach wie vor konterstarken Burkhardtsdorfer zusehends. Besonders die Standardsituationen der Gegner bereiteten uns aber wiederholt mächtig Kopfzerbrechen und bauten zusehends Druck auf. Darauf waren wir nicht vorbereitet, die Scoutingabteilung sollte doch endlich auf Videoanalysen in der Spielvorbereitung zurückgreifen. So stark unsere drahtige Abwehr mit Diego, Wilhelm, Laurenz und Lauro auf der Horizontalen ist, so ausbaufähig zeigen wir uns bei Situationen jeglicher Art schon wenige Millimeter über der Rasennarbe. Jeder hohe Ball ging im Mittelfeld verloren – oder rutschte durch die versammelte Truppe. Mit einer brandgefährlichen Ecke netzten die in blau spielenden Burkhardsdorfer unhaltbar für unseren an diesem Morgen in Bestform spielenden Nicos ein. Der rettete auch in der ein oder anderen Situation mit weltklasse Paraden. Erst durch eine Einzelaktion von Felix konnten wir die Führung der Gegner egalisieren. Das magische Dreieck – Felix, Euron und Julian – kam nun besser ins Spiel und abermals netzte Felix nach gutem Doppelpass zum 2-1 ein. Jetzt wäre Vieles möglich gewesen. Ein ums andere Mal verpassten wir es uns zu belohnen und trafen die Bälle in den entscheidenden Situation schlicht nicht (da sind wir wieder beim zu hohen Rasen…). Wieder erlagen wir einem Standard. Burkhardtsdorf glich mit einer stark verwandelten Direktabnahme nach einer Ecke nicht unverdient aus. Die Spannung in der Arena am Freibad war nun zum Greifen nah, die Tribüne bebte, Chancen im Minutentakt auf beiden Seiten, weil wir wieder den Faden aus der Hand verloren, fahrige und hastige Situationen brachten uns jetzt unnötig in Schwierigkeiten. Eine strittige Entscheidung des Schiedsrichtergespanns – nach der originellen Fairplayregelung hoher Funktionäre des SFV sind die Trainer beider Mannschaften für den Spielablauf verantwortlich (damit bekommt das Wort „unparteiisch“ eine vollkommen neue Bedeutung und lässt so manches Dilemma am Rand bei allen Beteiligten zurück, besonders wenn es eng zugeht…) – erhitzte die Gemüter und sollte Gornau an den Rand der Niederlage bringen: Mit der Strafstoß - Entscheidung gegen Gornau haderten wir, dennoch war das so nach Meinung aller Unparteiischen am Spielrand ganz klar vertretbar! Der Videobeweis ist auch hier nicht zugelassen. Routiniert und eiskalt verwandelte der Schütze. Fünf Minuten waren noch zu spielen, Gillert war nun vertieft in die Taktikmappe und spielte sämtliche Optionen durch, was war noch zu machen? Sowade konzentrierte sich neben dem Spielgeschehen, der Spielleitung als Schiri und der Linienrichtertätigkeit ebenso auf die nun immerwährend sich öffnenden Schnürsenkel seiner Spieler (Klettverschlüsse für F-Junioren Fußballschuhe könnten neue Milliardäre hervorbringen…) und nicht zuletzt auf die Beruhigung der einsatzwilligen Ersatzspieler Elias und Bengt. Beides als absolute Geheimtipps neu zur Truppe dazu gestoßene Jungs, die an diesem Tag ihr Debüt geben sollten. Das Spiel war nun hektisch und das Gornauer Ensemble setzte alles daran, die Arena zum Beben zu bringen. Drei Minuten vor Spielende gelang es dem Knipser Julian eine scharfe Hereingabe von Felix über die Linie zu drücken.
Am Ende geht das 3-3 in Ordnung. Starke Burkhardtsdorfer des überwiegend älteren Jahrgangs konnten wir damit in der Tabelle auf Distanz halten und bewegen uns nun im gesicherten Mittelfeld mit Blick auf die Europa League Plätze. Nächste Woche spielen wir vor heimischer Kulisse gegen den Tabellenführer Stollberg – das Bayern München der Kreisliga Staffel drei im Erzgebirge. Da wird nur eine starke, kämpferische Teamleistung (und gemähter Rasen) helfen, wenn wir zählbares holen wollen.